Der Neue Markt - Auf oder ab?
Die US-Aktienmärkte knickten zum Wochenanfang deutlich ein. Wird die anstehende Zinserhöhung jetzt wahrgenommen? Oder kommt den Anlegern ins Bewusstsein, dass die Gewinnaussichten und Kurse nicht
mehr zueinander passen? Messlatte ist u.a. das durchschnittliche Gewinnwachstum der 500, im S&P gelisteten Unternehmen. Es wird jetzt für das Q4/99 mit etwa 20% gerechnet. Für das dritte
Quartal 1999 lag dieser Wert noch bei 22,8%.
Der Einbruch am Aktienmarkt trieb die Rentenmärkte an. Die US-Rendite kam gestern deutlich zurück. Heute vollzog der Bund-Future die Bewegung nach und legte zeitweilig um 30 Stellen zu.
Der DAX vollzog die Bewegung der US-Märkte nur unvollständig nach. Nach anfänglichen Kursverlusten in Höhe von 1,3%, schloß man sich eher der aus Tokio vorgegebenen Tendenz an und holte wieder auf.
Äußerst interessant ist dabei, dass SAP und Siemens, ohnehin die Highflyer der letzten Zeit, weiter zulegten. Aktuell sind sie nach Kursplussen von teilweise an die 4% allerdings etwas auf dem
Rückzug, jedoch noch im positiven Bereich.
Der Neue Markt gab im all-share zeitweise mehr als 300 Punkte ab. Gegen 12:00 hatten Käufe den Index schon wieder aus dem Tiefkeller geholt und die Verluste auf 150 Punkte begrenzt. Die Verluste
waren breit gestreut und gingen durch alle Branchen. Besonders betroffen waren die Gewinner der letzten paar Tage. Aber auch hier gab es Ausnahmen: Mühlbauer legte sogar noch leicht zu, ebenso CE
Consumer. Qiagen kam hingegen kräftig unter die Räder.
Auch Brain konnte sich dem Abwärtssog entziehen, ebenso JUMPtec. Beide Unternehmen hatten gute Zahlen gemeldet. Teles verloren deutlich, obwohl am Freitag vorab positive Überraschungen in Umsatz
und Gewinn bekannt wurden. Die Anleger warten hier wohl auf eine detaillierte Erläuterung der Zahlen für 1999 durch das Unternehmen.
Tatsache ist, dass der NASDAQ-Index und der Nemax(all-share) so weit über der GD200-Linie liegen, dass nach Analystenangaben eine Konsolidierung überfällt ist. Der Dow hat diesen Abstand bereits
vollständig abgebaut. Der DAX hat in diesem Sinne aber auch noch Potential nach unten. Als besorgniserregend wird von vielen Marktteilnehmern die Ignoranz gegenüber den anstehenden Zinsschritten
empfunden. Etwas rätselhaft ist die Rallye an den Anleihemärkten angesichts der Erwartung steigender Zinsen. Technische Erklärung: Die Anleihen waren überverkauft.
Die amerikanischen und europäischen Kapitalmärkte befinden sich nach Meinung zahlreicher Marktteilnehmer schon länger in einer Schieflage. Hingewiesen wird auf das Missverhältnis zwischen Renten-
und Aktienmärkten. Die Rentenrenditen legen immer weiter zu, gleichzeitig steigen die Aktienkurse. Steigende Zinsen führen durch Abzinsungseffekte zu reduzierten künftigen Gewinnreihen.
Wichtig bei der Betrachtung der Aktienmärkte sei außerdem das Ungleichgewicht zwischen den einzelnen Sektoren. Die Höhenflüge der Börsen werden im wesentlichen durch eine schmale Auswahl von
Werten, hauptsächlich aus dem Technologiebereich, getrieben. Diese vielmals bemängelte Marktbreite könne auf Dauer nicht so bleiben.
Der hohen Bewertung einzelner Technologietitel stehen Niedrigstwerte für KGV’s und Marktkapitalisierung von „Standard"-Konzernen gegenüber. Im DAX stehen auf der einen Seite SAP, Siemens,
Mannesmann und die Dt. Telekom, auf der anderen z.B. VW, Daimler und die Versorger, die durchaus 40 bis 80% unter ihren fairen Werten notieren.
Der japanische Aktienmarkt hat -wie bereits erwähnt- verhalten auf die Vorgaben aus den USA reagiert. Das gilt auch für die Technologiewerte. Phantasie kommt hier einerseits dadurch auf, dass sich
die Wirtschaft spürbar erholt. Andererseits wird für Anfang Februar erwartet, dass große zusätzliche Nachfrage aus einem großem japanischen Pensionsfonds auf den Aktienmarkt trifft. Zu diesem
Zeitpunkt starten auch einige große Investitionsfonds mit Anlageschwerpunkt Aktien. Zusätzlich besteht im Internetbereich noch erheblicher Nachholbedarf. Ein übriges tut die China-Phantasie.
Händler raten allgemein zu selektiven Nachkäufen fundamental günstig bewerteter Titel. Technische Gegenbewegungen könnten zur Gewinnmitnahme genutzt werden. Dieser zweite deutliche Einbruch in
diesem Jahr wird allgemein als weiterer Warnschuss verstanden, an den sich eine breiter angelegte Korrektur anschliessen könnte.
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