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     2627  0 Kommentare Steuerschweinerei


    Fiskus besteuert Verluste als Gewinne

    Manchmal fällt selbst der Treueste vom Glauben ab. Da habe ich letzte Woche von der Zinszahlung auf umgetauschte Argentinien-Anleihen berichtet. Natürlich sind diese Zinsen mit Abgeltungssteuer belastet worden. Doch was sich jetzt abspielt, ist kaum nachzuvollziehen.

    Nehmen wir die 9% Anleihe des Landes Argentinien mit der Laufzeit bis 2008. Sie sollte eigentlich zu 100 % zurückgezahlt werden, wenn das Land nicht pleite gegangen wäre. Sie notiert daher derzeit nur bei 27 % des Nominalwertes. Wer das Umtauschangebot angenommen hat, bekommt etwa 33 % und zuzüglich Zinszahlungen in der Gegenwart und auch für die Zukunft.

    Gerade wurden exakt 6,56834013 % auf den umzutauschenden Nominalwert als Zinszahlung überwiesen. Auf diese Zinszahlung berechnete die Bank 25 % Abgeltungssteuer plus 5,5 % Soli. So weit, so gut. Und vor allem: So richtig.

    Am Samstag flattert nun jedoch eine weitere Abrechnung ins Haus, die mit „Steuer-Informationsbeleg zu Kapitalmaßnahmen / Einlösung“ überschrieben ist. Damit bucht man schnell einmal erneut 25 % Abgeltungsteuer und 5,5 % Soli von etwa 10 % des Nominalwertes des Umtauschbetrages ab, den man „pauschale Bemessungsgrundlage auf Anschaffungspreis“ nennt.

    Das heißt: Wer diese Anleihe damals regulär gekauft hat, hat mittlerweile etwa 70 % seines Einsatzes verloren, sowie etwa 8 Jahre keine Verzinsung bekommen. Jetzt nun gibt es ein Umtauschangebot, von dem der Fiskus sich gleich einmal die Abgeltungssteuer auf den zehnten Teil abschneidet, obwohl es hier nur Verluste und nirgendwo Gewinn gegeben hat. Das hat wirklich nichts Biblisches mehr an sich.

    Da ich diese Information erst am Samstag bekommen habe, kann ich heute noch keine Deutung liefern. Ich werde jedoch am nächsten Wochenende davon berichten.

    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
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