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    Fundamentaler Jahresausblick 2008  886  0 Kommentare Fahren Sie mehrgleisig!

    Für den Jahresausblick 2008 haben wir uns notgedrungen für so etwas ähnliches wie eine 2-Szenarien-Variante entschieden. Dies scheint uns notwendig, nachdem das Jahr 2007 zwar praktisch all unsere fundamental erwarteten Entwicklungen tatsächlich zeigte, die befürchteten massiven Auswirkungen an den Börsen jedoch weitestgehend ausblieben. Das Ausmaß der „Rettungsmaßnahmen“ hatten wir ebenso unterschätzt wie das Aufkommen neuerlicher inflationärer Tendenzen, die einen erheblichen Wertverfall der US-Währung einschließen. Wir müssen zum heutigen Stand davon ausgehen, dass uns die selben Phänomene auch im neuen Jahr begleiten werden. Unser damaliger Ausblick für das Jahr 2007 könnte noch zeitversetzt zum Tragen kommen, oder aber es geht in einer ähnlichen Entwicklung wie 2007 tatsächlich geschehen weiter an den Börsen, mit Rohstoffen, mit Edelmetallen und den Währungen. Dies sind die beiden aus unserer Perspektive wahrscheinlichsten Pfade, und für einen davon wird sich die Weltwirtschaft noch entscheiden. Es wäre müßig und unlogisch, einen davon a priori auszuwählen und alles darauf zu setzen. Achten Sie sehr genau darauf, welche Anzeichen sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen, und positionieren Sie sich dann entsprechend. Bis dahin aber ist ein Anleger mit Zweigleisigkeit am besten beraten.

    Das dicke Ende könnte erst noch kommen

    Unser Szenario 1 in aller Kürze lautet daher konsequenterweise: Unsere fundamental herausgestellten Gegebenheiten für das abgelaufene Jahr 2007 gelten weiterhin und entfalten ihre Wirkung offenbar erst zeitversetzt. Richtig ist nämlich, dass erst das Jahr 2008 das Gros an Hypothekenkredit-Umschichtungen mit sich bringen wird. Die schlechtesten Kredite wurden vor zwei bis drei Jahren abgeschlossen und stehen 2008 zur Zinsanpassung an. In der Endphase des US-Immobilienhypes wurden selbst Kredite an Hauskäufer vergeben, die weder Assets hatten, kein Einkommen oder keinen Job – oder eine Kombination daraus. Eigentlich unglaublich, aber dennoch wahr. Da der Leitzins inzwischen gestiegen ist, werden zahlreiche dieser minderwertigen Hypotheken vor dem Aus stehen. Das heißt, dass 2007 mit seiner Subprime-Krise erst der Vorgeschmack gewesen sein könnte. Wenn wir das Ausmaß der bisher bekanntgegebenen Abschreibungen bei Banken betrachten, so wird schnell klar, dass stets nur das bereits Bekannte zwangsweise zugegeben wird. Alles andere folgt tröpfchenweise. Der eigentliche Test steht damit im laufenden Jahr an.

    Direkteingriff der Regierung

    Nun ist es allerdings so, dass das Ausmaß der Krisensituation – es geht um nicht weniger als mehrere hundert Milliarden US-Dollar –vehemente Lösungen erfordert. Es handelt sich um eine Zeitbombe, die eine Unmenge an Immobilien-Zwangsversteigerungen nach sich ziehen würde. Und das wäre angesichts des jetzt schon schwächsten US-Immobilienmarktes seit einem Jahrzehnt geradezu dramatisch. Das Problem löst sich ebenso offenbar nicht von selbst. Daher auch der von der Bush-Regierung gegen Ende des Jahres 2007 ins Leben gerufene Rettungsfonds „Hope Now Alliance“, ein Rettungsplan, um klammen Hypothekenschuldnern die fälligen Zinserhöhungen zu ersparen. Die mit ins Boot genommenen Banken müssten auf viel Geld verzichten, was aber noch besser ist, als sämtliche Subprime-Kredite gänzlich den Bach hinuntergehen zu lassen. Einmal mehr müssen die Regierung sowie Banken in den USA einspringen, um die Fehler von risikoverliebten privaten und institutionellen Investoren auszubügeln, ähnlich wie bei der LTCM-Krise 1998. In den vergangenen Tagen hieß es von Bankenseite, eine solche Stützungsaktion sei inzwischen nicht mehr notwendig, da sich die Situation entspannt habe.

    Das halten wir für eine fromme Hoffnung, die sich sehr bald zerschlagen könnte. Wir gehen davon aus, dass dieser Rettungsfonds wiederbelebt werden wird, sehr wahrscheinlich in einem noch viel umfangreicheren Ausmaß. Die zweite Hilfsmaßnahme seitens der US-Regierung ist die Zwangsfestschreibung des Zinses, also ein direkter Eingriff in privat abgeschlossene Kreditverträge. Auch hierbei würden Banken auf viel Geld verzichten müssen – weitere Abschreibungen sind unumgänglich. Ob zahlreiche US-Hausbesitzer nur keine höheren Zinsen oder aber gar keine Zinsen zahlen können, das ist aus der Ferne nicht zu beurteilen. Bei fallenden Immobilienpreisen sieht man jedoch noch nicht den Boden des Fasses.

    Rezession in den USA? Wahrscheinlich!

    Eine Rezession in den USA steht unmittelbar bevor. Wenn man die geschönten Wirtschaftsdaten richtig interpretiert, ist ohnehin klar, dass das Wirtschaftswachstum nahe Null liegt, der Rest ist mehr oder minder Kosmetik. Der in Trümmern liegende Wohnungsbausektor zieht das Wirtschaftswachstum weiter nach unten, Verbraucher werden sich langsam in ihren Ausgaben einschränken. Damit leidet die Kreditvergabe weiter, mit all ihren Konsequenzen für die Finanzbranche (der schlechteste Sektor im letzten Jahr).

    Inwieweit die Aktienmärkte davon angesteckt werden, das ist hier die Schlüsselfrage, die auch schon das Jahr 2007 bestimmte. Wir waren in der Tat überrascht, wie gut die Märkte 2007 doch noch weggekommen sind. Nicht gut davongekommen sind sicherlich die entsprechenden Branchen Finanzen, Wohnungsbau, teilweise auch Retail, und das nicht nur in den USA, sondern über die Ansteckungsvernetzungen auch in Europa und Übersee.

    Die bekannten Rettungsanker

    Wie schon erwähnt: Wir haben das Ausmaß der Rettungsanker und Stützungsmaßnahmen unterschätzt. Die US-Notenbank wird 2008 das tun, was sie schon immer in Krisensituationen getan hat, nämlich die Zinsen senken. Bislang wirkte sie zögerlich und teilweise nicht so recht in der Spur, weil sie – anfangs demonstrativ – den Eindruck vermeiden wollte, fehlgeleitete Investoren einmal mehr aus der Bredouille retten zu müssen. Genau das aber wird ihr nicht erspart bleiben, und sie tut es ja seit einigen Monaten bereits. Der Leitzins von derzeit 4,25 % wird in einem Jahr höchstens noch bei 3 % liegen, eher noch darunter, je nach Zustand der Krise. Sollte es eine Leitzinssenkung durch die Fed um 50 Basispunkte in einem einzigen Schritt geben, so wird dies das Signal sein, dass die Lage sehr prekär geworden ist und die Fed dies eingestehen muss. Das verbale Blabla drum herum zu Hintergründen und Fundaments sollten Sie ausblenden, da die Worthülsen der Fed-Notenbanker ohnehin aus historischen Sätzen zusammenkopiert sind. Nur merkt das kaum jemand, wenn man sie hier und dort neu kombiniert. Der Inhalt aber ist meistens grober Unfug und fernab jeder Realität.

    Problemkind Dollar

    Der US-Währung werden weiter fallende Zinsen in den USA natürlich nicht gut bekommen. Eine weitere Schwächung ist damit vorprogrammiert. Bereits heute gibt es im Euro-Raum etwas höhere Anleiherenditen – und Anleger haben hier nicht das Währungsrisiko. Was den Greenback im Jahr 2005 zwischenzeitlich stützte und seine Talfahrt unterbrach, war der Renditeunterschied in den Anleihen. Die Nachfrage nach US-Anleihen bringt nun mal Anlegergelder in den US-Raum. Das unterfütterte die Nachfrage nach der US-Währung. Jetzt aber ist der Renditeunterschied weg, hat sich sogar umgekehrt, da EU- und US-Zinsen nunmehr divergieren. Der Dollar wird damit 2008 noch weniger gefragt sein. Mag sein, dass das Sentiment derzeit etwas zu Euro-lastig ist, auf mittlere und längere Sicht sind in den USA klar tiefere Zinsen zu sehen als im Euro-Raum. Der Greenback dürfte damit relativ locker Richtung 1,60 gehen, Tendenz eher 1,70. Wir rechnen daher mit einer weiteren, mindestens 10 %-igen Abschwächung im Jahresverlauf 2008. Diesen Wertverlust müssen Sie bei etwaigen Engagements in den USA im Auge behalten. Wir raten ohnehin dazu, den US-Raum drastisch unterzugewichten: Währungsverluste und eine (drohende?) Rezession sind keine vorteilhaften Perspektiven für ein Engagement.

    Liquiditätsschwemme

    Weitere Stützungsmaßnahmen bestehen in der Zurverfügungstellung von kurzfristig verfügbaren Termingeldern durch die Zentralbanken, wie wir es seit Eingeständnis der Krisensituation im Laufe des Jahres 2007 mehrfach gesehen haben. Zuletzt pumpte die EZB sage und schreibe 350 Mrd. Euro in den Markt. Der Begriff der „Liquiditätsschwemme“ ist damit sicherlich nicht zu weit hergeholt. Zur Erinnerung: In England gab es 2007 den ersten Run auf eine Bank seit 1866, als (zu Recht) verängstigte Anleger der Northern Rock ihre Einlagen wiederhaben wollten. Natürlich wurde auch Northern Rock noch rechtzeitig vor dem Kollaps gerettet, alles andere hätte das Finanzsystem als Ganzes auf die Probe gestellt. Das sollte offenbar noch für die Zukunft aufgehoben werden. Vergessen wir nicht die Kehrseite solcher Rettungsmaßnahmen sowie diejenigen der Liquiditätsschwemme: Die Lasten einer Rettungsaktion werden stets sozialisiert (auf viele gar nicht beteiligte Personen umverteilt), während die Liquiditätsschwemme die jeweilige Währung aushöhlt. Sehen Sie sich als mahnendes Beispiel den US-Dollar an.

    Versteckte Kosten, die alle zu tragen haben

    Kurzfristig ist die berüchtigte Liquiditätsschwemme positiv für Börsen, doch die meisten erkennen nicht die längerfristigen Kosten derartiger Aktionen, da Kaufkraftverluste alle Bürger eines Landes betreffen – übrigens auch die 90 % (Beispiel Deutschland), die gar nicht in Aktien investiert sind, aber derlei umverteilte Kosten zu tragen haben. Notieren Sie sich daher: Bankenzusammenbrüche oder andere Zahlungsausfälle sind spektakulär und treffen stets Einzelne, während Inflation sozialverträglich scheint und ein wahrhaft schleichendes Gift ist. Seine tödliche Wirkung bemerken die allermeisten Menschen nicht einmal.

    Weniger Risiko, dennoch mehr Volatilität

    Der „Appetit auf weniger Risiko“ dürfte 2008 weiter anhalten. Das bedeutet aus unserer Sicht, dass die seit 2006 gesehene Outperformance von größeren Titeln gegenüber den Mid- und Small Caps anhalten wird. Blue Chips bedeuten Liquidität, und die ist Trumpf, wenn es an den Börsen hoch hergeht. Was nicht heißen soll, dass Sie mit wohlüberlegtem Stockpicking nicht doch gutes Geld verdienen können. Im breiten Schnitt aber wird es schwieriger, jedenfalls spricht nichts dafür, dass es 2008 nun plötzlich wieder einfacher werden wird. Die Entscheidung zur Wahl eines der beiden von uns angedeuteten Pfade steht ja erst noch bevor: Volatilität, also Unsicherheit, ist damit vorprogrammiert.

    Alles US oder was?!

    Interessant ist vor diesem Hintergrund, dass sich die Wirtschaften der wichtigsten Industrieländer durchaus asynchron verhalten können. Bereits 2007 haben wir beobachtet, dass eine Schwäche in den USA relativ gut z.B. vom deutschen Markt weggesteckt werden kann. Fast alle Emerging Markets legten 2007 ebenfalls zu, da hier die Wirtschaftsdaten weiterhin Anlass zu Optimismus zeigen.

    Die Frage ist immer, wie stark eine weitere und eventuell massive Wirtschaftsabschwächung in den USA auf die Volkswirtschaften in Asien und hier zu Lande durchschlägt. Ab einer kritischen Grenze wird es eben... kritisch. Daher auch unser nochmaliger Aufruf, dass Sie den US-Markt definitiv untergewichten oder besser gleich ganz meiden sollten. Deutschland gehört nicht nur aufgrund der intakten (obgleich etwas zu optimistischen) Ertragsperspektiven und relativ moderaten Bewertungen (natürlich auch nicht überall) zu unseren Anlagefavoriten des Jahres 2008. Das verspricht Hoffnung, denn die meisten Anleger fühlen sich mit heimischen Titeln noch am komfortabelsten („Homeside Bias“).

    Länderzertifikate durchaus sinnvoll

    Wer mehr Rendite sucht, wird um Emerging Markets nicht herum kommen. Ob es nun wirklich Vietnam und Pakistan sein müssen oder Sie sich nicht doch besser mit Hongkong, China, Südostasien und Indien begnügen sollten, sei dahingestellt. Eine höhere Rendite wird sicherlich auch eine höhere Risikonahme mit sich bringen. Zertifikateemittenten haben hierzu diverse Baskets herausgegeben, so dass Sie heute eine Exponierung auf Emerging Markets sehr einfach mit einem oder zwei Themen- oder Länderzertifikaten abdecken können und sich nicht in Einzelengagements vertiefen müssen. Wir werden versuchen, auch solche Zertifikate im laufenden Jahr wieder vermehrt zu besprechen, da man auf derartige Hilfestellungen in der heutigen Zeit gerne zurückgreifen sollte, wo es sinnvoll erscheint.

    Sektoren

    In Bezug auf einzelne Sektoren sieht man seit einigen Monaten die meisten und größten Ertrags- und Schätzungsrevisionen bei Basismaterialien, Banken, Hochtechnologie, Öl und Gas sowie überraschenderweise Healthcare (Basis: EuroStoxx). Positiv verhalten sich dagegen Chemie und Automobile. Bei letzteren ist aber anzumerken, dass wohl fast alle Hersteller mehr und mehr zum beliebten Trick der Eigenzulassungen greifen, um die mittlerweile desolate Absatzsituation zu verschleiern. In den USA steht im neuen Jahr das schlechteste Absatzjahr seit knapp zehn Jahren vor der Tür. Sie erinnern sich vielleicht, dass wir uns in der Vergangenheit in Editorials über die 0 % Kredite, 0 % Anzahlungen, 5.000 US-$ Bonuszahlung etc. bei den Autoverkäufen in den USA dann und wann lustig gemacht haben? Kommt Ihnen das vielleicht irgendwie mit einem anderen verspekulierten Sektor vergleichbar vor? Kurzum: Von Sondersituationen wie bei VW (Übernahme durch Porsche) einmal abgesehen, sollten Sie den Automotive-Bereich 2008 besser nicht auf Ihrem Radar haben. Der Bereinigungsprozess durch den begangenen Unsinn der letzten ca. fünf Jahre beginnt hier erst.

    Die Zukunft liegt in China

    Vielleicht fahren Sie persönlich noch kein Auto eines chinesischen Herstellers, aber denken Sie mal darüber nach, ob es nicht sinnvoller ist, in einen aufstrebenden chinesischen Autoproduzenten zu investieren als in BMW, Daimler oder VW. Früher oder später werden chinesische Firmen ihre ausländischen Joint Venture-Partner ohnehin schassen, wie es allzu oft in vielen anderen JVs schon passiert ist. Das Know-how wird aus dem Partner quasi herausgezogen, danach machen die Chinesen das Geschäft allein. Die hilflos agilen Engagements vieler Firmen in China sind daher kurzfristig absatzsteigernd (und damit gut für börsennotierte Firmen), langfristig jedoch ein Knockout. Die Zukunft liegt bei chinesischen Herstellern, die zur konkurrenzlos günstigen Produktion dann auch noch das Know-how haben. Kein Vorwurf: Es ist einfach clever. Nur wenige Manager widerstanden der kurzsichtigen Versuchung, im Reich der Mitte ein Joint Venture aufzuziehen.

    Weiche Rohstoffe

    Mit dem überproportional hohen Wachstum von China & Co. werden die Rohstoffpreise weiterhin hoch bleiben müssen. Mittlerweile sind davon auch Grundnahrungsmittel wie Milch, Brot, deren Folgeerzeugnisse (Joghurt, Käse) etc. betroffen. Hinzu kommt der größtenteils sinnlose Verbrauch von Nahrungsmitteln (Soja, Mais usw.) zur Verbrennung in Motoren, was die Nahrungsmittelpreise insgesamt aus ihrer Lethargie gerufen hat. Wenn dieser Trend nicht alsbald gestoppt wird, könnten nunmehr auch weiche Rohstoffe, von denen wir bisher wegen ihrer Unkalkulierbarkeit immer abgesehen haben, für eine Depotbeimischung gut sein. 2007 waren sie es bereits. Harte Rohstoffe (oder Zertifikate) wie Öl, Edelmetalle und Industriemetalle sollten ohnehin in keinem Portfolio fehlen. Die Gewichtung ist die einzige Frage, die sich hierbei stellt.

    Edelmetalle erneut die Outperformer?

    Damit wären bei beim wichtigen Thema Edelmetalle. Lassen Sie sich nicht ins Boxhorn jagen, wenn Sie hören, dass Gold bei aktuell ca. 860 US-$ den historischen Höchststand von 1980 übertroffen habe. Das ist nur auf dem Papier so. Die Kaufkraft heutiger 860 US-$ liegt bei ungefähr einem Drittel der damaligen Zeit, da der Greenback durch Inflation seither ca. 2/3 seines 1980er Wertes eingebüßt hat. Der selbe Vergleich gilt übrigens beim Rohöl: Die heutigen 100 US-$ für ein Fass entsprechen in etwa 35 US-$ der bisherigen historischen Marke von 80 US-$ aus dem Jahr 1979. Heutige 860 US-$ für eine Unze Gold sind im historischen Vergleich also noch rein gar nichts. Innerhalb unseres inflationären Szenarios sehen wir Gold durchaus auf 1.000 US-$ im Jahr 2008 gehen, Silber in Richtung 17 bis 18 US-$. Von einer weiteren Illusion müssen Sie sich aber trennen: Sollte es an den Börsen schwach hergehen (Szenario 2 also), so wird auch aus dem Edelmetallmarkt Liquidität abgezogen, d.h. Gold und Silber fallen im Einklang mit dem Börsengeschehen. Der Begriff Krisenwährung ist irreführend, wenn der Markt von Liquidität und nochmals Liquidität dominiert wird. Die lange Zeit gesehene gegenläufige Korrelation zwischen Aktienmarkt- und Edelmetallpreisentwicklungen ist heute nicht mehr gültig, zumindest nicht kurzfristig und schon gar nicht, wenn die Börsen durch Hilfsaktionen und Eingriffe verzerrt werden.

    Vor dem Hintergrund des anfangs Gesagten ist es aber wahrscheinlich, dass im inflationären Szenario Gold und Silber viele etablierte Aktienmärkte wie schon 2007 outperformen. Mit anderen Worten: Sparen Sie sich eventuell die Mühe einer Aktienauswahl und investieren Sie gleich in Gold und Silber. Ein Kompromiss dürfte aber die beste Idee sein, d.h. versuchen Sie es mit Stockpicking sowie einer wohldurchdachten Quote an Edelmetallinvestments.

    Aber wie in Edelmetalle anlegen?

    Edelmetalle können Sie wie gewohnt entweder in physischer Form „bunkern“, über Zertifikate abbilden oder natürlich in Minenaktien anlegen. Eine Kombination daraus macht unserer Einschätzung nach den meisten Sinn und dürfte die beste Rendite bei gleichzeitiger Risikostreuung bringen. Versäumen Sie im Zweifelsfall aber nicht die Währungssicherung, da die Schwäche des Greenback für einen Gutteil der Edelmetallpreisanstiege verantwortlich zeichnet!

    Zwischenzusammenfassung

    Kommen wir zu den Börsen selbst. Eigentlich ist es – wie vor einem Jahr an gleicher Stelle dargelegt – unsere Auffassung, dass viele Kapitalmärkte aus mehreren Gründen eigentlich fallen müssten, zumindest aber nicht gerade für eine positive Entwicklung prädestiniert wären:

    - USA direkt vor einer Rezession
    - weitere Probleme im US-Hypotheken- und schließlich Kreditmarkt unumgänglich
    - „Spill-over-Effekte“ (Ansteckung) auf andere Märkte
    - Automobilbranche 2008 mit ebenfalls großen Problemen
    - Ertragsprognosen in den Industrienationen nach fünf Jahren Hausse vielerorts zu optimistisch und daher revisionsgefährdet

    Nun hat aber das Jahr 2007 wie dargestellt gezeigt, dass die Notenbanken alles daran setzen, die Problemfelder Nr. 1 bis 3 so weit wie möglich unter Kontrolle zu bringen, sofern man davon sprechen kann. Natürlich hat das seinen Preis. Das ist in Einzelfällen nicht schlimm, schließlich würden Sie persönlich wohl auch wollen, dass Ihre Einlagen bei der Bank gesichert sind, sollte sich aus irgendeinem Grund eine Schieflage bei dem Institut einstellen. Jetzt allerdings wird die Jagd nach Rendite aus Immobilienspekulationen durch US-Amerikaner nicht nur auf alle US-Bürger umgelegt (auch auf die Nicht-Immobilienbesitzer natürlich), sondern durch die Ansteckungseffekte – die EZB handelt ja auch in gleichem Maße – nicht zuletzt auch auf Sie und uns. Das merken Sie nicht direkt, sondern erst mittel- und langfristig. Denn diese Solidarisierung führt selbstverständlich zu weiterer Inflation, da wir alle indirekt die „Versicherungsprämien“ dafür bezahlen. Das ist die bekannte Vollkaskomentalität versus Eigenverantwortung. Weitere „Kosten“ dieser Effekte: Finanzmärkte verhalten sich vielerorts abnormal, oder die Kaufkraft Ihres Geldes nimmt zunehmend rascher ab (wird im Jahr 2008 irgend etwas billiger, Versicherungen, Haushaltskosten, Lebensunterhalt etc.?).

    Blue Chips versus Small Caps

    Unter der Prämisse, dass es den Notenbanken gelingt, die Finanzmärkte auch 2008 durch die Zuführung exzessiver Liquidität ein weiteres Jahr in der Spur zu halten, rechnen wir mit freundlichen Börsen. Für den Leitindex Dax wäre es übrigens dann schon das sechste Jahr in Folge mit Gewinnen, wobei die beiden letzten Jahre mit Zuwächsen von jeweils knapp über 20 % beachtlich waren. 10.000 Punkte im deutschen Blue Chip-Barometer sind absolut vorstellbar, obwohl fundamental kaum noch ausreichend zu rechtfertigen. MDax und SDax trauen wir weniger starke Anstiege zu, während der TecDax-30 vor allem durch hoch gewichtete Solartitel angetrieben wird. Wenig Hoffnung haben wir für den Entry Standard. Die Titel sind schlichtweg zu klein und illiquide, als dass sich die ersehnten professionellen Investoren dort tummeln würden. Für den US-Markt rechnen wir mit einer neuerlichen Underperformance, hinzu kommt das Währungsrisiko. Wer eine höhere Rendite sucht, wird um asiatische Emerging Markets als Beimischung (wie mit unserem Langfristdepotwert Ocean Sky) nicht herumkommen.

    Lange Zyklen, kurze Präsidenten...

    Unter uns gesagt: Von langen Zyklen, saisonalen Verläufen, Präsidentenwahljahren, Januar-Effekten, 8er Jahren und was es nicht alles noch so gibt an Statistiken, kann man halten, was man will. Im Jahr 2007 lief so ziemlich alles anders als geplant oder aus dem Ruder, aber die immer selben Vertreter dieser Statistikprognosen und Data-Mining-Fetischisten wischen das beiseite und liefern unbeirrt weiter ihre Vorhersagen, als ob nichts passiert wäre. Korrelationen sind nichts wert, wenn der fundamentale Hintergrund fehlt – oder aber der Markt wie erläutert durch Eingriffe verzerrt wird. Es ist genau dieser zweite Punkt, der dazu führen wird, dass derlei Zyklengeschichten auch 2008 nicht zur Vorhersage taugen. Stimmt es (womöglich rein) zufällig doch in irgendeiner Beziehung, ist der Jubel groß, und dann war es natürlich das Präsidentenwahljahr oder das Mai-Muster.

    Was zu tun bleibt

    Ein wohldurchdachtes, Non-Trading-Portfolio könnte unter den vorgenannten Annahmen unseres Erachtens zum Beispiel wie folgt aussehen:

    - Anlageklassen: ca. 50 % Aktien, 20 % Zertifikate, 20 % sonstige Vermögensgegenstände wie etwa physische Edelmetalle, 10 % Cash (oder natürlich höher für Bedarfssituationen)

    - Aktien: 75 % Euro-Raum, Rest Emerging Markets, USA meiden

    - Zertifikate: Alles, was man nicht direkt über ein Einzelinvestment abbilden will, sowie die Möglichkeit zu Absicherungsstrategien; also Baskets, Discount-Zertifikate (dann kaufen, wenn die Volatilität gerade stark angestiegen ist), Branchen- oder Themen-Zertifikate (Rohstoffe, Zinsen, Währungen u.a.), auch der von uns empfohlene Edelmetallanteil lässt sich nötigenfalls der Einfachheit halber über (währungsgesicherte) Zertifikate nachbilden.

    - Cash: Eine einfache Grundregel: Sie sollten niemals voll investiert sein, denn es gibt stets irgendwelche Spezialsituationen, auf die man reagieren will oder muss. Sobald Sie über 90 % Investitionsgrad (oder auch etwas weniger) kommen, sollten Sie an starken Börsentagen wieder etwas an Beständen abbauen.

    Planbarkeit mit Dividendentiteln erhöhen

    Natürlich ist diese Aufstellung nicht allgemeingültig, sondern kann nach persönlicher Situation angepasst werden. Je stärker die Diversifikation, desto geringer das Risiko, desto geringer allerdings letzten Endes auch die Rendite, wenn Sie Ihre Eier zu stark in verschiedene Nester verteilen. Mehr als 10 Aktienpositionen benötigen Sie als Privatanleger eigentlich nicht, wobei keine einzelne Position mehr als ein Fünftel ausmachen sollte. Wir empfehlen, außerdem das Thema Dividenden – wo möglich – zu beachten. Stark rentierliche Dividendentitel sind in aller Regel gut nach unten abgesichert und bringen Ihnen Planbarkeit, was 2008 ein Pluspunkt sein könnte. Beispiele wären am deutschen Markt HCI, MPC, Geratherm, Deutsche EuroShop sowie zahlreiche weitere Unternehmen, die wir im Performaxx-Anlegerbrief (www.performaxx-anlegerbrief.de/neuanmeldung.php) auch regelmäßig besprechen.

    Im Immobiliensektor wird im Jahr 2008 mit dem einen oder anderen deutschen REIT (Real Estate Investment Trust) gerechnet, deren Erträge zu 90 % an Anleger ausgeschüttet werden. Mit alstria office REIT-AG und Fair Value REIT-AG gibt es bislang zwei an deutschen Börsen. Auch hiervon können Sie zwecks Dividende einen Titel als Depotbeimischung in Betracht ziehen und hätten damit zugleich den Immobiliensektor abgebildet. Dazu empfehlen wir die eine oder andere Squeeze-Out-Spekulation wie auf die HypoVereinsbank, Bayer Schering oder Eurohypo mitzumachen. Bei klar eingegrenztem Risiko winkt in den kommenden Jahren eine deutlich bessere Verzinsung als bei einem auch nicht ohne Risiko behafteten Geldmarktfonds, deren Rendite durch die Inflation oder eine möglichen Subprime-Investition wegradiert wird.

    Unsere 10 Punkte für 2008

    (1) Der US-Dollar wird Ende des Jahres 2008 noch schwächer sein als derzeit (1,47). Unser Tipp wäre 1,65 zum Euro.

    (2) Gold wird mindestens 1.000 US-$ erreichen und Silber 17 US-$. Zur Erinnerung: Erst bei 2.400 US-$ für Gold und 150 US-$ bei Silber wären inflationsbereinigt die alten Höchststände des Jahres 1980 übertroffen.

    (3) Rohöl sehen wir 2008 in etwa auf gleicher Höhe bzw. relativ zum Wertverfall des Dollar, der Abrechnungswährung also. Das wären dann 110 bis 120 US-$ pro Fass.

    (4) Der US-Markt wird 2008 erneut schlechter performen als viele westliche Indizes, erst recht abzüglich des angenommenen Dollar-Verfalls.

    (5) Innerhalb Europas wird der deutsche Leitindex Dax mindestens im oberen Drittel liegen.

    (6) Mid und erst recht Small Caps werden 2008 abermals schlechter performen als Blue Chips. Das heißt: Dax vor MDax vor SDax in der Reihenfolge unserer heimischen Favoriten. Die Ausnahme bilden dabei natürlich selektive Value-Aktien!

    (7) Bei Branchen werden Green Technologies, ausgewählte High Techs sowie Rohstoff-affine Unternehmen eine gute Wahl sein.

    (8) Emerging Markets, allen voran China, müssen Sie in irgend einer Form im Depot haben. Der chinesische, heimische Markt bildet eine Blase, das steht außer Frage. Nichtsdestotrotz weiß niemand, ob der Markt dort nicht doch noch zwei Jahre exorbitante Gewinne bescheren kann. Vergessen Sie nicht: Auch in China manipuliert die Regierung den Kapitalmarkt.

    (9) IPOs/Börsengänge: Am deutschen Markt erwarten wir höchstens 48 Börsengänge und damit praktisch das Vorjahresniveau (44).

    (10) Ein vielleicht etwas provokantes Bonmot zum Abschluss: Vertrauen Sie nicht auf Ihre jeweilige Regierung – sie traut Ihnen ja auch nicht. Die ab 2009 kommende Abgeltungssteuer ist kaum mehr als eine neuzeitliche Form der Wegelagerei und unterminiert langfristige Anlagestrategien. Weitere „Abgeltungen“ dieser Art sind zu erwarten.

    Fazit

    Es wird zweifellos kein leichtes Jahr werden. Die Entscheidung über Fortsetzen des inflationären Szenarios (ähnlich 2007) oder Abkippen in eine Baisse steht erst noch bevor. Daher müssen Sie sich zunächst zweigleisig positionieren, so dass Sie, wenn die Entscheidung klar ersichtlich geworden ist, voll auf das übrig gebliebene Szenario einschwenken können. Seien Sie deshalb Anfang des Jahres mit Rücksicht auf das kurz zuvor Gesagte in Bezug auf Assetklassen, Sektoren und Titel gut investiert, noch läuft ja der inflationäre Pfad. Schwache Tage haben für sich genommen keine Bedeutung, es kommt auf das Gesamtverständnis an. Hier wird der Performaxx-Anlegerbrief (www.performaxx-anlegerbrief.de/neuanmeldung.php) für Sie im laufenden Jahr weiterhin die Anzeichen zu deuten wissen, denn auch wir sind gespannt, für welchen Weg sich Börsen, Rohstoffe und Währungen (erst noch) entscheiden werden.

    Verfasst von 2Performaxx
    Fundamentaler Jahresausblick 2008 Fahren Sie mehrgleisig! Für den Jahresausblick 2008 haben wir uns notgedrungen für so etwas ähnliches wie eine 2-Szenarien-Variante entschieden. Dies scheint uns notwendig, nachdem das Jahr 2007 zwar praktisch all unsere fundamental erwarteten Entwicklungen tatsächlich …

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