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    Erneuerbare Energien  9113  0 Kommentare PROKON Konzernbilanz wirft Fragen auf

    Am 22. Januar 2014 hat die PROKON Regenerative Energien GmbH beim Amtsgericht Itzehoe Insolvenz angemeldet (wallstreet:online berichtete: PROKON – Genussrechte: Prokon meldet Insolvenz an). Zu viele Anleger entzogen dem Unternehmen das Vertrauern und kündigten ihre Genussrechte. Zuvor verkündigte PROKON bereits, dass sie zwischenzeitlich weder Zinsen noch Genussrechte bedienen werden. Das Unternehmen drohte den Anlegern gar mit der Insolvenz, sollten sich nicht 95 Prozent der zumeist Kleininvestoren mit ihrem angelegten Kapital zu PROKON bekennen. Es kam bekanntlich anders und Schnäppchenjäger positionieren sich bereits, um entweder Sachanlangen oder Genussrechtsanteile abzuschöpfen. (Prokon: Anlagen und Genussrechte im Visier der Schnäppchenjäger)

    Wie wir am Sonntag berichteten, droht der PROKON Regenerative Energien GmbH nun neues Ungemach aufgrund eines undurchsichtigen Waldgeschäfts in Rumänien – finanziert mit den Geldern der Kleinanleger in Prokon-Genussrechte (siehe: Prokon- Insolvenz: Millionenverlust für Prokon mit dubiosen Waldgeschäften?). Für den Kauf von Wald in Rumänien haben PROKON-Chef Carsten Rodbertus und die HIT Holzindustrie Torgau OHG, mit der "PROKON HIT Timber S.R.L" eigens eine Firma in Rumänien gegründet. Rodbertus ist zwar einer der Geschäftsführer, einziger Gesellschafter aber ist die Firma seiner Geschäftspartner. Diese ist formal unabhängig von PROKON. Im Zuge dessen haben wir uns die Zahlen zum PROKON Konzern und insbesondere den Bereich Biomasse angesehen und diese den Unternehmensinformationen der HIT Holzidustrie Torgau OHG gegenübergestellt.

    Vorab ist zu sagen, dass die PROKON Regenerative Energien GmbH bis dato keinen geprüften Jahresabschluss 2012 vorlegen kann. Aufgrund unterschiedlicher Auffassung über die Bewertung und den Einbezug von Stillen Reserven zwischen den Wirtschaftsprüfern und dem PROKON-Management verweigerten die Wirtschaftsprüfer bislang das Testat.

     

    PROKON - Bereich Biomasse

    PROKON erweckt auf ihrer Seite zum Jahresabschluss (http://www.prokon.net/prokon-transparent/prokon-ja-konzern.php) den Eindruck, dass sowohl die HIT Holzindustrie Torgau OHG sowie deren rumänische Tochter PROKON HIT Timber S.R.L. zum Konsolidierungskreis des PROKON-Konzerns gehören. Damit würden sie in den Konzern-Jahresabschluss mit einfließen. Auch unter „PROKON transparent“ (siehe Link) auf der Webseite wird der Bereich Biomasse dargestellt, als würde die „HIT“ vollständig dazu gehören würde. Verdeutlicht wird dies durch dort aufgeführte Zahlen wie die produzierte Menge Holzpaletten in Stück (zurück bis 2007). Aus dem Geschäftsbericht 2012 der HIT geht jedoch hervor, dass diese an derem Standort Torgau produziert werden.

    Konsolidierungskreis gemäß PROKON-Homepage

    (Quelle: prokon.net)

     

    Nach dem durch PriceWaterhouseCoopers (PWC) geprüften Jahresabschluss der HIT Holzindustrie Torgau OHG zum 31.12.2012 - veröffentlicht auf der PROKON-Webseite (HIT - Jahresabschluss als PDF) - gehört die Firma zu jeweils 50% den beiden Gesellschaftern Günther Hillmann und Karlheinz Lippmann. Dies betreffe auch die rumänische Tochtergesellschaft der HIT, die PROKON HIT Timber S.R.L., die bis auf den Namensteil und Herrn Rodbertus als einer von vier Geschäftsführern nichts mit der PROKON-Unternehmensgruppe zu tun habe.

    Sollte sich dies bewahrheiten, werden unter der Rubrik „PROKON transparent“ unternehmensfremde Assets als die eigenen ausgegeben. Allerdings wären sie für die Beurteilung der ursprünglichen Finanzkraft der PROKON nicht aussagekräftig gewesen. So wird z.B. auf der Seite zur Konzernbilanz (Link) der Waldbesitz in Rumänien als „Konzernasset“ per 31.10.2013 nach HGB mit 89.625.511 € angegeben. An anderer Stelle (siehe Link) ist das Sachanlagevermögen Waldbesitz in Rumänien mit 90,4 Mio. € als Vermögenswert gelistet. Auf der gleichen Seite ist jedoch unter „FINANZLAGE“ zu lesen, dass zum gleichen Stichtag nur 77,8 Mio. € aus dem Genussrechtskapital für den Waldbesitz in Rumänien investiert wurden.

    Richtig wäre, das durch PROKON tatsächlich eingeräumte variable Darlehen (Kreditrahmen bis zu 250.000 T€) an die HIT in den Bereich „Finanzanlagen“ einzuordnen. Wie werthaltig diese Finanzanlage letztlich ist, haben Wirtschaftsprüfer zu entscheiden.

    Nach unseren Recherchen wäre die einzige Kooperation beider Firmen ein im Handelsregister eingetragenes Gemeinschaftsunternehmen namens „Wald Holz Forst GmbH“, an dem die PROKON Regenerative Energien GmbH 60% der Anteile hält. Auf diese Gesellschaft findet sich im Lagebericht der HIT OHG ein winziger Hinweis, da im Personalschlüssel ein „Betriebsteil Limbach (WHF)“ mit 103 Mitarbeitern aufgelistet ist (WHF = Wald Holz Forst). Bei dem Beteiligungsschlüssel 60/40 - 60% PROKON, 40% HIT wäre diese Firma aber eher in der PROKON-Konzernbilanz zu konsolidieren.

    Auch ist der gesamte Personalstamm der HIT Holzindustrie Torgau OHG per 31.12.2012 mit 579 Arbeitnehmern angegeben; PROKON „bilanziert“ im Bereich Biomasse per 31.10.2013 650 Mitarbeiter, rechnet also auch hier wahrscheinlich den kompletten Personalstamm der HIT-Firmengruppe mit ein.

    Da PROKON keine Presseanfragen beantwortet, hat wallstreet:online am 16.01.2014 eine Anfrage zur Art der bestehenden Kooperation beider Unternehmen an die HIT Holzindustrie Torgau OHG gestellt. Diese blieb bis heute unbeantwortet. Da auf dem Deckblatt des Jahresabschlusses der HIT Holzindustrie Torgau OHG ein Hinweis auf eine erfolgte Prüfung durch PWC zu finden war, haben wir dort um eine Bestätigung ersucht. Auch hier steht eine Antwort noch aus.

    Lesen Sie auch unsere Special-Seite zum Thema PROKON.





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    Erneuerbare Energien PROKON Konzernbilanz wirft Fragen auf Am 22. Januar 2014 hat die Prokon Regenerative Energien GmbH beim Amtsgericht Itzehoe Insolvenz angemeldet (wallstreet:online berichtete). Nun tauchen weitere Fragen in Zusammenhang mit den Konzernbilanzen auf.