checkAd

    Markteinschätzung  966  0 Kommentare Keine Angst vor Europa

    Kontinent schreitet mit echten Reformen voran. Bewertungen europäischer Unternehmen extrem günstig.

    Als am 22. April die Märkte aufgrund des Wahlerfolgs von Frankreichs sozialistischem Präsidentschaftskandidat François Hollande sowie des Bruchs der niederländischen Regierung die Märkte erschraken, war die Eurokrise plötzlich zurück. Daniel Zindstein, verantwortlich für das Portfoliomanagement bei GECAM und Verfasser der aktuellen Markteinschätzung des Unternehmens mahnt zur Ruhe: Das niederländische Regierungsbündnis sei schon lange brüchig gewesen. Auch ein möglicher französischer Staatspräsident Hollande lasse Europa nicht untergehen. Vielmehr sei dieser bekennender Europäer, der stärkere Aspekte auf die Wachstumsförderung legen werde. Und dies müsse nicht unbedingt schlecht sein.

    Im Jahr 2004 war Deutschland in einer ähnlichen Phase wie heute Frankreich, Italien und Spanien. Unter dem Druck öffentlicher Defizite, hoher Arbeitslosigkeit und sehr schwachem Wachstum setzte der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder seine Agenda 2010 um, flexibilisierte so die Arbeitsmärkte und fuhr die ausufernden Sozialausgaben zurück. Mit den Jahren kehrte das Wachstum zurück und um seinen Arbeitsmarkt werde Deutschland heute weltweit beneidet. Reformen, so Zindstein, müssten nicht mal unbedingt etwas kosten. „Sie müssen nur die Wirtschaft von Hemmnissen befreien, um eine effektive Nutzung von Kapital und Arbeit zu ermöglichen.“ Hierzu müssten, so wie aktuell in Spanien und Italien, die Produkt- und Arbeitsmärkte flexibler gestaltet werden. Es wäre sehr überraschend für den Portfoliomanager, wenn dadurch keine Wachstumseffekte zustande kämen. Einziger Problemfaktor sei die Zeit.

    Darüber hinaus könnten Investitionshilfen, z.B. durch die europäische Investitionsbank, helfen, die mit den Reformen verbundenen Einschnitte abzumildern und gleichzeitig sinnvolle Wachstumsimpulse anzustoßen. „Sinnvoll bedeutet“, so Zindstein, „gezielte investive Ausgaben in Forschung, Entwicklung und Infrastruktur, die die ordnungspolitischen Reformen unterstützen.“ Die Europäische Zentralbank schirmt dazu die Bankenlandschaft ab und versetzt sie in die Lage die Wirtschaft mit Krediten zu versorgen. Ohne handlungsfähige Banken, auch in den Peripherie-Staaten, sei im wahrsten Sinne des Wortes kein Staat zu machen und auch keine Wirtschaft aufzubauen.

    „Doch wo bleiben die Reformbemühungen in den USA oder in Japan?“, fragt Zindstein. Dort herrschten eine höhere Gesamtverschuldung als im Euroraum und Neuverschuldungsraten von über zehn Prozent. Wenn diese erfolgen, könnte sich die bisher von den Märkten ignorierte und massiv unterschiedliche Bewertung der Wirtschaftsräume unter dem Eindruck der Reformerfolge in Europa in den kommenden Quartalen wandeln. Zudem seien europäische Aktien derzeit stark unterbewertet.

    Gleichzeitig zeige die aktuelle Berichts-Saison Rekordzahlen, vor allem auch deutscher Unternehmen, wie SAP, VW, BMW, Porsche, Adidas oder Linde. „Auch aus Anlegersicht gibt es also keinen Grund für Angst vor den Wahlen in Europa, auch wenn die auf den ersten Blick mit Wechsel, Verunsicherungen und Skepsis einhergehen“, so Zindstein. Der frühere IWF-Chefvolkwirt Raghuram Rajan sagte: „In Europa werden gerade sehr viele Probleme angegangen, es wird mit etwas Glück der Grundstein für eine bessere Zukunft gelegt. Europa wird aus der Krise gestärkt hervorgehen, womöglich stärker als die USA.“

    (PD)




    Patrick Daum
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Patrick Daum ist Dipl.-Politologe mit Schwerpunkt für Europa, Wirtschaft und Recht. Als Redakteur bei €uro-Advisor-Services GmbH ist er zuständig für die Top-Themen auf www.fundresearch.de.
    Mehr anzeigen
    Verfasst von 2Patrick Daum
    Markteinschätzung Keine Angst vor Europa Kontinent schreitet mit echten Reformen voran. Bewertungen europäischer Unternehmen extrem günstig.

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer