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     1873  0 Kommentare Wenn europäische Krisenrettung Krisen hervorruft - Seite 2

    Und spätestens mit der Corona-Krise wurden auch noch die letzten europäischen Stabilitätsreste entsorgt. Sicher, die Wirtschaftsleistung brach im Frühjahr 2020 stärker ein als zur Zeit der Weltwirtschaftskrise ab Ende der 1920er. Da wollte die EZB nicht der „Stinkstiefel“ sein, der sich weigert, die gewaltigen kreditfinanzierten Staatsausgaben zu stemmen. Die Kehrseite der geldpolitischen Spendierhosen ist jedoch folgenschwer: Wie der Hund für Frauchen oder Herrchen wurde die EZB zum besten Freund einer ausgabefreudigen Fiskalpolitik. Aus dem früheren Kampfhund der (Preis-)Stabilität wurde der Apportierhund der Finanzpolitik. So viel zum Thema Unabhängigkeit.

    Damit wurde ein Tor sperrangelweit geöffnet, das selbst alle Helden der Mythologie und auch die aus Hollywood niemals wieder schließen könnten. Egal, wo es zukünftig zwickt oder zwackt, die freundlich fusionierte Geld- und Finanzpolitik als Dream Team der Staatswirtschaft ist stets bereit. Ist Krise nicht immer und überall?

    Mittlerweile muss auch der Klimaschutz als Argument für freizügige Geldpolitik herhalten. Da man beim Griff in die Portemonnaies der Nationalstaaten ins Leere greift, springt eben die EZB als Big Spender ein. Wer will schon diesem edlen Ansinnen widersprechen?

    Doch damit nicht genug. Selbst geopolitische Konflikte werden immer mehr als willkommene Gründe für Rettungsmaßnahmen ins Auge gefasst. Die Entfremdung Europas von Amerika, das offenbar von einem Präsidenten mit ungeahnten Trump-Qualitäten regiert wird und der mit „Buy American“ die europäische Exportwirtschaft angreift, schreit doch geradezu nach kompensierenden Aufbauspritzen unserer Notenbank. Das gilt auch für China. Das Land der Mitte, das Exportnationen wie Deutschland lange eine süße Sonderkonjunktur bescherte, zeigt sich zunehmend sauer.  

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    Auch im Bundestagswahlkampf werden mitunter das Verbot von Schuldenvergemeinschaftung oder die deutsche Schuldenbremse längst als antiquiert und als Dinosaurier gebrandmarkt. Diese Töne fallen bei der Mehrheit der Euro-Staaten und im EZB-Direktorium auf sehr fruchtbaren Boden, die Preis- oder generell Stabilitätspolitik als hässlichen Pickel auf einer makellos schönen staatswirtschaftlichen Haut betrachten. Übrigens, die Kernkompetenz von Politikern ist Geld ausgeben. Darauf werden sie so wenig verzichten wie Casanova auf seine bekannte Stärke.

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    Robert Halver
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    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

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    Verfasst von Robert Halver
    Wenn europäische Krisenrettung Krisen hervorruft - Seite 2 Wenn europäische Krisenrettung Krisen hervorruft Eigentlich seit der Asien-Krise 1997/1998 ist es mit der Rolle der Politik als nur einem Schiedsrichter in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten vorbei. Und so befindet sich auch die EZB, später …