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    FOREX-Report  478  2 Kommentare Quantitativ starke Daten/qualitativ heterogen – USA im Sanktionsmodus

    Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1958 (06:12 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1951 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde.

    Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 108,83. In der Folge notiert EUR-JPY bei 130,15. EUR-CHF oszilliert bei 1,1034.

    An den Finanzmärkten macht sich an den Aktienmärkten Risikofreude breit. In den USA markierte der Dow Jones einen neuen Rekordwert. Der USD steht weiter im Korrekturmodus gegen Hauptwährungen, auch gegen edle Metalle. Die Zinsfront bietet keine neuen Erkenntnisse in der westlichen Welt.

    Die erhöhte Risikobereitschaft an Aktienmärkten wird entscheidend von bisher positiven Quartalsberichten der Unternehmen, aber auch von den makroökonomischen Daten getragen, die quantitativ überzeugen.

    In den letzten 24 Stunden erreichten uns überwiegend starke Daten aus China, den USA, Japan und Russland. Auch wenn positive Erwartungswerte nicht immer erreicht wurden, ergibt sich in der Gesamtbetrachtung eine starke quantitative Dynamik in der Weltwirtschaft. Im sich anschließenden Datenpotpourri sind die Details der Veröffentlichungen aufgeführt.

    Dabei ist wesentlich, dass die fulminante Expansion in China sich qualitativ extrem von der US-Expansion abhebt. Während in China ein normales Zinsniveau mit zarten Elementen einer konservativeren Zentralbankpolitik etabliert ist und auch der Staat sich in der Unterstützung weitgehend zurückgezogen hat (= selbsttragende Kräfte der Ökonomie), ist das quantitative Konjunkturbild in den USA geprägt von massivsten Subventionsmaßnahmen., die Ausdruck nicht selbsttragender Kräfte sind.

    Dieser qualitative Unterschied ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Grund für den hybriden Wirtschafts- und Finanzkrieg der USA gegen China, denn Wirtschaftskraft ist Ausdruck von Machtpotential.

    USA im Sanktionsmodus

    Die USA verhängten gestern erhebliche Sanktionen gegen Russland. Dies sei die Antwort auf eine Einmischung in die US-Wahl, das Vorgehen gegen Dissidenten und Cyberaktivitäten, teilte das Präsidialamt in.

    Der Erlass von Präsident Biden sehe die Ausweisung von zehn Mitarbeitern der russischen diplomatischen Vertretung in Washington vor. Ein Teil der Maßnahmen richtet sich gezielt gegen Russlands Staatsfinanzen: So sollen US-Institute bestimmte russische Staatsanleihen ab Juni nicht mehr kaufen dürfen.

    Gemäß Insiderberichten sei es das US-Hauptziel, die US-Entschlossenheit durch einen schwerwiegenden Schritt zu demonstrieren. Es solle klar signalisiert werden, dass die USA die Möglichkeit hätten, auf eine sehr wirkungsvollere Weise zu eskalieren.

    So weit zu den Fakten, die die USA gestern lieferten.

    Laut Theorem sind die USA ein Rechtsstaat. Die rechtsstaatliche US-Untersuchung der Vorwürfe der angeblichen russischen Wahleinmischung 2016, die mehrere Jahre Grundlage der feindlichen US-Politik gegen Russland war, sind rechtlich entkräftet wurden. Wo ist die Entschuldigung der USA gegenüber Russland, denn die daraus resultierende US-Aggressionspolitik war dann doch irrtümlich? Die Tatsache, dass diese Erkenntnis kein anderes US-Verhalten zur Folge hat, ist Ausdruck einer anderen Agenda. Es geht um die Destabilisierung/Isolierung Russlands. Dazu dürfen Narrative nach Gutsherrenart entwickelt werden. Der Begriff „angeblich“ eignet sich trefflich.

    Der Fall Nawalny hat kein US-Standing, wenn sowohl Assange und Snowden in den USA mit der Todesstrafe bedroht sind, weil sie kriminelles US-Staatshandeln öffentlich machten. Die US-Geheimdienste fuhrwerken in allen Ländern in unzulässiger Weise herum (belegt durch Snowden). Belege für Cyberattacken dritter Länder gegen die USA bleiben aus. Es sind latent Unterstellungen, die von US-Geheimdiensten geliefert werden. Wie häufig haben US-Geheimdienste in massivster Manier gelogen (auch im US-Geheimdienstausschuss gegen die parlamentarischen Kontrolleure)? Soll auf der Basis der Weltfrieden zerstört werden?

    Die Vorwürfe der USA gegen Russland beginnen grundsätzlich mit dem Begriff „angeblich“. Die „Smoking Guns“ werden nicht geliefert. Die USA setzen bei diesen Vorgehen immer eine massive Medienmacht ein, die in der westlichen Welt durch das Stilmittel der Reiteration (Wiederholung) Wirkung entfaltet. Die Vorwürfe werden dann zu Fakten erhoben und auf dieser Politik werden in der Folge aggressive politische US-Maßnahmen basiert.

    Dabei wird auf „Verbündete“ (auch Institutionen), die nach Belieben der USA einmal „Freund“ dann „Feind“ sind, massiver Druck ausgeübt, um deren Solidarität auch gegen Eigeninteressen dieser Länder zu erzwingen.

    Diese dargelegte US-Vorgehensweise lässt sich gegen China und Russland in den letzten Jahren latent nachweisen.

    Analyse ist mein Job. Analyse heißt Mustererkennung. Das Muster ist unverkennbar.

    Die Auslöser von Weltkriegen waren im letzten Jahrhundert kleine Länder mit starkem Nationalismus (Serbien, Polen). Passt das zur Ukraine und zu Taiwan?

    Wer eskaliert, wer spielt mit dem Feuer? Weiß Kontinentaleuropa, was es tut?

    Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden: Quantitativ top/qualitativ heterogen

    China: Starke Daten, aber Basiseffekte ausgeprägt

    Das BIP legte im 1. Quartal im Jahresvergleich um 18,3% (Prognose 19,0%) nach zuvor 6,5% zu. Hintergrund des historisch hohen Anstiegs ist der historisch hohe Einbruch im Vorjahr (Basiseffekt).

    Die Einzelhandelsumsätze nahmen per März im Jahresvergleich um 34,2% (Prognose 28,0%) nach zuvor 33,8% zu (Basiseffekte).

    Die Industrieproduktion verzeichnete per März einen Anstieg im Jahresvergleich um 14,1% (Prognose 17,2%) nach zuvor 35,1% (Basiseffekte).

    Die Investitionen in städtischen Räumen nahm per März im Jahresvergleich um 25,6% (Prognose 25,0%) nach zuvor 35,0% zu.

    Die Arbeitslosenrate sank per März von zuvor 5,5% auf 5,3% (allzeittief bei 4,80%, per 02/2020 6,2%).

    Eurozone: Reserven unwesentlich gestiegen

    Die Devisenreserven stellten sich per März auf 849,4 nach zuvor 848,6 Mrd. Euro.

    USA: Subvention wirkt sich makroökonomisch aus

    Der NY Fed Manufacturing Index stieg per April von zuvor 17,4 auf 26,3 Punkte (Prognose 19,5) und markierte den höchsten Wert seit Oktober 2017.

    Der Philadelphia Fed Business Index fiel per April von zuvor 51,8 auf 50,2 Zähler (Prognose 42,0).

    Die Einzelhandelsumsätze stiegen maßgeblich wegen der staatlichen 1.400 USD Subvention („Helikoptergeld“) im Monatsvergleich um 9,8% (Prognose 5,9%, Jahresvergleich +28,16%, zuvor 6,66%) nach zuvor -2,7% (revidiert von -3,0%).

    Die Arbeitslosenerstanträge sanken per 10. April von 769.000 (revidiert von 744.000) auf 576.000 (Prognose 700.000).

    Die Industrieproduktion nahm per März im Monatsvergleich um 1,4% (Prognose 2,8%) nach zuvor -2,6% (revidiert von -2,2%) zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 1,02% nach zuvor -4,77% (revidiert von -4,25%).

    Die Kapazitätsauslastung stellte sich per März auf 74,4% (Prognose 75,7%) nach zuvor 73,4% (revidiert von 73,8%).

    Lagerbestände stiegen per Februar im Monatsvergleich um 0,5% (Prognose 0,5%, Vormonat revidiert von 0,3% auf 0,4%).

    Der NAHB Housing Market Index nahm erwartungsgemäß per April von zuvor 82 auf 83 Punkte zu.

    Japan: Positive Entwicklungen

    Der von Reuters ermittelte Tankan Index für das Verarbeitende Gewerbe legte per April von zuvor 6 auf 13 Punkte zu und erreichte den höchsten Wert seit Februar 2019.

    Der Reuters Tankan Index des Dienstleistungssektors verzeichnete per April einen Anstieg von zuvor -5 auf -3 Zähler (Höchstwert seit Februar 2020).

    Russland: Positive Entwicklungen

    Die Devisenreserven stellten sich per 9. April auf 580,5 nach zuvor 574,8 Mrd. USD.

    Die Industrieproduktion stieg per März im Jahresvergleich um 1,1% (Prognose -1,0%) nach zuvor -3,2% (revidiert von -3,7%).

    Es ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden der Widerstandszone im Währungspaar EUR/USD bei 1.2090 – 1.2120 neutralisiert den positiven Bias des USD.

    Viel Erfolg!




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    Folker Hellmeyer
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    Folker Hellmeyer gilt als einer der profiliertesten Volkswirte und Chefanalysten Deutschlands. Nach dem Abschluss seiner Banklehre und der Bankakademie war Folker Hellmeyer in den 1980er Jahren im Devisenhandel der Deutsche Bank AG in Hamburg tätig. Später entsandte ihn die Bank als Kassahändler für ein Jahr nach London. 1989 kehrte er zurück nach Hamburg und initiierte den Aufbau eines JPY-Handelstisches.

    Im Februar 1990 wechselte Folker Hellmeyer als Freiverkehrsmakler im Interbankendevisenmarkt zur Bierbaum & Co. GmbH & Co. OHG.

    Von 1995 bis 2002 war er zunächst als Senior Dealer und ab 1997/98 als Chefanalyst und Verantwortlicher des Zentralbanktisches bei der Landesbank Hessen-Thüringen GZ tätig. Im Jahre 1998 schloss Folker Hellmeyer erfolgreich das ACI-Diplom ab.

    Von April 2002 bis Ende 2017 war Folker Hellmeyer Chefanalyst/Chefvolkswirt der Bremer Landesbank. Seit 2016 war er darüber hinaus Im Fonds Advisory der BLB tätig.

    Seit Anfang 2018 nimmt er in der neu gegründeten Firma Solvecon-Invest den Posten des Chefanalysten und die Rolle im Fonds Advisory ein.

    Als Kommentator des Geschehens an den internationalen Finanzmärkten ist er u. a. regelmäßig auf n-tv, Welt-TV und anderen Sendern zu sehen.

    Im Jahr 2008 veröffentlichte Hellmeyer das Bestsellerbuch „Endlich Klartext“* im FinanzBuch Verlag.

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    Verfasst von Folker Hellmeyer
    FOREX-Report Quantitativ starke Daten/qualitativ heterogen – USA im Sanktionsmodus Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1958 (06:12 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1951 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde.

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