Schreckgespenst Deflation
Von der Deflationsfalle direkt in eine dramatische Abwärtsspirale?
Das Schreckensgespenst schlechthin ist wieder da: Die Deflation. Im Dezember sind die Preise der Euro-Zone im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 Prozent gefallen. Ein Schreckgespenst?
Sinkende Preise sind doch eigentlich ganz nett, oder? Ganz im Gegenteil. Die Deflationsfalle endet schnell in einer dramatischen Abwärtsspirale.
Das dramatische an der Inflation sind die Preiserwartungen des homo oeconomicus. Erwarten Konsumenten, dass die Preise weiter fallen, verschieben sie ihren Konsum in die Zukunft. Das führt zu
sinkenden Absätzen der Produzenten. Diese reagieren und verschieben ihre Investitionen nach hinten. Preise sinken weiter. Dann sinken auch die Löhne. Arbeitsplätze gehen verloren. Am Ende stehen
die Konsumenten vor dem Dilemma, dass die sinkenden Preise dazu geführt haben, dass ihre reale Kaufkraft gesunken ist. Dazu kommt natürlich der kaum überschaubare gesamtwirtschaftliche Schaden, der
durch sinkenden Konsum und weniger Investitionen entsteht.
Schuld ist der Öl-Preis
Schuld an der aktuellen Preisentwicklung seien in erster Linie die Ölpreise. Ein Blick auf den Öl-Chart der letzten zwölf Monate zeigt deutlich, wie rasant der Preis gesunken ist. Doch während die
Einen laut einem Bericht von „Spiegel Online“ angesichts sinkender Ölpreise noch jubeln und sich über Milliardeneinsparungen der deutschen Wirtschaft freuen, sind andere mit den Gedanken bereits bei eben jenen 0,2
Prozent Deflation – und fürchten eine Abwärtsspirale. Der EZB-Vizepräsident Vitor Constancio warnte bereits vor einem „gefährlichen Teufelskreislauf“ (siehe: Fallender Ölpreis – EZB-Vize Constancio sieht
„gefährlichen Teufelskreislauf“).
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Der Ölpreis im 1-Jahres-Chart:
Reaktionen auf die negative Inflationsrate
Der Euro, in den letzten Monaten ohnehin auf rasanter Talfahrt, hat bereits reagiert und ist laut einem Bericht der Tageszeitung „Die Welt“ mit 1,1843 Dollar auf den tiefsten Stand seit 2006 gefallen.
Doch nicht nur der Euro gibt die deflationäre Stimmung wieder. Dem Bericht zufolge fiel die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen auf 0,43 Prozent.
Doch befindet sich die Eurozone tatsächlich bereits in der Deflation? Theoretisch nicht. Denn: „Man muss das Wort Deflation schon korrekt gebruachen“, zitiert die Zeitung Patrick Artus, Chefökonom
des französischen Finanzhauses Natixis. „Von Deflation spricht man erst dann, wenn das Minus bei der Inflationsrate durch eine geringere gesamtwirtschaftliche Nachfrage entsteht. Wird der Rückgang
hingegen durch fallende Rohstoffpreise ausgelöst, ist das noch keine klassische Deflation.“ Und in dieser klassischen Definition, also ohne die Energie- und
Lebensmittelpreise, befindet sich die Kernrate der Inflation für Dezember bei 0,8 Prozent, schreibt die "Welt".
Das Beispiel Italien zeigt die Gefahren
Grund zum Aufatmen ist das jedoch nicht. Das Beispiel Italien zeige, welch Chaos das Deflationsgespenst herbeiführt, heißt es. Im November stieg die Arbeitslosenquote dort auf 13,4 Prozent. Noch
schlimmer sieht es für junge Menschen aus, die Jugendarbeitslosigkeit lag bei 43,9 Prozent. Der Fokus dürfte nun einmal mehr auf der Europäischen Zentralbank liegen. Zumal der Schuh wegen der
Debatte um den Grexit sowie der allgemeinen Schwäche des Euro ohnehin schon kräftig drückt (mehr dazu siehe: Explosive Mischung gefährdet Gemeinschaftswährung – Droht ein
Euro-Chaosjahr 2015?). Bereits Anfang Dezember berichtete wallstreet:online über die Chancen eines EZB-Programms à la Quantitative Easing. Im Angesicht der derzeitigen Entwicklungen kein unwahrscheinliches Szenario.
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