Devisen
Euro und Pfund auf Talfahrt – Europa bleibt geldpolitisch auf dem Gas - Seite 2
Die Euro-Schuldenkrise ist noch nicht vorbei, Erholung Fehlanzeige
Auch in Frankfurt bei der Europäischen Zentralbank bleibt geldpolitisch der Fuß auf dem Gas. Die EZB sieht enorm gestiegene Abwärtsrisiken für die Eurozone, weshalb der geldpolitische Rat heute auch eine mögliche weitere Zinssenkung diskutiert hat. Für mich nicht allzu verwunderlich, so halte ich doch schon sehr lange an meiner Einschätzung fest, die Schuldenkrise in der Eurozone ist weder überwunden, noch sehe ich Anzeichen einer baldigen substantiellen Erholung der Wirtschaft in der Eurozone. Nur ein Beispiel: Portugal. Das Land sucht zurzeit seinen Weg aus der Regierungskrise, die Anleiherenditen erreichen mit über acht Prozent wieder erschreckende Niveaus. Ob und wie die Südeuropäer am notwendigen Sparkurs festhalten, um den Rettungsschirm von Europäischer Union und Internationalem Währungsfonds bald verlassen zu können, ist unklarer denn je. Aber nicht nur in Portugal, sondern auch in Spanien und Italien steigen die Zinsen am Kapitalmarkt.
Eine weitere Zinssenkung im zweiten Halbjahr ist nur eine Option
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In diesen Tagen jährt sich die legendäre Pressekonferenz Mario Draghis in London, auf der er ankündigte, den Euro mit allen notwendigen Mitteln zu verteidigen, ein paar Wochen später stellte er das Programm unbegrenzter Anleihekäufe von Krisenstaaten (OMT) vor. Damit war zumindest verbal der Grundstein dafür gelegt, die Eurozone vom Spielfeld der Finanzmärkte zu nehmen, die auf den Zusammenbruch des Euro spekulierten. Heute nun, ein Jahr später hofft Draghi, allein durch die nochmalige Bestätigung, dass OMT-Programm sei startklar, die Anleihemärkte auch diesmal wieder zu beruhigen. Kurzfristig klappt es wohl auch diesmal – immerhin fielen die Renditen nach seinen Worten – langfristig müssen aber den Worten auch Taten folgen, um die erreichte Glaubwürdigkeit nicht zu verspielen. Und der Leitzins ist da nur eine Waffe, die in meinen Augen im zweiten Halbjahr gezückt werden wird. Bald werden Länder wie Spanien erkennen müssen, dass es notwendig ist, sich zu einem Reformprogramm gegenüber dem „Geldgeber“ EZB zu verpflichten, damit diese im Rahmen des OMT-Programms spanische Staatspapiere kaufen kann. Bisher – daran sei noch einmal erinnert – ist noch kein einziges Papier innerhalb dieses Programms von der EZB erworben worden.