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    IPO-Welle rollt langsam aus  1344  0 Kommentare Anleger müssen mehr denn je genau hinschauen

    Wir hatten es bereits in den letzten Wochen orakelt, und so kam es dann auch: Zwei weitere Unternehmen haben ihren Börsengang abgesagt oder etwas milder ausgedrückt: zumindest verschoben. Bei Wacker Construction prognostizierten wir hohe Mindererlöse durch reduzierte Preisvorstellungen, so dass es der Münchner Baumaschinenhersteller statt dessen vorzog, das Going Public gleich ganz zu canceln. Beim Wirkstoffforscher Biofrontera lobten wir zwar die Zugeständnisse beim Emissionspricing, fragten aber zugleich, ob die Leverkusener dadurch nicht schon in Kürze erneut den Kapitalmarkt um frisches Geld würden bemühen müssen – auch dies offenbar äußerst zutreffend, denn Biofrontera sagte erst am Donnerstagmorgen, kurz vor der beabsichtigten Erstnotiz, ihr IPO ab. Ein Vorgang, der leider von fehlendem Stil zeugt, denn das hätte man auch schon Mittwoch publizieren können. In beiden Fällen rieten wir von einer Zeichnung ab, völlig zu recht, wie es nun aussieht.

    Neben der viel versprechenden aleo solar stehen in den nächsten Tagen gleich mehrere Kleinstemissionen an, die wir nur kurz abhandeln wollen, weil sie auch nicht sonderlich aussichtsreich erscheinen.

    HumanOptics

    Am 11. Juli startet HumanOptics, ein Hersteller von Technologien für Augenchirurgie-Implantate. Angeboten werden 0,8 Mio. Aktien aus einer Kapitalerhöhung. Es gibt weder eine Preisspanne noch einen Ausgabepreis. Der Kurs kommt am ersten Handelstag aus Angebot und Nachfrage zustande, ein so genanntes Xetra-IPO. Der Emissionserlös ergäbe sich dann aus dem Durchschnittspreis der platzierten Aktien. Weshalb man den Börsengang nicht gleich als Listing deklariert, bleibt unklar. Bei einem möglichen Wert von 7 bis 8 Euro könnten vor IPO-Kosten bis zu 6,5 Mio. Euro erlöst werden. Bei einem Umsatz von 4,6 Mio. Euro (9M 2005/06) fiel ein Verlust von 2,3 Mio. Euro an. Mit dieser Story wird es HumanOptics an der Börse schwer haben. Wir sehen hier keinen Handlungsbedarf für Anleger.

    Driver & Bengsch

    Im Gegensatz dazu führt der Finanzdienstleister Driver & Bengsch einen Börsengang durch, bei dem lediglich Stücke von Seiten der Vorstände kommen, also keine Kapitalerhöhung mit dem IPO verbunden ist. Die 0,2 Mio. Aktien werden zum Fixpreis von 2 Euro angeboten. Die Orderbücher haben jedoch ausschließlich am 10. Juli von 9 bis 17 Uhr geöffnet, außerdem ist die maximale Zeichnung pro Anleger auf 2.000 Stücke begrenzt. Danach sollen die insgesamt 20,5 Mio. Papiere voraussichtlich am 13. Juli im Freiverkehr (Open Market + Entry Standard) notiert werden. Insgesamt also praktisch ein Listing, eine Notierungsaufnahme mit minimalem Zeichnungsangebot im Vorfeld. Neben der quirin bank fungiert auch die Muttergesellschaft GCI als emissionsbegleitendes Institut. Anleger müssen hierbei sicher nicht aktiv werden.

    living-e

    Schließlich läuft noch bis zum 10. Juli die Zeichnungsfrist für den Web Content Management System-Anbieter living-e, und zwar in einer (recht engen) Spanne von 9,80 bis 10,20 Euro. Die Erstnotiz im Open Market (+Entry Standard) soll am 12. Juli erfolgen. Angeboten werden 0,32 Mio. Aktien plus Mehrzuteilungsoption, wobei equinet Securities sowohl als Designated Sponsor als auch als Emissionsbank auftritt. Das Karlsruher Unternehmen wurde 2003 gegründet und erst im letzten Monat von der webEdition Software GmbH in die living-e AG umfirmiert. Auch hier ergibt sich für Anleger gewiss kein Handlungsbedarf.

    Ausblick

    Quantität statt Qualität beschreibt wohl am besten sowohl den Zustand des ersten Halbjahres 2006 als auch denjenigen, auf den sich Anleger kurzfristig noch einzustellen haben. Mit Solarpraxis, einem Solar-Dienstleister, den wir an dieser Stelle aufgrund fehlender Attraktivität nicht analysiert haben, sowie aleo solar stehen derzeit gleich zwei Solar-IPOs an. Letzteres könnte interessant sein. Aufgrund des Marktumfelds wird aleo solar echte Zugeständnisse machen müssen und mit einer sicherlich vertretbaren Bewertung an die Börse kommen. Das ist ein echtes Novum im Vergleich zu den massivst überzeichneten letzten Solar-Börsengängen vom Oktober 2005 in Form von Q.Cells, ErSol Solar und sunline. Die Börsengänge bzw. Notierungsaufnahmen von HumanOptics, Driver & Bengsch und living-e nimmt man am besten mit einem Auge eher beiläufig zur Kenntnis. Spätestens im August sollte das Sommerloch da sein, so dass sich sowohl Anleger als auch Konsortialbanken über den weiteren Verlauf der deutschen Börsengänge klar werden können.

    Für die Inhalte ist die Redaktion des Performaxx-Anlegerbriefs verantwortlich. Der Performaxx-Anlegerbrief zählt mit einer Musterdepotperformance von über 624 % (seit 1.1.2001) zu Deutschlands erfolgreichsten Börsenbriefen.

    Verfasst von 2Performaxx
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