Kann wirklich jeder ein erfolgreicher Trader sein? Teil 5

Guten Morgen allerseits,

eines Tages trat Wolfgang, ein Mitarbeiter meiner Vermögensberater-Truppe, an mich heran um mir mitzuteilen, dass er über diverse Kontakte an einen Indikator gelangt sei, der dauerhaften Erfolg und Reichtum an der Börse versprach.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich wohl bereits meine Ausbildung zum Vermögensberater incl. Investmentanteil erfolgreich abgeschlossen, doch das Wesen der Börse war für mich bis dahin immer noch unergründlich. Verkauft hab ich die Fonds trotzdem – schließlich ging es an der Börse ja nur bergauf. Zumindest war ich davon überzeugt. Immerhin war ich geprüfter Vermögensberater.

Noch heute läuft mir ein eiskalter Schauer über den Rücken, wenn ich an diese Zeit zurückdenke. Ich hatte wohl mehr Glück als Verstand, dass mich kein Kunde verklagt oder persönlich aufgesucht hat.

In den langen Nächten vor dem Globus-Markt, den Blick auf den LKW mit „Meister Propper” gerichtet, erinnerte ich mich wieder an dieses Gespräch mit meinem Mitarbeiter und den Superindikator mit angehängtem System. Ich hatte immer noch irgendwelche Unterlagen aus dieser Zeit und so recherchierte ich im Netz, ob es diesen Reichtum versprechenden Indikator immer noch gab. Und siehe da, mehr denn je war die Firma mit ihrem System aktiv an den Märkten tätig. Schließlich hatte IHR Indikator den Crash der Märkte der Jahre 2000 und 2001 zwei Monate vorher vorausgesehen. Mein Interesse war geweckt – schließlich war ich entschlossen, meinem Leben ein Wende zu geben. Und mit solch einem System musste ich es doch schaffen, aus meinem Schlamassel wieder herauszukommen. Es war so leicht an der Börse zu Reichtum zu kommen – das versprach die Werbung für das Seminar.

Blauäugig und naiv wie ich zu diesem Zeitpunkt immer noch war, buchte ich einen Platz auf der Veranstaltung in Salzburg. Vierzehn Stunden wurden für das Seminar veranschlagt, – incl. Verpflegung, was für mich enorm wichtig ist – doch anschließend wäre man fit für die Börse.

Frühmorgens, mit Dollarzeichen in den Augen, machte ich mich auf den Weg in ein Hotel nach Salzburg, nur um dort festzustellen, dass die Veranstaltung kurzerhand nach Innsbruck verlegt wurde. Leider hatte man vergessen, mir das mitzuteilen.

Mit halbstündiger Verspätung kam ich letztlich am Veranstaltungsort an und wurde sogar noch hineingelassen. Bereut habe ich diesen Tag nicht, denn er vermittelte mir endlich das Wissen, nach dem ich lange gesucht hatte.
Erst viel später wurde mir klar, dass Alfredo Cuti von AktienPower AG, nichts anderes tat, als hunderten ahnungslosen Lemmingen wie mir die Markttechnik zu erklären. Das Ganze verpackt in pompösen Verschwörungstheorien von großen Haien, die im Börsenbecken die kleinen Haie fressen. Nur sein von ihm entwickeltes Programm (AP-Watcher hieß das Teil) könnte uns helfen, das Tun der großen Haie vorauszusehen, auszunutzen und damit reich zu werden.