100% Kursgewinn

Seit unserer Kaufempfehlung von Anfang September 2004 bewegt sich der Aktienkurs der Eurofins Scientific S.A. (FR000038259) stets nach oben. Damals notierte das Papier bei zwölf Euro. Aktuell müssen Sie für die Anteilsscheine knapp 24 Euro berappen. Macht ein Kursplus von sage und schreibe 100 Prozent! Mit einem Börsenwert von 320 Millionen Euro liegt das Unternehmen aber inzwischen recht gut im Futter. Wegen der hohen Kapitalisierung haben die Franzosen bereits locker ein Kriterium für die Aufnahme in den TecDAX erfüllt. Leider lassen die Handelsumsätze in Deutschland völlig zu wünschen übrig. Die Umsätze finden nahezu komplett an der Pariser Börse statt. CFO Matthias Wilbur-Weber sähe sein Unternehmen natürlich gerne im deutschen Auswahlindex. Wie Weber im Gespräch mit TradeCentre erklärt, ist er daran interessiert, das Handelsvolumen in Deutschland zu steigern. Bisher ist es dem Management aber noch nicht gelungen, Institutionelle dazu zu bewegen, ihre Orders in Frankfurt oder Xetra zu platzieren. Unseres Erachtens ist es lediglich eine Zeitfrage, bis die Umsätze auch in Deutschland anziehen. Schließlich würden viele Institutionelle von einer Aufnahme von Eurofins in den TecDAX profitieren.

Vergangenen Freitag präsentierte das Unternehmen Zahlen für das erste Quartal. Obwohl das erste Quartal traditionell eher schwach verläuft, hat sich das Zahlenwerk sehr ordentlich gelesen. Die Einnahmen kletterten bei konstanten Wechselkursen im Vergleich zur entsprechenden Vorjahresperiode um knapp 13 Prozent auf rund 45 Millionen Euro. Einschließlich der Wechselkurseffekte lag das Umsatzplus bei 11,6 Prozent. Wie Weber ergänzt, ist ein Teil des Wachstums auch auf Übernahmen zurückzuführen, die Ende 2004 respektive 2005 durchgeführt wurden. Hierzu gehören zum Beispiel die Akquisition von ADME in Frankreich, ERGO in Deutschland und Envirolab in den Niederlanden sowie kleinere Zukäufe. Sehr dynamisch sind die Zuwächse bei den Ertragskennziffern ausgefallen. Das EBIT expandierte in Q1 um über 90 Prozent auf 2,7 Millionen Euro. Der Nettogewinn verbesserte sich auf 1,1 Millionen Euro und war damit mehr als viermal so hoch wie im Vorjahr. Der operative Cashflow war im ersten Quartal noch negativ. Laut Weber wird diese Kennzahl im Gesamtjahr wieder deutlich positiv ausfallen. „Unser Ziel ist, dass wir die 25,8 Millionen Euro aus dem Vorjahr übertreffen“.

In 2005 werden die jüngsten Übernahmen (inklusive des Kaufs von Direct Laboratories am 7. April) pro-forma mit etwa 25 Millionen Euro zum Gruppenumsatz beitragen, sagt Weber. Alle zugekauften Laboratorien wirtschaften profitabel und sollten unmittelbar einen Gewinnbeitrag abliefern. Analysten erwarten im Gesamtjahr einen Umsatz von über 210 Millionen Euro und eine EBIT-Marge von mehr als elf Prozent. Das entspricht einem operativen Gewinn von mindestens 23 Millionen Euro. Mit diesen Erwartungen fühlt sich der CFO „durchaus wohl“. Die Zinsaufwendungen betragen circa 3,5 Millionen Euro. Die Steueraufwendungen sind schwierig zu schätzen. Analysten rechnen auf Nettobasis mit einem Überschuss zwischen zehn und elf Millionen Euro. In den Zahlen sind letztmalige Kosten für das Effizienzprogramm von zwei Millionen Euro enthalten. Mittelfristig soll die EBIT-Marge sodann auf 15 Prozent steigen, sagt Weber.

Strategisch konzentriert sich der Vorstand auf weitere Zukäufe von Labors. Regional gibt es dabei keine Präferenzen, sagt Weber. Bisher ist das Unternehmen in Asien kaum vertreten. Lediglich in Indien hat Eurofins ein eigenes Labor. „Wir schauen uns den asiatischen Markt an. In ein bis zwei Jahren wird diese Region sicherlich sehr interessant für unsere Gruppe“. Bei der Mehrheitsbeteiligung an GeneScan Europe plant der Finanzchef unverändert kein Delisting. „Die Kosten für eine Komplettübernahme sind viel höher als die Aufwendungen für das Listing“. Auch bei MWG Biotech ist keine Komplettübernahme angestrebt. Dieses Unternehmen wird laut Weber keine weiteren finanziellen Zuschüsse von Eurofins mehr bekommen. MWG Biotech muss aus eigener Kraft zeigen, dass das Geschäft auf Touren gebracht wird. „Ab jetzt zählt’s bei MWG Biotech“, sagt Weber.

Nach den prächtigen Kursgewinnen empfehlen wir zumindest auch mal Teilgewinne mitzunehmen. Für den Rest empfehlen wir Stoppkurse im Bereich von unter 20 Euro zu platzieren.