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Alarmstufe Rot: Droht dem DAX eine heftige Talfahrt?
Die Weltwirtschaft ist im Ungleichgewicht und das lässt auch die Finanzmärkte nicht kalt. Renommierte Analysten prognostizieren harte Kurskorrekturen noch in diesem Jahr – auch für den DAX.
Deutschlands Börsenbarometer fliegt – bislang. Erst Mitte Mai hat der DAX mit rund 16.332 Punkten einen neuen Kursrekord aufgestellt. Gegenüber dem Kursverfall im vergangenen Herbst hat der DAX damit ein Drittel gewonnen. Doch Experten von Amundi, DJE Kapital, Allianz und Sentix läuten die Alarmglocken: Auf die Finanzmärkte komme nach der langen Phase steigender Kurse nun eine harte Korrektur der Kurse zu. Auch der DAX und große Indizes könnten in der Folge abstürzen.
"Der Dax kann bis zum Herbst auf 12.000 Punkte fallen", schätzt Manfred Hübner, Chef des Asset-Managers Sentix. Für den US-S&P-500 prognostiziert Hübner gegenüber dem Handelsblatt sogar einen Rückfall unter 3000 Punkte. Die Experten eint die Sorge vor den Ungleichgewichten in der Weltwirtschaft und die drohende Rezession. Hübner sieht eine Reihe von Risikofaktoren für eine baldige Rezession in den USA: die Folgen der jüngsten Bankenkrise, die inverse Zinskurve, bei der kurzfristige Bonds höher rentieren als langfristige, der sich langsam aber sicher abkühlende Arbeitsmarkt.
Vincent Mortier, Chefstratege der französischen Anlagegesellschaft Amundi ist sich sicher: "Der Rücksturz ist nur aufgeschoben, nicht aufgehoben". Laut Mortier seien etwa die Kursgewinne von rund 25 Prozent des S&P 500 in diesem Jahr fast ausschließlich von Nvidia, Microsoft, Apple, Amazon und Meta getrieben. Im Falle einer Rezession mit verstärkt rückläufigen Gewinnen werde das zum Problem: "Sollten die Big Techs 20 bis 40 Prozent korrigieren, würde der Gesamtmarkt folgen", sagt Mortier.
"Es gibt inzwischen zahlreiche Ungleichgewichte in der Wirtschaft und an den Märkten, und damit steigt das Risiko, dass diese durch einen Anstoß, etwa eine wirtschaftliche oder finanzielle Krise, plötzlich neu austariert werden", erläutert Ludovic Subran, der Chefökonom des Versicherers Allianz gegenüber dem Handelsblatt. "80 bis 90 Prozent der Kursgewinne in den USA werden nur von wenigen großen Unternehmen getragen. Wir wissen noch gar nicht, ob die kleineren Unternehmen die Entwicklung mittragen", gibt Subran zu bedenken.
Jens Ehrhardt, Gründer der Vermögensverwaltung DJE Kapital teilt die Einschätzung seiner Kollegen: "Wir könnten bereits am Beginn einer längerfristigen Börsenbaisse stehen". Erhardt rechnet mit einer schwächeren US-Konjunktur, einer sinkenden Inflation und der entsprechenden Reaktion der US-Notenbank Fed: Zinssenkungen. Die rückläufige Geldmenge sei ebenfalls problematisch, denn bislang habe auch die hohe Liquidität im Markt die Wirtschaft vor dem Abrutschen in die Rezession geschützt.
Subran sieht auch den Schuldenstreit in den USA und die wachsende Sorge vor einem Zahlungsausfall als eine Achillesferse der Märkte. Laut Subran könnten die Märkte bereits in der kommenden Woche deutlich volatiler werden. Sollte es dieses Mal tatsächlich zum ersten Mal in der Geschichte der USA zu einem Zahlungsausfall kommen, könne es "zu Verwerfungen wie bei der Finanzkrise 2008 und 2009 kommen", sagte Subran dem Handelsblatt. Glücklicherweise halten das sowohl der Subran als auch die Analysten der Ratingagenturen Fitch und Moody’s für sehr unwahrscheinlich.
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Autor: (ck) für die wallstreetONLINE Zentralredaktion