FOREX-Report
Finanzmarkt: Risikofreude – USA: Große Subvention? – UK: „Brexit bites“
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,2045 (06:04 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,2012 im US-Geschäft markiert wurde.
Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 105.00. In der Folge notiert EUR-JPY bei 126,48. EUR-CHF oszilliert bei 1,0812.
Die Finanzmärkte spiegeln Risikofreude. Sowohl die Unternehmensbilanzen als auch die Konjunkturdaten setzen weitgehend und überwiegend positive Akzente. Gleichzeitig ist der Nachrichtencocktail aus dem Corona-Umfeld von leichter, aber latenter Entspannung geprägt. Zusätzlich zeichnet sich ab, dass das US-Konjunkturpaket in der großen Fassung von 1,9 Billionen USD umgesetzt werden kann (siehe unten).
Aktienmärkte zeigen sich in der Folge in einer freundlichen Verfassung. Der USD gewann an Boden. Das „Old-Establishment“ am Edelmetallmarkt feierte gestern den Sieg einer Schlacht (nicht des „Kriegs“).
US-Hilfspaket: Großes Volumen wahrscheinlicher
Die Demokraten haben im Kongress Maßnahmen ergriffen, dass das Hilfspaket (1,9 Billionen USD) in einem vereinfachten Verfahren („Budget Reconciliation“) durch beide Kammern des Kongresses gebracht werden kann. US-Finanzministerin Janet Yellen betonte, dass der Kongress dringend das neue Rettungspaket auf den Weg bringen müsste.
Das verstehen wir, da der US-Verbraucher ohne Subvention zu wenig verbraucht!
Yellen argumentierte gegenüber demokratischen Senatoren, dass die US-Wirtschaft per 2020 so stark wie noch nie seit Ende des 2. Weltkriegs geschrumpft sei. Mit dem Wachstum, das das Congressional Budget Office (CBO) prognostiziere, würde es Jahre dauern, bis das Land wieder Vollbeschäftigung erreichte.
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Das ist richtig, aber anders als in den Dekaden zuvor ist das strukturelle Grundgerüst der US-Wirtschaft/US-Gesellschaft so schwach wie noch nie zuvor.
Laut Experten würde ein solches Verfahren mehr Zeit in Anspruch nehmen als das normale Verfahren. Nach der Verabschiedung des Haushalts müsste ein Gesetz ausgearbeitet werden. Das könne bis Anfang oder Mitte März dauern.
Es kommt hinsichtlich der Fokussierung auf die quantitative Konjunkturlage nicht auf einen Monat an, entscheidender ist diesbezüglich der Umfang.
Brexit: In Nordirland schwelt es
Hintergrund: Nach dem Abkommen zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU soll eine harte Grenze zwischen Nordirland und Irland vermieden werden. Um den Schutz des EU-Binnenmarktes zu garantieren, fallen Waren, die vom UK nach Nordirland geliefert werden, damit unter EU-Vorschriften, womit es eine Zollregelung innerhalb des UK gibt.
In Nordirland nehmen die Spannungen als Folge des Brexit zu. Die EU-Kommission zog gestern ihre Kontrolleure an den nordirischen Häfen ab. Die Sicherheit der EU-Kontrolleure hätte laut EU-Kommission höchste Priorität. Auch die nordirischen Kontrollen an den Häfen waren wegen Sicherheitsbedenken ausgesetzt worden.
Peter Johnston von der DUP (probritisch) sagte, ihm lägen Geheimdienstberichte vor, wonach Personen Autokennzeichen der Hafenmitarbeiter notierten. Die Brexit-Vereinbarung zu Nordirland hätte einen schädlichen Einfluss auf ganz Nordirland.
Unser Kommentar: London hat diese mögliche Entwicklung in Arroganz immer heruntergespielt. Auch Populisten holt die Realität ein.
Der britische Kabinettsminister Gove sprach im Unterhaus von ernsthaften Schwierigkeiten mit den Brexit-Vereinbarungen bezüglich des Handels in Nordirland. Er forderte längere Übergangsfristen, um sicherzustellen, dass Supermärkte die Konsumenten mit allen erforderlichen Waren versorgen könnten. Das Vertrauen hätte gelitten, Schaden sei angerichtet, und jetzt müsse gehandelt werden.
Der gute Herr Gove fordert wieder etwas von Dritten (EU) ein, nachdem seine Regierung nicht geliefert hat. Machen sie sich Ihre eigenen Gedanken …
Bundesbank: Dank Brexit fließen Geschäftsvolumen und Jobs
Banken werden wegen des Brexit laut Schätzungen der Bundesbank Geschäfte im Billionenvolumen nach Deutschland verlagern. Bis Ende 2020 wurden Geschäfte im Umfang von 675 Milliarden EUR vom UK nach Deutschland umgesiedelt. Die Zahlen könnten sich vervielfachen. Gemäß aktuellen Planungen der Banken werde das verlagerte Geschäftsvolumen bis Ende nächsten Jahres auf 1,2 Billionen EUR steigen. Bisher wurden 2.500 Arbeitsplätze aus London nach Deutschland verlagert.
Als Fazit lässt sich ziehen, dass noch nie ein britischer Premier so viel für den Finanzstandort Kontinentaleuropa zu Lasten Londons gemacht hat wie Boris Johnson. Wir haben das ab 2016 für den Fall des Brexit prognostiziert. Es kommt noch mehr!
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:
Eurozone: BIP besser als erwartet
Das BIP der Eurozone sank gemäß Erstschätzung per 4. Quartal 2020 im Quartalsvergleich um 0,7% (Prognose -1,0%) nach zuvor +12,5%. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 5,1% (Prognose -5,4%) nach zuvor -4,3%.
Im Gesamtjahr stellte sich in der Eurozone ein Rückgang der Wirtschaftsleistung um 6,8% ein (Prognose IWF aus 01/21 -7,2%).
USD: New York zeigt Schwäche
Der ISM New York Business Conditions Index sank im Januar von zuvor 61,3 auf 51,2 Punkte.
China: Wachstum, aber weniger dynamisch
Der von Caixin ermittelte Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor sank per Januar von zuvor 56,3 auf 52,0 Punkte. Damit kam es seit Mai 2020 latent zu Werten, die über 50 Punkten liegen und damit weiteres Wachstum implizieren.
Aktuelle weitere PMIs des Dienstleistungssektors per Januar
Japan: 46,1 nach zuvor 47,7 negativ
Hongkong: 47,8 nach zuvor 43,5 positiv
Indien: 52,8 nach zuvor 52,3 positiv
Russland: 52,7 nach zuvor 48,0 sehr positiv
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Positionierung EUR/USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.2200 – 1.1910 eröffnet neue Opportunitäten.
Viel Erfolg!