EUR/USD
Wöchentlicher Marktkommentar mit Torsten Gellert: Trading-Chancen aufgrund der Euro-Turbulenzen
Griechenland steht kurz vor der Zahlungsunfähigkeit, Irland ist nur noch Ramsch und auch Italien wackelt. Geht es nach den Rating-Agenturen, müsste der Euro eigentlich ins Bodenlose sacken. Dass er es nicht tut, hat zwei Gründe. Der erste Grund: Auch die USA und der Dollar haben mit zahlreichen Problemen zu kämpfen. Präsident Obama schaffte es gestern auch in der vierten Verhandlungsrunde in vier Tagen nicht, sich mit den oppositionellen Republikanern auf ein Anheben der US-Schuldengrenze zu einigen. Die Ratingagentur Moody‘s warnte daraufhin erneut, den USA ihr Top-Rating von AAA abzuerkennen. Gleichzeitig machte der Chef der US-Zentralbank Fed gestern Abend klar, dass sein Institut die US-Wirtschaft weiter stützen werde, falls es nötig würde, etwa durch den erneuten Aufkauf von Staatsanleihen. Der zweite Grund: Der Euro ist offensichtlich zurzeit gar nicht so schwach, wie viele Medien ihn bereits schreiben.
„Wenn man die aktuelle Nachrichtenlage betrachtet, hält sich der Euro ziemlich gut“, sagt Torsten Gellert, Managing Director FXCM Deutschland. Erst am Dienstag war der Euro deutlich unter die Marke von 1,39 US-Dollar gefallen, nachdem Italien als nächster möglicher Pleitekandidat wieder prominenter in die Medien gekommen war und Irland die nächste Abstufung seiner Kreditwürdigkeit hinnehmen musste. Doch schon am Mittwoch setzte die Erholung ein, der Euro erklomm im Laufe des Vormittags sogar wieder die Marke von 1,42 US-Dollar. „Ich bleibe bei meiner Einschätzung, dass der Euro erst dann nachhaltig aus dem Kanal zwischen 1,40 und 1,50 US-Dollar ausbrechen wird, wenn die EU eine klare Strategie zur Lösung der Schuldenkrise präsentiert und nicht mehr nur auf Zeit spielt“, so Gellert.
Auch die anderen von ihm beschriebenen Trading-Möglichkeiten böten Händlern aktuell noch Chancen. Der erste Trend ist der seit geraumer Zeit erstarkende Schweizer Franken. „Die Währung gewinnt seit einiger Zeit an Wert, aber die Begründung dafür gilt damals wie heute“, erklärt Gellert. „Die Euro-Krise wird nach aktuellem Stand noch eine Weile anhalten und die Schweizer sind davon nicht betroffen, was weiterhin für einen starken Franken spricht.“ Jedoch warnt der Währungsprofi vor allzu leichtsinnigen Käufen. „Es besteht nach so einer langen Rallye immer irgendwann die Gefahr, dass eine Währung überkauft ist. Investoren sollten mit engen Stoppkursen arbeiten.“
Lesen Sie auch
Die zweite von Gellert seit einer Weile diskutierte Technik ist es, die unterschiedliche Entwicklung zwischen Nehmer- und Geberländern in der Euro-Krise mittels der Aktienmärkte abzubilden. Ein Investment über die Währung ist wegen des Euro nicht möglich. Stattdessen empfiehlt der Finanzprofi, den Aktienindex eines potenziellen Nehmerlandes zu verkaufen und das Investment mit dem Kauf eines Aktienindex aus einem Geberland, zum Beispiel dem DAX, abzusichern. In den vergangenen vier Wochen hätten Anleger mit einem solchen Short-Investment in Spanien oder Italien eine Rendite von rund zehn Prozent erzielen können. „Auch hier gilt, dass die Märkte genau wie erwartet auf schlechte Nachrichten reagiert haben und den ersten Schock bereits eingepreist haben“, warnt Gellert. Trotzdem glaubt er, dass das Investment auch weiterhin noch funktionieren kann. „Der Griechische Aktienindex hat seit Ausbruch der Krise mehr als 50 Prozent an Wert verloren, während der DAX im Plus steht. Von diesen Verlusten sind Spanien und Italien noch weit entfernt. Sollte es eine ähnliche Entwicklung wie in Griechenland geben, werden die Aktienmärkte dort im Vergleich zum Dax schlechter abschneiden.“