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     2029  2 Kommentare Bitcoin: Wie soll das denn gehen?

    In den letzten Wochen habe ich ein paar Videos von Marc Friedrich auf YouTube gesehen und war sehr angetan.

    Marc Friedrich behandelt heiße Themen, bleibt dabei jedoch stets reflektiert. Ich habe mir viele Gespräche von ihm angehört und sie haben mir eigentlich alle sehr gefallen.

     

    Umso erstaunter war ich, als er plötzlich auf das Thema Bitcoin kam. Denn da passiert dann leider genau das, was ich bei so vielen Leuten erlebe, wenn es um ein neues Geldsystem geht, denn da ist dann aus meiner Sicht bei ihnen das Ende der Fahnenstange schnell erreicht. Wie schade.

     

    Ich will hier jetzt daher nichts Negatives sagen, sondern einfach nur ein paar Anmerkungen machen und Fragen stellen, die für alle, die mit dem Bitcoin sympathisieren, von Interesse sein könnten.

     

    (1) Den Unmut von Marc Friedrich und den Bitcoin-Apologeten über die Geldpolitik der Notenbanken in der EU, den USA etc. teile ich vollkommen.

     

    (2) Um an dieser Stelle jedoch weiterzukommen, muss man sich, so glaube ich, klarmachen, was eine Währung ist und was hingegen niemals eine Währung sein kann.

     

    (3) Lustig ist, dass die Hauptkritik der Bitcoin-Anleger darin besteht, dass sie unserem Geldsystem unterstellen, Geld aus dem Nichts zu schaffen, sich dann jedoch für enorm viel von diesem Geld ein wirkliches Nichts kaufen.

     

    (4) Eine Schaffung von Geld aus dem Nichts durch die Zentralbanken gibt es nicht und kann es nicht geben, weil jeder Geldemission zwangsläufig der Ankauf eines Aktivums oder die Hereinnahme eines Pfandes entsprechen muss. Ansonsten würde die Bilanz ja nicht aufgehen.

     

    (5) Sämtliches Papiergeld ist daher zwangsläufig in irgendeiner Weise „gedeckt“. Das können werthaltige Aktiva sein, allerdings auch notleidende Anleihen, bei uns vor allem von Problemstaaten im Euroraum. Hier liegt natürlich ein großes Problem.

     

    (6) Doch selbst wenn ein oder mehrere Staaten, deren Anleihen sich auf der Aktivseite der Bilanz der EZB befinden, Pleite machen würden, wird das niemals zu einer Wertlosigkeit unseres Geldes führen. Ein Schnitt ist allerdings durchaus möglich.

     

    (7) Das Papiergeldsystem ist daher mit gewissen Risiken behaftet, ein Totalverlust jedoch ausgeschlossen. Denn das Leben muss ja weitergehen und es wird daher eine politische Lösung geben.

     

    Dafür ist unser Papiergeldsystem jedoch extrem flexibel, und wir können mit ihm sehr gut auf Schwankungen der wirtschaftlichen Aktivität reagieren und Krisen abfedern. Was in einem starren System einer Golddeckung oder einer ansonsten festgeschriebenen Geldmenge unmöglich ist.

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    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
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    Bitcoin: Wie soll das denn gehen? Kann der Bitcoin eine Zukunft haben? Und wenn ja, welche?

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    06.11.23 04:36:22
    Sehr geehrter Manfred4687,

    wie schön, dass wir heute alle in der Lage sind, uns so frei und offen auseinanderzusetzen. Und dass einige Leute so wie Sie auch noch mit ihrem eigenen Geld für die eigene Meinung bürgen.

    Als jemand, der sich seit 40 Jahren mit Geldtheorie beschäftigt, kann ich leider zu Ihren Argumenten nicht Stellung nehmen, weil die einfach zu weit weg sind. Mir kommt dazu jedoch ein sehr persönlicher Gedanke, den ich Ihnen gerne verraten will und den ich für sehr produktiv halte. Denn ich bin in einigen Bereichen, in denen ich nicht so viel Ahnung habe, in ebensolche Diskussionen verstrickt mit Leuten der "herrschenden Lehre" wie Sie hier mit mir, und denke dabei auch oft, warum diese Leute denn so blöd und zugemauert sind?

    Tja, vielleicht finden die sogenannten sozialen Medien hier ja eine ganz generelle Grenze ...

    Mit den besten Grüßen

    Bernd Niquet
    Avatar
    05.11.23 13:34:15
    (1) Zuerst einmal muss man sich von der Vorstellung verabschieden, dass Bitcoin wieder verschwinden wird. Mit der aktuellen Marktkapitalisierung von 700 Milliarden Dollar ist es ca. 10x so groß wie Volkswagen und ca. 50% so groß wie der gesamte DAX. Damit hat Bitcoin eine Größe erreicht, die man nicht mehr als experimentelles Projekt bezeichnen kann.

    Man kann nicht so tun, als könnte diese Projekt noch scheitern, dafür ist es schlicht schon viel zu groß. Das heißt, man kann sich nur privat entscheiden, Bitcoin weiterhin zu ignorieren, was aber ein schwerer Fehler ist, da Bitcoin trotz seiner Größe noch enormes Wachstumspotenzial hat.

    (2) Die Aussage, dass man Inflation bräuchte oder eine elastische Geldmenge ist FALSCH. Marktpreise sind Information. Hohe Preise mit Geld zuzuschütten ist schädlich und kontraproduktiv.

    Beispiel der Gaspreisschock in Deutschland. Wenn Gas plötzlich extrem knapp ist und der Preis hochschießt, dann stecken in diesem Preisanstieg wertvolle Informationen. Es könnte zum Beispiel sein, dass jemand schlechte Politik betreibt. Es könnte sein, dass alternative Heiztechnologien nicht so gut funktionieren, wie erhofft. Auf jeden Fall aber ist die Information, dass das Gut nun knapp ist.

    Wenn man in solchen Situationen einfach Geld druckt, dann erhöht das das Angebot zunächst nicht. Es richtet aber viel Schaden an.

    Das gedruckte Geld richtet Schaden an, da es Menschen Macht gibt, die diese Macht nicht haben sollten. Zum Beispiel Politikern, die unfähig sind, oder Marktteilnehmern, die nur unter Ineffizienz oder schädlichen Begleiterscheinungen dieses Gut nun bereitstellen können. Zum Beispiel sind die LNG-Tanker, die nun Gas nach Deutschland bringen, sowohl sehr teuer, als auch umweltschädlich. Daher ist der Preis hoch, und durch Gelddrucken werden diese Effekte jetzt verwässert.

    (3) Es geht daher bei hartem Geld wie Bitcoin nicht um Preisstabilität, sondern es geht darum, Menschen, die schlecht wirtschaften ökonomisch zu entmachten, zum Wohle der Gesellschaft.

    Jeder, der für Bitcoin votiert, der wählt Hoffnung und Gerechtigkeit, denn der Prozess des Gelddruckens muss enden, damit die Menschheit freier und fairer leben kann.

    Behauptungen, wonach Gelddrucken keine Inflation erzeugen würden sind Mumpiz und mathematisch unhaltbar. Wurden nur verbreitet von Menschen, die dieses gedruckte Geld unbedingt haben wollen, weil sie keine sonstigen Einnahmen generieren können.

    Der Staat hat mit den Bürgern im Rahmen von Steuern und Gesetzen ganz genau geregelt, wie viel Geld für staatliche Aufgaben zur Verfügung steht. Wenn dem Staat das nicht reicht, dann brauchen wir einen anderen Staat, aber ganz sicher nicht einen größere Notenpresse.

    Deswegen wird sich Bitcoin weiter durchsetzen.

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