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    Ultrasonic und Co.  4736  0 Kommentare Finger weg von chinesischen "Bankraub-AGs"!

    In den vergangenen Wochen sorgte die Firma Ultrasonic mit einem skurrilen Wirtschaftskrimi für Schlagzeilen. Doch der chinesische Schuhhersteller ist bei Weitem kein Einzelfall. Im Gegenteil, auch andere Aktien aus China weisen erschreckende Parallelen auf. Deshalb: Finger weg!

    Es gibt Nachrichten, die sind so absurd, dass man sie nur schwer glauben kann. Aber so oft man die Fülle an Ad-hoc Meldungen, die der chinesische Schuhhersteller Ultrasonic in den vergangenen Wochen veröffentlichte, auch liest, die Geschichte bleibt die gleiche – und ist an Skurrilität wohl kaum zu überbieten. Aber der Reihe nach:

    Anfang September berichtete wallstreet:online, dass von den beiden Firmenchefs Ultrasonics, CEO Qingyong Wu und COO Minghong Wu, jede Spur fehle. Doch nicht nur das: Mit den Firmenchefs – übrigens Vater und Sohn – seien auch die Firmengelder spurlos verschwunden. Bis zu diesem Zeitpunkt verfügte Ultrasonic über 100 Millionen Euro an Barreserven, die sich nun abgesehen von einem sechsstelligen Betrag „nicht mehr im Einflussbereich des Unternehmens“ befinden. Offenbar wurden die Barreserven zusammen mit einem Kredit über 60 Millionen US-Dollar nach Hong Kong transferiert. Die Nomura-Bank, die den besagten Kredit jüngst bewilligt hatte, forderte daraufhin den Kredit samt Zinsen zurück. Ultrasonic steht damit mit dem Rücken zur Wand, es droht die Insolvenz.

    Alles nur ein Missverständnis? – Wohl kaum!

    Eine Woche später dann die überraschende Wendung. Der verschollene CEO Qingyong Wu gab ein Lebenszeichen von sich und versprach laut einer Ad-hoc Meldung, die Finanzmittel wiederzubeschaffen. Das alles sei ein Missverständnis, er sein im Urlaub gewesen und hätte sein Handy verloren, soll Wu laut „Reuters“ in einer Videobotschaft gesagt haben. Wallstreet:online berichtete darüber und verwies auf die vielen offenen Fragen, die das mysteriöse Verschwinden von Vater und Sohn, inklusive Firmenkasse, noch immer aufwerfen: Wieso wussten weder Aufsichtsrat noch Finanzvorstand von den angeblichen Urlaubsplänen und wieso spricht Wu davon, das Geld „wiederzubeschaffen“? – Also ist es weg.

    Ein von langer Hand geplanter Coup?

    Dass Wu Senior und Wu Junior das Geld tatsächlich nach Hong Kong transferiert haben, dafür spricht in der Tat einiges. Denn laut „Handelsblatt“ gab es schon vor einiger Zeit entsprechende Hinweise. So verkaufte der nun flüchtige Qingyong Wu dem Bericht zufolge vor knapp einem Jahr rund 2,6 Millionen seiner über acht Millionen Aktien, und zwar außerhalb der Börse. Das soll ihm 18,4 Millionen Euro eingebracht haben.

    Doch damit nicht genug. Ultrasonic häufte über Jahre hinweg riesige Barreserven an anstatt die ausgewiesenen Gewinne in das Unternehmen zu investieren – oder das Geld auszuschütten. Denn obwohl Ultrasonic Jahr für Jahr Gewinne erzielte, eine Bardividende gab es für die Aktionäre trotzdem nie – aus eigenem Wunsch, so das Unternehmen. Kein Wunder, schreibt das „Handelsblatt“. Mehrheitseigner war nämlich eben jener Qingyong Wu, in dessen Interesse es natürlich war, dass statt einer Bardividende lieber neue Aktien emittiert wurden. Dadurch sei kein Kapital aus dem Unternehmen abgeflossen und Wu habe bei seiner Flucht alles mitnehmen können, so die Schlussfolgerung.

    Hohe Cashquote und Dividendenpolitik als deutliche Warnhinweise

    Neben Ultrasonic sind derzeit noch 24 weitere chinesische Unternehmen im regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse gelistet. Und wer hofft, dass es sich bei Ultrasonic nur um ein schwarzes Schaf der chinesischen Familie handelt, der sollte an dieser Stelle besser nicht weiterlesen. Allen anderen sei gesagt: Ultrasonic ist bei Weitem kein Einzelfall. Im Gegenteil. Auffällig ist, dass auch viele andere chinesische Firmen zwar hohe Gewinne ausweisen, aber keine Dividende zahlen. Darüber hinaus zeichnen sie sich durch eine unverhältnismäßig hohe Cashquote aus. Wer wie Ultrasonic fast zwei Drittel seiner Bilanzsumme als Barmittel hortet, der weise eine Cashquote aus, die hierzulande allenfalls erfolgreiche Bankräuber hätten, aber keine Industrieunternehmen, schreibt das „Handelsblatt“ und spricht daher von „Bankraub-AGs“. So seien eine hohe Cashquote und eine Dividendenpolitik ohne Barausschüttung deutliche Warnhinweise. Anleger sollten daher besser die Finger von den Aktien lassen, egal wie verlockend die ausgewiesenen Gewinne auch sein mögen. Aus gutem Grund: Im Sommer dieses Jahres setzte sich der Chef des chinesischen Verpackungsherstellers Youbisheng Green Paper ab. Kurz darauf meldete das Unternehmen Insolvenz an. Ein ähnliches Schicksal ereilte im Februar 2014 bereits den chinesischen Modehersteller Kinghero. Dessen Geschäftsführer soll sich an den Firmengeldern vergriffen haben, daraufhin wurde das Unternehmen von der Börse genommen. Und nun also die Causa Ultrasonic. Ein Schelm, wer böses dabei denkt.

    3-Monats-Chart Ultrasonic




    wallstreetONLINE Redaktion
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