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    Notenbankpolitik  1932  0 Kommentare Arbeitet die EZB noch für oder schon gegen die EU-Bürger?

    Die Europäische Zentralbank kämpft seit Monaten gegen die schwache Konjunktur im Euro- Raum. Darüber hinaus ist die Inflationsrate ihrer Ansicht nach deutlich zu niedrig, da sich die verschuldeten EU-Staaten nur mit einer hohen Inflationsrate entschulden können. Somit greift die EZB, in Person von Mario Draghi, immer häufiger in die Finanzmärkte ein. Es stellt sich allerdings die Frage, ob die EZB noch für oder schon gegen den EU-Bürger arbeitet.

    In den letzten Monaten hat die Europäische Zentralbank mehrmals aktiv an den Finanzmärkten interveniert. Der Leitzinssatz wurde im Sommer auf ein Rekordtief von 0,05 Prozent gesenkt. Was für Kreditnehmer, darunter auch die verschuldeten Eurostaaten, ein Segen ist, ist für die Sparer ein Fluch. Das hart ersparte Vermögen verliert auf Spar- oder Tagesgeldkonten an Kaufkraft. Im Juni hatte die EZB ihre Niedrigzinspolitik auf die Spitze getrieben und sogar negative Zinsen eingeführt. Überschüssige Gelder, welche die Banken bei der Zentralbank bunkern sind davon betroffen. Mittlerweile verlangen die ersten Banken ihrerseits eine Art Gebühr für Einlagen von Firmen- und anderen Großkunden.

    Somit werden die Negativzinsen einfach an die Kunden weitergegeben, auch Fondsgesellschaften sind betroffen. Mit der Einführung dieser Negativzinsen wollte die EZB erreichen, dass die Banken nur noch möglichst wenig Geld horten und dafür großzügiger Kredite vergeben. Diese Maßnahme soll die Wirtschaft ankurbeln, bisher mit mäßigem Erfolg. Erste Banken, darunter die deutsche Skatbank haben die Negativzinsen auch schon auf Guthaben von Privatpersonen weitergeleitet.

    Darüber hinaus vergibt die EZB günstige Kredite an Banken und kauft verbriefte Kreditpakete in unterschiedlichen Formen auf. Um rund eine Billion Euro soll die Bilanz auf diesem Wege aufgebläht werden. Primäres Ziel dieser Eingriffe ist die Erhöhung der Inflationsrate. Die Zielmarke liegt bei einer Teuerungsrate von knapp zwei Prozent, um Deflationsgefahren vorzubeugen.

    Doch für wen haben diese Eingriffe Vorteile? Die bereitgestellte Liquidität und das Niedrigzinsumfeld veranlasst Investoren immer mehr zur Anlage in Aktien, da die Dividendenrendite deutlich über der Rendite von festverzinslichen Anlageformen liegt. Zukünftig werden wohl weiterhin große Teile der zur Verfügung stehenden Liquidität in die Aktienmärkte fließen. Dies freut vor allem die Aktionäre. Deutschland, bekannt als die Sparernation, zahlt die Zeche. Nur etwa sechs Prozent des Privatvermögens der Deutschen sind in Aktien investiert. 30 Prozent betragen die Ansprüche gegenüber Versicherungen und rund 40 Prozent des Vermögens besteht aus Bargeld und Einlagen und gehört somit eindeutig zu den Verlierern der aktuellen Finanzpolitik. Die deutschen Geldberge schmelzen im Licht der Notenbankpolitik kontinuierlich dahin.

    Für Schuldner sind die Eingriffe der EZB sehr vorteilhaft, da sich sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen so günstig wie nie verschulden können. Vor allem aber für die südliche Peripherie ist die Niedrigzinspolitik die letzte Hoffnung. Bei höheren Zinsen würde das Kartenhaus zeitnah zusammenbrechen. Doch ist das wirklich der Wunsch der EU-Bürger?

    Schlussfolgernd bleibt die Erkenntnis, dass die EZB gegen die größtenteils deutschen Sparer und für die Aktionäre sowie Olivenstaaten arbeitet. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. 




    Guido vom Schemm
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    Guido vom Schemm ist geschäftsführender Gesellschafter der GVS Financial Solutions GmbH. Der studierte Betriebswirt blickt auf eine langjährige Berufserfahrung (seit 2000) in der Finanzindustrie zurück. Unter anderem als Aktienanalyst bei der Cominvest / Cominvest Asia und als Vorstandassistent sowie mehrere Jahre als leitender Direktor einer großen Wertpapierspezialisteneinheit der Commerzbank AG. Weitere Informationen unter www.gvs-fs.de
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    Verfasst von Guido vom Schemm
    Notenbankpolitik Arbeitet die EZB noch für oder schon gegen die EU-Bürger? Die Europäische Zentralbank kämpft seit Monaten gegen die schwache Konjunktur im Euro- Raum. Darüber hinaus ist die Inflationsrate ihrer Ansicht nach deutlich zu niedrig, da sich die verschuldeten EU-Staaten nur mit einer hohen Inflationsrate entschulden können. Somit greift die EZB, in Person von Mario Draghi, immer häufiger in die Finanzmärkte ein. Es stellt sich allerdings die Frage, ob die EZB noch für oder schon gegen den EU-Bürger arbeitet.