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    Smart Investor Weekly 17/2009  1233  0 Kommentare Geschichten – aus dem Gruselkabinett

    Nicht alles ist Gold, was glänzt
    Börsianer lieben Redewendungen und (Lebens-)Weisheiten. Die Sache mit dem Gold, das eigentlich keines ist, könnte dabei auch auf die Situation am amerikanischen Bankenmarkt gemünzt sein. Nicht nur, dass kleineren Instituten auch weiterhin in steter Regelmäßigkeit vom Einlagensicherungsfonds (FDIC) unter die Arme gegriffen werden muss – erst letztes Wochenende kam es zur insgesamt 24. Bankenpleite in diesem Jahr –, die vorgelegten Bilanzen der Großbanken können auch nur auf den ersten Blick überzeugen. Tatsächlich stammt ein Großteil der für das erste Quartal ausgewiesenen „Gewinne“ aus bilanziellen – nennen wir es einmal – Anpassungen, die den Mantel des Schweigens über die doch so triste Realität legen. Erst gestern überraschte die Bank of America mit einem Milliardengewinn, der jedoch zu einem Großteil auch aus Einmaleffekten resultierte. Gleichzeitig warnte BoA-Chef Ken Lewis, dass man weitere 13 Mrd. USD für erwartete Kreditausfälle zurückstellen musste. Das Kreditkartengeschäft rutschte in die Verlustzone und der Chef selber sieht auf sein Institut „extrem schwierige Herausforderungen“ zukommen. Dass die Börse auf die vermeintlich guten Ergebnisse mit deutlichen Kursverlusten reagierte, liegt – abgesehen von der ohnehin kurzfristig fälligen Korrektur – sicherlich auch an solchen Aussagen, die sich nicht unbedingt als vertrauensbildende Maßnahme eignen.

    Die Sache mit dem „Stress-Test“
    Für Aufsehen sorgten zuletzt aber auch die durchgesickerten, von der FED und dem amerikanischen Finanzministerium bislang unter Verschluss gehaltenen Ergebnisse sogenannter „Stress-Tests“, mit deren Hilfe eigentlich geklärt werden sollte, ob und inwieweit die US-Banken einer weiteren Verschärfung der Finanzkrise Stand halten werden. Schenkt man den nun bekannt gewordenen Ergebnissen Glauben, so wundert es nicht, dass sich die Behörden bislang nicht auf eine Veröffentlichung einigen konnten. Die Resultate dürften selbst Ben Bernanke die kaum vorhandenen Haare zu Berge stehen lassen. Technisch gesehen sind 16 der 19 größten Institute nämlich insolvent. Sollten nur zwei dieser 16 Banken ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können und gezwungen sein, Insolvenz anzumelden, würde das bereits das Volumen des Einlagensicherungsfonds sprengen. Insbesondere die fünf größten Institute leiden demnach unter einer geradezu dramatischen Unterkapitalisierung. Die Citibank, HSBC America, JP Morgan und Goldman Sachs sind zudem allesamt einem Kreditrisiko im Zusammenhang mit ihrem Derivate-Handel ausgesetzt, das ihr Eigenkapital bei weitem übersteigt – zum Teil um mehr als das Vierfache. Die Aussagen von BoA-Chef Ken Lewis erscheinen vor dem Hintergrund dieser beunruhigenden Fakten nicht länger wie bewusstes Understatement. Eher dürfte das Gegenteil der Fall sein. Vermutlich ist Lewis nicht der einzige, dem in diesen Tagen die Textzeilen eines Coldplay-Songs durch den Kopf gehen:
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    Verfasst von 2Ralf Flierl
    Smart Investor Weekly 17/2009 Geschichten – aus dem Gruselkabinett Nicht alles ist Gold, was glänzt Börsianer lieben Redewendungen und (Lebens-)Weisheiten. Die Sache mit dem Gold, das eigentlich keines ist, könnte dabei auch auf die Situation am amerikanischen Bankenmarkt gemünzt sein. Nicht nur, dass …