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    Buybacks  196  0 Kommentare Wie Aktienrückkäufe die Kurse treiben

    Unternehmen, deren Aktien viel Geld kosten, können einen Aktiensplit durchführen, der den Einstieg erleichtert. Welche Vorteile hat das für Anleger?

    Der Erwerb eigener Aktien ist insbesondere unter US-Unternehmen ein beliebtes Mittel, um den Börsenkurs zu stützen. Erfahren Sie, wie diese Art der Kurspflege funktioniert und wie sich die Corona-Krise darauf auswirken könnte.

    2018 war das Rekordjahr für Aktienrückkäufe in den USA: Die Unternehmen im US-Leitindex S&P 500 erwarben eigene Papiere im Wert von rund 806 Milliarden US-Dollar – nicht zuletzt aufgrund der höheren Gewinne durch die Unternehmenssteuer-Senkung der Trump-Regierung. Im folgenden Jahr fiel dieser zusätzliche Boost zwar weg, das Volumen der Buybacks lag aber noch immer bei mehr 730 Milliarden US-Dollar. Im Corona-Jahr 2020 dürfte der Betrag deutlich sinken: Im zweiten Quartal des Jahres lagen die Aktienrückkäufe um 46 Prozent niedriger als im Vorjahresquartal – das entspricht knapp 90 Milliarden US-Dollar weniger. Für das Gesamtjahr rechnen Experten mit einem Einbruch von bis zu 50 Prozent. Aber warum kaufen Unternehmen überhaupt ihre eigenen Aktien? Und warum profitieren davon ihre Anleger?

    Weniger Aktien höherer Gewinn

    Für Unternehmen gibt es verschiedene Gründe, ihre eigenen Papiere zu erwerben. Ein wichtiges Motiv ist es, überschüssige Liquidität an ihre Aktionäre weiterzugeben. Während dafür in Europa meist Dividenden das Mittel der Wahl sind, setzen US-Konzerne aus steuerlichen Gründen eher auf Aktienrückkäufe. Denn davon können die Anleger ebenfalls profitieren: Nach dem Ankauf der Papiere durch das Unternehmen werden diese meist vernichtet. Dadurch verringert sich die Anzahl der verfügbaren Titel an der Börse. Die Folge: Der Gewinn pro Aktie steigt, was sich in aller Regel positiv auf den Kurs auswirkt. Auf diese Weise trugen Aktienrückkäufe in den Jahren 2011 bis 2018 rund 13 Prozent zur Wertentwicklung des S&P 500 bei.

    Dass die Buybacks dieses Jahr niedriger ausfallen werden, ist daher grundsätzlich eine schlechte Nachricht für Anleger. Dabei sparen viele Unternehmen nicht freiwillig daran: Der US-Kongress hat einschneidende Bedingungen an die Auszahlung von Hilfsgeldern zur Bewältigung der Corona-Folgen geknüpft. Finanzielle Unterstützung erhalten Unternehmen nur, wenn sie die Ausschüttung von Dividenden und ihre Aktienrückkäufe für zwölf Monate einschränken. Aus diesem Grund mussten zahlreiche Unternehmen entsprechende Programme stoppen.

    Andere wiederum stellen sich gegen den Trend – zum Beispiel Apple. Der Technologiekonzern gehört zu den größten Aktienrückkäufern und hat in den vergangenen fünf Jahren etwa 250 Milliarden US-Dollar für eigene Papiere ausgegeben. Und trotz Corona hat der iPhone-Hersteller Ende Juli 2020 nicht nur steigende Umsatzzahlen gemeldet, sondern gleichzeitig eine Erhöhung der Quartalsdividende angekündigt. Darüber hinaus hat der Aufsichtsrat einen Aktiensplit im Verhältnis 4:1 genehmigt. Doch was hat es damit auf sich?

    Aktiensplit Einstiegsmöglichkeit für Kleinanleger

    Insbesondere viele Kleinanleger schreckt ein hoher Preis ab. Daher können Gesellschaften, deren Aktien viel Geld kosten, einen Aktiensplit durchführen – wie jüngst eben Apple: Jeder Aktionär des Unternehmens erhielt drei zusätzliche Aktien für jede Position, die er Ende September 2020 im Depot hatte. Der Kurs wurde geviertelt – und die Aktie dadurch günstiger: Vor dem Split wurde sie für rund 500 US-Dollar gehandelt, danach kostete ein Papier etwa 125 US-Dollar. Für die Apple-Aktionäre änderte sich der Gesamtwert ihrer Anteile aber natürlich nicht, da sie entsprechend mehr Aktien im Depot haben.

    Durch einen solchen Aktiensplit wird Anlegern der Einstieg erleichtert und die Handelbarkeit der Aktie verbessert. Das kann sich positiv auf den Kurs auswirken. Die Apple-Aktie entwickelte sich nach dem jüngsten Aktiensplit kurzzeitig spürbar besser als der Gesamtmarkt. Doch vor allem geht es dabei um Psychologie: Je niedriger der Preis einer Aktie, desto kleiner die Eintrittsschwelle für Anleger.

    Für Anleger, die ihr Depot um Unternehmen mit vergleichsweise hohen Aktienrückkäufen ergänzen möchten, gibt es zum Beispiel passende ETFs – unter anderem auf den MSCI Europe Buyback Yield Index, der entsprechende Aktien aus Europa abbildet, oder sein US-Pendant S&P 500 Buyback Index.

    Weitere Informationen finden Sie auf www.derfonds.com


    Helge Rehbein
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    Helge Rehbein (Jahrgang 1975) ist als in der Spiegel-Gruppe ausgebildeter Wirtschaftsredakteur seit dem Jahr 2010 in der Finanzberichterstattung und Finanzkommunikation tätig. Zu seinen Schwerpunktthemen gehören Nachhaltigkeit, Megatrends, Schwellenländermärkte, Rohstoffe und ETF-Strategien. Der studierte Politik- und Sprachwissenschaftler wertet dank seiner genauen Kenntnisse des Englischen, Spanischen und Portugiesischen Material aus den entsprechenden Originalquellen aus – und sorgt damit für einen frischen Blick auf das Marktgeschehen. Helge Rehbein investiert an den globalen Märkten selbst und vertraut als Kenner der internationalen Beziehungen auf seine Branchenexpertise und sein erprobtes Gespür bei der Bewertung von globalen Marktchancen. Seine Interviewpartner schätzen ihn als Journalisten, der sachlich berichtet und gerne auch einmal unbequeme Fragen stellt.
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    Verfasst von Helge Rehbein
    Buybacks Wie Aktienrückkäufe die Kurse treiben Der Erwerb eigener Aktien ist insbesondere unter US-Unternehmen ein beliebtes Mittel, um den Börsenkurs zu stützen. Erfahren Sie, wie diese Art der Kurspflege funktioniert und wie sich die Corona-Krise darauf auswirken könnte.