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     696  0 Kommentare Wenn wir das überleben, dann ...

    Wer wissen möchte, wie Russland in der Ukraine agieren wird, der soll nach Aleppo schauen, haben Spezialisten schon vor Längerem gesagt

    Ich frage mich, wie lange die freie Welt noch zuschauen kann, wie hier eine friedliche Demokratie und friedliche Menschen barbarisch abgeschlachtet werden?

     

     

    Wie lange soll die Sendung „Völkermord live“ noch jeden Tag im Fernsehen laufen?

     

    Ja, die Ukraine ist nicht in der Nato, doch bedeutet das, dass wir unsere Freunde nicht verteidigen können? Dürfen wir erst dann eingreifen, wenn der letzte ukrainische Mann tot ist und ein Angriff auf ein Nato-Land startet?

     

    Und was ist eigentlich mit den Sicherheitsgarantien der USA und Großbritannien für die Ukraine aus dem Jahr 1997, als die Ukraine alle ihre Atomwaffen abgegeben hat?

     

    Anscheinend haben Diktaturen mehr Rechte als Demokratien. Doch ist das die Welt, die wir uns vorstellen?

     

    Anfang letzter Woche habe ich mich geschämt, ein Deutscher zu sein. Denn selten hat ein Land so erfolgreich genau das Gegenteil dessen erreicht, was es sich zum Ziel gesetzt hatte. Unsere gesamte Politik war darauf ausgerichtet, es nicht zu einem neuen Hitler kommen zu lassen, doch genau den haben wir dank unserer Finanzen wunderbar herangezogen.

     

    Die Wende, die sich dann jedoch ergeben hat, ist beeindruckend. Auch wie die Europäer untereinander und mit den USA jetzt zusammenrücken, begeistert mich. Plötzlich ist die Spaltung der EU zwischen Ost und West verschwunden. Wenn wir diese Krise überleben, dann habe ich große Hoffnung, dass wir danach eine bessere Welt haben.

     

    Denn Putin wird diese Geschichte politisch nicht überleben, so oder so. Und ich denke, die sozialen Medien, die ich ansonsten so hasse, spielen hier eine entscheidende Rolle. Denn alles, was in der Ukraine passiert, weiß sofort die ganze Welt. So etwas hat es in keinem Krieg vorher jemals gegeben. Und das hat Putin komplett unterschätzt.

     

    Doch reicht das alles, um schnell etwas zu verändern? Joe Biden hat einen in meinen Augen unglaublich zynischen Satz gesagt, dass selbst dann, wenn Russland auf dem Schlachtfeld Erfolge erzielt, Putin auf lange Sicht der Verlierer ist. Mag sein, doch was interessiert tote Ukrainer das Schicksal von Putin?

     

    Sind wir nicht erneut zu duckmäuserisch? 2007 und 2014 haben wir es abgelehnt, die Ukraine in die Nato aufzunehmen, weil wir Putin nicht provozieren wollten. Was daraus geworden ist, können wir derzeit täglich in „Völkermord live“ sehen.

     

    Und heute haben wir erneut Angst, Putin zu provozieren. Aber können nicht auch wir ab jetzt unter falscher Flagge operieren?

     

    Ich ertrage es jedenfalls mittlerweile jedenfalls kaum noch. Diese ganze Phrasen von westlicher Seite den ganzen Tag über, während in der Ukraine die Menschen sterben. Ich kann das nicht mit ansehen,wie ungleich dieser Kampf ist und zu wissen, ich bin daran mitschuldig.

     

    Wenn ich zu entscheiden hätte, wüsste ich, was ich tun würde. Wahrscheinlich ist es jedoch gut, dass dem nicht so ist.

     

    Bernd Niquet

     

    berndniquet@t-online.de

     

     

     

     

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Wenn wir das überleben, dann ... Und bis dahin jeden Tag die Sendung „Völkermord live“ im Fernsehen

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