Media[netCom] im Kursrausch

Die am Neuen Markt notierte Media[netCom] rückt in das Blickfeld der Anleger. Die Aktie hat gestern um mehr als 50% zulegen können, nachdem die Gesellschaft eine Patentzulassung gemeldet hatte.

Die jetzt in den wichtigsten Wirtschaftsregionen der Welt geschützte eigene Cinema-on-Demand-Technologie (CoD)erlaubt es Kabelnetz- und Breitband-Providern, Videofilme in höchster Qualität als digitalen Mehrwertdienst anzubieten. Unterstützt werden asynchrone Verbindungen über digitales Breitbandkabel, xDSL-Anschlüsse und drahlose Verbindungen (Wireless Local Loop). Das System ist transparent, es basiert auf der IP-Netzwerk-Technologie des Internets, der Einsatz internationaler Standards erlaubt den Anschluss einer Vielzahl von Endgeräten. Die DVB-kompatible Set-Top-Box kann ebenso genutzt werden wie der PC oder ein digitaler Fernseher.

Cinema on Demand nutzt als Kompressionsverfahren MPEG2. Das garantiert einerseits hohe effektive Übertragungsraten, andererseits gute und gleichbleibende Qualität, die der von Digital-TV und DVD entspricht. Mit CoD sieht media[netCom] alle Vorteile des Home-Entertainment in einem digitalen Mehrwertdienst vereint. Der Wunschfilm kann bequem online bestellt werden, man zahlt nur für die Nutzung. CoD gibt dem Kunden jederzeit Zugriff auf Hunderte von Filmen, regionale Live-Channels und künftig echtes Interactive-TV. In der Praxis gestaltet sich die Nutzung so, dass der Kunde sein Wunschprogramm zu einem bestimmten Zeitpunkt vorbestellt und es dann über das Gerät seiner Wahl betrachten kann.

Die Zielkunden von media[netCom] sind die Netzbetreiber. Ihnen wird die Server-Technologie, spezielle Cluster-Systeme mit Speicherkapazitäten jenseits der Terabyte-Grenze, mit dem digitalisierten Content (Filme, Dokumentationen, Reportagen etc.) zur Verfügung gestellt.

Die ersten Pilotprojekte sind derzeit im Aufbau. In den ersten vier Projekten hatten bis Ende 1999 rund 70.000 Fernsehhaushalte Zugriff auf die Filmdatenbank. Im vergangenen Jahr kamen weitere Pilotprojekte in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit etwa 300.000 TV-Haushalten hinzu. Für den Aufbau eines CoD-Angebots in Frankreich wurde vor kurzem eine Kooperation mit der France Telecom vereinbart. Mittlerweile sind auch Hamburg und Köln als Projektorte hinzu gekommen. Für den weiteren Jahresverlauf plant media[netCom] die Etablierung von Cinema on Demand in Berlin, München, Rosenheim und Schweinfurt.

In Deutschland soll bis zum Jahr 2008 die gesamte analoge TV- und Medientechnik vollständig digitalisiert sein. Die Liberalisierung wird für ein schnell wachsendes Angebot örtlicher Netzanbieter im Bereich der Internet- und Breitbanddienste sorgen. Die Digitalisierung der analogen Rundfunktechnik kommt europaweit. So sind die Voraussetzungen für eine die Landesgrenzen überschreitende Expansion der CoD-Technologie gut. Video-on-Demand wird generell eine vielversprechende Zukunft bescheinigt 143634.

Im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2000/01 (März) hat das Unternehmen mit einem Umsatz von 3,3 Mio.€ die eigenen Planungen übertreffen und ihn im Jahresvergleich verelffachen können. Im zweiten Quartal waren 1,1 Mio.€ erlöst worden. Das EBIT für die ersten drei Quartale kam auf minus 1,4 Mio.€ nach minus 742.000€ im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das Periodenergebnis der ersten drei Quartale betrug einschließlich Kosten des Börsengangs in Höhe von 3,8 Mio.€, Finanzergebnis und Steueraufwand minus 6,4 Mio.€. Im Vorjahr waren minus 516.000€ angefallen. Das um die IPO-Kosten bereinigte Ergebnis je Aktie kam auf minus 0,32€. Zum Jahresende wurden 51 Mitarbeiter beschäftigt.

Die Aktie kann auch heute ihren Höhenflug fortsetzen und fast 33% auf 10,50€ zulegen. Der erste Börsenkurs lag im Juli 2000 bei rund 18€. Das Tief wurde erst vor wenigen Tagen bei 4,70€ erreicht.