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     2716  0 Kommentare Die fetten Jahre sind vorbei


    Morgen startet in unseren Kinos ein bemerkenswerter Film mit obigem Titel, in dem ausgerechnet Immobilienbesitzer angegangen werden, zu reich zu sein. Auf das oberste eine Prozent mag das sicherlich zutreffen, doch der Rest ist sicherlich deutlich in den Miesen. Die fetten Jahre sind auch hier (unwiederbringlich) vorbei. Ich kenne niemanden, der derzeit eine Immobilie mit Gewinn verkaufen könnte.

    Die fetten Jahre sind aber auch an der Börse vorbei. Die Fondsgesellschaften setzen derzeit bis zu 25 Prozent ihrer Manager vor die Tür. Kleine Fonds werden sofort geschlossen – und das Ergebnis wird das gleiche sein wie in anderen Bereichen: Konzentration auf einige wenige – Nischenanbieter haben keine Chancen mehr. Die fetten Jahre sind vorbei.

    Sie sind es aber auch für die Privatanleger, da diese – völlig verschreckt vom gerade erst vergangenen Crash und den täglich neu auftauchenden Untergangsvisionen – nahezu nicht an der Kursverdoppelung binnen knapp zwei Jahren partizipiert haben.

    „Ich kaufe Angst und verkaufe Euphorie“, hat der US-Börsianer Jim Rogers immer gesagt. Er handelt allerdings kaum danach, ist nämlich dauerhaft pessimistisch. Nimmt man diesen Spruch jedoch für voll, dann kann man durchaus noch weiter kaufen. Die fetten Jahre sind zwar vorbei – aus meiner Sicht sogar für Jahrzehnte (und zwar in jeder Hinsicht, an der Börse und in der Wirtschaft) – doch auch ein normales Essen kann ja durchaus schmackhaft und nährsam sein.

    Aber: Fettes führt letztlich ja doch nur zum Herzinfarkt. Mikro- wie makroökonomisch. Wir sollten also nicht zu traurig sein, dass die Völlerei zu Ende ist.


    berndniquet@t-online.de


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
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