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     2312  0 Kommentare Zinszyklus und Aktien

    In der zurückliegenden Woche wurden mal wieder die Worte von Fed-Chefin Yellen auf die Goldwaage gelegt. Vor dem Bankenausschuss des US-Senats sagte sie, die Fed werde von “Treffen zu Treffen” entscheiden, wann sie die Zinswende einleite. Im Januar war verlautbart worden, man werde die Abkehr vom geldpolitischen Krisenmodus “geduldig” angehen.

    Die „Märkte“ erwarten die Zinswende nicht vor der Jahresmitte. Yellen will ihnen rechtzeitig einen Wink geben, indem das Signalwort “geduldig” in den Verlautbarungen der Fed gestrichen wird. Wenn sich die US-Wirtschaft dann weiter gut entwickelt, könnte eine Erhöhung jederzeit möglich werden. Nach dem Wegfall des Signalworts vergehen aber auf jeden zwei FOMC-Sitzungen ohne Zinserhöhung, verspricht sie.

    Was für ein blödes Gezackere! Das Ganze hat bestenfalls den Wert, das breite Publikum auf die Fed starren zu lassen wie das Kaninchen auf die Schlange. Dazu gehört gegenwärtig auch das Gerede von Inflation, Disinflation oder Deflation. Aus der schwachen Preisentwicklung (US-CPI zuletzt –0,2% im Jahresvergleich) wird gerne abgeleitet, dass die Fed keine Eile hat.

    Analysiert man, wie sich der S&P 500 in den neun Monaten vor der ersten Zinserhöhung entwickelt hat, so ist er in den sechs Phasen seit 1980 durchschnittlich um 23,5% gestiegen. Nimmt man an, dass die erste Zinserhöhung auf dem FOMC-Meeting im September diesen Jahres beschlossen wird, so müsste der Aktienindex nach dieser Rechnung dann bei knapp 2550 stehen.

    Das ist doch ein Wort! Der S&P 500 bewegt sich seit Herbst 2011 in einem Aufwärtskanal (violett markiert). Um das Ziel zu erreichen, müsste er diesen alsbald nach oben verlassen und einen steileren Trend ausbilden (rote Linie). Ganz von der Hand weisen sollte man diese Möglichkeit nicht – dass sich Aufwärtstrends zu ihrem Ende hin nochmals beschleunigen, ist eher die Regel als die Ausnahme.

    Die Frage ist dabei – ist ausreichend Liquidität vorhanden, um eine solche Bewegung anzufeuern?

    Der TED-Spread (Differenz zwischen dem Dreimonats-Libor und der Rendite für 13-wöchige US-TBills (IRX)) zeigt Liquiditätsbewegungen. Mit zunehmender Liquidität der Banken steigt das Angebot am Geldmarkt, der Spread sinkt. Umgekehrt führt ein Rückgang der Liquidität zu einem steigenden Spread; wenn Banken der weiteren Entwicklung im Bankensystem misstrauen, verkaufen sie Assets und schichten in TBills (“Parkplatz”) um. Der große Liquiditätsschub begann zum Jahreswechsel 2011/2012. Seit März 2014 und insbesondere seit Jahresbeginn lässt sich eine Aufwärtstendenz ausmachen, die Liquidität nimmt ab (insbesondere im Kontext niedriger Inflation). Eine kritische Grenze lag in den 1990er Jahren bei etwa einem Prozent, seit 2000 bis 2008 würde ich sie bei 0,75% sehen, seitdem bei gut 0,6%. Aktuell notiert der TED-Spread bei lediglich 0,24%.

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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Zinszyklus und Aktien In der zurückliegenden Woche wurden mal wieder die Worte von Fed-Chefin Yellen auf die Goldwaage gelegt. Vor dem Bankenausschuss des US-Senats sagte sie, die Fed werde von “Treffen zu Treffen” entscheiden, wann sie die Zinswende einleite. Im …