KI-Potenzial unterschätzt?
Citi-Analysten: AMD hat tiefgestapelt – Aktie bleibt ein Kauf!
Hat AMD bezüglich seiner Prognose für KI-Halbleiter absichtlich tiefgestapelt? Das zumindest behauptet Citi-Analyst Christopher Danley. So richtig überzeugend sind seine Argumente jedoch nicht.
- AMD hat bei der Prognose für KI-Halbleiter absichtlich tiefgestapelt.
- Citi-Analyst erwartet KI-Umsätze von bis zu fünf Milliarden US-Dollar.
- Markt reagiert positiv auf die Verteidigung der Aktie, AMD-Aktie steigt um 1,7 Prozent.
Nach Abverkauf: Analyst nimmt AMD in Schutz ...
Halbleiterkonzern und Nvidia-Jäger AMD wusste am Dienstagabend mit seinem Vierteljahresbericht keine Begeisterung zu entfachen: Zwar präsentierte das Unternehmen ein Ergebnis über den Erwartungen des Marktes, allerdings enttäuschte wie schon zuvor bei Intel die Guidance. Anleger sahen sich zum Verkauf der Papiere veranlasst.
Gestern jedoch ist ein Analysten-Team der Citi-Bank zur Verteidigung der Aktie herbeigeeilt: AMD habe mit seiner Prognose insbesondere für KI-Halbleiter absichtlich tiefgestapelt!
Im Conference Call am Dienstagabend zeigte sich CEO Lisa Su zuversichtlich, mit KI-Chips wie dem MI300, der künftig Nvidias Verkaufsschlager A100 Konkurrenz machen soll, Milliardenumsätze erzielen zu können. 3,5 Milliarden US-Dollar hat die AMD-Chefin für dieses Jahr in Aussicht gestellt.
... bei KI-Chips habe das Unternehmen absichtlich tiefgestapelt!
Citi-Analyst Christopher Danley, der laut des Vergleichsportals TipRanks mit einer Trefferquote von 64 Prozent als überaus zuverlässig gilt, erwartet hingegen KI-Umsätze von bis zu fünf Milliarden US-Dollar. Im kommenden Jahr sollen es dann schon acht Milliarden US-Dollar sein. Er betont, dass das auch dem Konsens anderer Analysten entspräche, die AMD aktuell als Kaufempfehlung führen.
Die bislang größten Abnehmer des MI300 sind Microsoft und Meta Platforms, das am Donnerstagabend ein bombastisches Quartalsergebnis präsentierte. Von Microsoft wird gemunkelt, dass es nach der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung im vergangenen Jahr einen Vorzugspreis von 10.000 US-Dollar pro Einheit bezahlen muss, während andere Kunden 15.000 US-Dollar auf den Tisch legen müssen. Diese Differenz sei ein Grund, weswegen AMD am Dienstagabend tiefgestapelt hätte, so Danley weiter.
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Er empfiehlt das Papier mit einem Kursziel von 192 US-Dollar unverändert zum Kauf. Gegenüber dem Handelsschluss von gestern bedeutet das ein Aufwärtspotenzial von knapp 13 Prozent. Damit liegt er etwas über dem Analystenkonsens, der noch rund acht Prozent Potenzial und ein Kursziel von 184,60 US-Dollar sieht.
Aktie schon wieder auf dem Weg zu neuen Allzeithochs?
Von dem positiven Kommentar Danleys zeigte sich der Markt am Donnerstag durchaus angetan. AMD konnte etwa 1,7 Prozent zulegen und profitierte dabei auch von einem überraschend guten Quartalsergebnis von Qualcomm, das der Branche nach einem schwachen Mittwoch frischen Wind verleihen konnte.
Den Einbruch nach den Quartalszahlen hat AMD inzwischen fast vollständig wieder wettmachen können. Nach der am Freitag zu erwartenden Rallye am Markt hat das Papier durchaus die Chance, wieder in Richtung des erst vor Kurzem markierten Allzeithoch bei knapp 185 US-Dollar anzusteigen.
Fazit: Begründung überzeugt nicht, Vorsicht ist geboten
Das Management um die brillante Chefin Lisa Su gilt als konservativ, entsprechend zurückhaltend fiel die Umsatzprognose für das kommende Quartal aus. Citi-Analyst Christopher Danley geht davon aus, dass AMD absichtlich tiefgestapelt habe – so richtig kann seine Begründung aber nicht überzeugen, erst recht nicht vor dem Hintergrund, dass der Markt die weitere Umsatzentwicklung von AMD ja schon einmal überschätzt hat.
Mit Blick auf die schier grenzenlose Begeisterung des Marktes, wenn es um KI-Halbleiter geht, sollten Anleger zunehmend vorsichtig sein. Wenngleich die Umsatzentwicklung hervorragend ist, sind die aktuell veranschlagten Wachstumsprognosen kaum realistisch zu erfüllen – das hat nun auch Intel mit der Verzögerung eines Milliardenprojektes einräumen müssen.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Zentralredaktion
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