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    Sag beim Abschied leise Servus  11201  3 Kommentare Varta kurz vor dem Abgrund? Aktie fällt ins Bodenlose

    Der Wind hat sich gedreht und bläst Varta nun mitten ins Gesicht. So stark, dass der Batteriespezialist gezwungen ist, mit den Gläubigern Stillhaltevereinbarungen auszuhandeln. Wie schwer ist der Konzern angeschlagen?

    Die Lichter in der Konzernzentrale in Ellwangen sind noch nicht aus, aber sie flackern bedenklich. Das zeigt schon der Zeitpunkt der Veröffentlichung der nächsten Hiobsbotschaft des MDAX-Konzerns. Donnerstag um 20:34 Uhr, deutlich nach Xetra-Schluss, kommt die Nachricht mit der Überschrift: "Varta AG aktualisiert Restrukturierungskonzept". 

    Hatte der Konzern gehofft, dass zu so später Stunde die Reaktion nicht so heftig ausfällt und sich die Anleger bis morgen früh wieder beruhigt haben? Dieser Plan ist schon mal nicht aufgegangen. 

    Die Aktie fällt am Freitag über 30 Prozent unter die Marke von 10 Euro.

    Varta

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    Tappt der Vorstand im Dunklen?

    Der späten Pressemitteilung ist zu entnehmen: "Derzeit lässt sich noch keine verlässliche Aussage treffen hinsichtlich möglicher Anpassungen bzw. weitergehender Restrukturierungs- und daraus folgender Finanzierungsmaßnahmen. Der Vorstand geht aktuell davon aus, dass das aktualisierte IDW-S6-Gutachten voraussichtlich bis Mitte des Geschäftsjahres 2024 vorliegen wird."

    Dazu müssen Anleger wissen: Das IDW-S6-Gutachten wurde von einem Sanierungsgutachter erstellt und war Anfang Juni 2023 die Grundlage für die Vereinbarung eines Restrukturierungsprogramms zwischen Varta, den finanzierenden Banken und dem Mehrheitsaktionär.

    Noch nicht einmal ein Jahr später weiss Varta nicht genau wie es weiter geht und die finanzierenden Banken sowie der Großaktionär sind wohl gerade dabei, vorerst keine weiteren Forderungen gegen Varta auf den Weg zu bringen: "Die Finanzierer unterstützen diesen Prozess u.a. durch eine im Unterzeichnungsprozess befindliche Stillhaltevereinbarung, durch die der VARTA die notwendige Flexibilität unter der bestehenden Sanierungs- und Finanzierungsvereinbarung eingeräumt wird."

    Spielen die "Finanzierer" am Ende nicht mit, dann könnten die Lichter in der Konzernzentrale in Ellwangen nicht nur flackern, sie könnten auch endgültig ausgehen. Wie es zu dieser Situation kommen konnte erklärt Varta ebenfalls in der späten Pressemitteilung: Unter anderen sind dafür Verantwortlich "eine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die verschiedenen Geschäftsbereiche der VARTA-Gruppe, volatile prognostizierte Abnahmemengen durch Kunden, vor allem im Bereich der kleinformatigen Lithium-Ionen-Zellen, ein unerwarteter erheblicher Rückgang der Nachfrage im Bereich Energiespeicherlösungen bei Endverbrauchern und aufgrund hoher Lagerbestände im Handel, eine aggressive Preispolitik von Wettbewerbern sowie anhaltende Lieferkettenprobleme. Hinzu kam der am 13. Februar 2024 veröffentlichte Cyberangriff auf einen Teil der IT-Systeme der VARTA, der zu einem mehrwöchigen Stillstand der Produktion und einer weiteren Verschlechterung der Finanzsituation führte, dessen operative und finanzielle Folgen sich noch nicht vollständig abschätzen lassen und der u.a. eine Verschiebung der Veröffentlichung des Konzernabschlusses 2023 der Gesellschaft zur Folge hat."

    Der Cyberangriff ist einer der großen Bösewichte in dieser Geschichte. Schauen Anleger auf die IR-Seite von Varta, dann finden sie allerdings ein nicht ganz so schlimmes Bild von Varta vor. Am 22. Februar 2024 finden Anleger dort unter "Corporate News" die Überschrift "Varta kommt bei der Lösung der Cyberattacke gut voran"

    Ja, es ist der Cyberangriff gemeint, der zur Verschiebung der Quartalszahlen geführt hat. Die Nachricht wurde etwa einen Monat nach Bekanntgabe der Cyber-Attacke veröffentlicht. Ungefähr einen Monat später sieht es dann schon wieder anders aus. Da kommt die Ad-Hoc Mitteilung "Varta verschiebt Veröffentlichung der Jahresfinanzberichte für das Geschäftsjahr 2023". Wer die Pressemitteilung liest, der erfährt, dass der Cyberangriff, mit dessen Lösung Varta einen Monat zuvor noch gut voran kam, für die Verschiebung verantwortlich ist. So schnell kann es gehen.

    Vielleicht ist aber Apple für die Misere bei Varta verantwortlich. Wir schauen noch einmal in die Gründe: "...volatile prognostizierte Abnahmemengen durch Kunden, vor allem im Bereich der kleinformatigen Lithium-Ionen-Zellen ..." Dahinter könnte sich der Techriese aus Cupertino verbergen, der bei seinen AirPods immer mehr auf die Qualität aus Ellwangen verzichtet.

    Am Ende des Tages, egal ob noch gehandelt werden kann oder nicht, leidet unter der Reihenfolge der Ereignisse die Glaubwürdigkeit der Managements von Varta. Denn der Pressemitteilung ist auch noch zu entnehmen: "Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen erfolgt eine Analyse und Aktualisierung des bestehenden IDW-S6-Gutachtens als Grundlage einer Anpassung der Restrukturierungsmaßnahmen durch AuxilPartner als neuem Sanierungsgutachter, die den Vorstand bereits seit mehreren Monaten im Zusammenhang mit der laufenden operativen Restrukturierung unterstützen." 

    Das heißt, die Lichter in Ellwangen flackerten schon vor dem Cyberangriff ordentlich und er hat vielleicht nur das Fass zum Überlaufen gebracht. Da können Anleger auch schnell auf den Gedanken kommen, dass Varta mit der Veröffentlichung seiner schlechten Nachricht immer bis auf den letzten Drücker wartet. Klar, wer rückt schon gerne schlechte Nachrichten früher als notwendig raus.

    Es geht aber auch um das Vertrauen in den Konzern und das Management. Hier wäre eine frühzeitige und offene Kommunikation eher hilfreich. Am Ende der Pressemitteilung steht nämlich auch noch: "Der Vorstand befindet sich vor dem Hintergrund der bestehenden Sanierungsvereinbarung aus 2023 im engen Austausch mit den Finanzierern und ist zuversichtlich, eine Lösung zu erzielen, die dem Unternehmen eine nachhaltige Sanierung ermöglichen wird."

    Aber können Anleger an diesen letzten Satz in der Pressemitteilung noch glauben, nach allem, was bisher passiert ist?

    Markus Weingran, Chefredakteur wallstreetONLINE Börsenlounge

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    Markus Weingran
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    Markus Weingran arbeitet seit über 20 Jahren als Kapitalmarkt-Stratege und Aktien-Experte. Besonders geprägt hat ihn in seiner Laufbahn die  langjährige Zusammenarbeit mit dem Finanzexperten Hans A. Bernecker: “Herr Bernecker versucht in jeder Börsenphase, das Beste für die Anleger rauszuholen”. Diese Einstellung hat er übernommen und gibt sein Wissen täglich an die Anleger weiter. 

    Seine Trading-Tipps finden Sie in dem täglichen You-Tube-Format "wallstreetONLINE Börsenlounge".

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    Verfasst von Markus Weingran

    Sag beim Abschied leise Servus Varta kurz vor dem Abgrund? Aktie fällt ins Bodenlose Der Wind hat sich gedreht und blässt Varta nun mitten ins Gesicht. So stark, das der Batteriespezialist gezwungen ist, mit den Gläubigern Stillhaltevereinbarungen auszuhandeln. Wie schwer ist der Konzern angeschlagen?

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    Kommentare

    Avatar
    12.04.24 18:45:39
    Wirecard 2.0? Weiss jemand mehr?
    Avatar
    12.04.24 18:42:03
    Die Elektroträume platzen.
    Anders als die Siemens-Schrott-Tochter
    wird Varta vemutlich keine Milliarden bekommen,
    aber andererseits, wer weiß?
    Die Zeiten sind gaga und völlig losgelöst wie Major Tom.
    Avatar
    12.04.24 18:01:14
    Das sich Varta verabschiedet ist mit egal. Egal ist mir aber nicht der Abschied von Stefan Klotter.

    Ich möchte das St. Klotter weiterhin mit Markus Weingran zusammen arbeitet !!! Eine Trennung wird ausdrücklich abgelehnt. !!!

    Man soll Teams, die funktionieren nicht auseinanderreißen ( Zitat : Albert Einstein ).

    MfG Uwe Mühlner

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