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    Regelwerk für digitale Währung  4256  0 Kommentare Bitcoin wird Mainstream – Ein Grund zum Jubeln?

    Juhu, Bitcoin gehört jetzt offiziell zu den regulierten Währungen, zumindest in New York. Dort stellte Ober-Finanzregulierer Benjamin Lawsky am Mittwoch sein von der Branche mit Spannung erwartetes Regelbuch für Bitcoin-Geschäfte vor.

    Auf 44 Seiten legt der wegen seiner großen Regulierungsfreude als „Sheriff der Wall Street“ bekannte Staatsanwalt fest, unter welchen Umständen an Amerikas wichtigstem Finanzplatz mit „virtuellen Währungen“ gehandelt werden darf. Aber ist das wirklich ein Grund, die Sektkorken knallen zu lassen?

    Man weiß es nicht. Einerseits klingt das Wort „Regeln“ im Zusammenhang mit einer Währung, die als Digitalgeld für Anarchisten berühmt wurde, nicht gerade nach einem Grund zum Feiern. Andererseits wird Bitcoin durch eben diese Regeln offiziell als Währung anerkannt. Und das ist doch gut, oder? „Willkommen im Mainstream“, schreibt „dpa-AFX“. Aber irgendwie wollen die Bitcoin-Sektkorken auch bei diesem Wort nicht so recht knallen.

    Aber von vorne: Was steht denn in diesem Regelwerk überhaupt drin? Darin steht zum Beispiel, dass Unternehmen eine sogenannte "Bitcoinlicense" brauchen. Außerdem müssen sie einen „Compliance Officer“ in ihren Reihen vorweisen, der sicherstellt, dass die Regeln eingehalten werden. Lawsky habe vor allem Geldwäsche und die Verwendung von Bitcoins bei anderen kriminellen Geschäften im Visier, heißt es in dem Bericht.

    Kritiker fürchten jedoch, dass der Regelkatalog hauptsächlich den großen Akteuren der New Yorker Finanzbranche entgegenkommt. Immerhin soll eine solche "Bitcoinlicense" 5.000 US-Dollar kosten, allein die Bewerbung wohlgemerkt. Für große Investmentbanken und Hedgefonds sicher kein Problem, aber was ist mit den übrigen Unternehmen? Lawsky bemühte sich jedenfalls zu betonen, dass die Regeln nur für Finanzunternehmen und nicht für Software-Entwickler gelten sollen.

    Eine Anarcho-Währung erobert die Massen

    Die Bitcoins wurden 2008 von einem bis heute anonymen Programmierer erschaffen. Das Geschäft mit Bitcoin, die Verwaltung der digitalen Währung, ebenso wie die Transaktionen, laufen über ein weltweites Netzwerk von zusammengeschlossenen Computern ab. Was aber noch viel wichtiger ist: Das Bitcoin-System funktioniert gänzlich ohne Banken.

    Das machte Bitcoin zunächst vor allem für Technikfreaks und solche Menschen attraktiv, die von staatlicher Kontrolle die Nase voll hatten, sei es aus anarchistischen oder libertären Gründen. Doch während die fehlende Kontrolle Bitcoin für viele erst so richtig interessant werden lässt, kann das Ganze im Krisenfall auch gewaltig nach hinten losgehen, wie die Insolvenz des bis dato weltweit führenden Handelsplatzes Mt. Gox zeigte.

    Trotzdem stieg zuletzt sowohl unter den Verbrauchern als auch bei den Händlern die Akzeptanz der digitalen Währung. Bitcoin scheint auf dem besten Weg vom „Anarcho-Geld“ zum „Geld für die Massen“ zu werden (siehe: Wird das digitale Geld bald zur Leitwährung?).

    Um den Imagewandel der Bitcoin zu verstehen, gilt es zu bedenken, dass der Grund weshalb Bitcoin zunächst als „Anarcho-Geld“ verschmäht wurde, inzwischen der Gleiche ist, der Bitcoin für viele so attraktiv macht. In Zeiten, in denen der Banken- und Finanzsektor abermals am Pranger steht, durch billiges Geld und überhöhter Risikobereitschaft neue Spekulationsblasen zu schüren (siehe: „Die Liquiditäts-Zeitbombe tickt“), wenden sich immer mehr Menschen von diesem System ab.

    Und was wird jetzt aus dem Sekt?

    Genau deshalb gibt es keine eindeutige Antwort auf die Frage, ob das neue Regelwerk gut oder schlecht für die Bitcoin-Branche ist. Bitcoin lebt von der Idee, unabhängig vom Finanzsektor agieren und existieren zu können. Insofern ist eine Einbindung in das geregelte Finanzwesen, in den „Mainstream“, eher kontraproduktiv. Aber andererseits trägt ein solches Regelwerk vielleicht dazu bei, die teils extreme Volatilität, die den Kursverlauf der digitalen Währung manchmal nahezu unberechenbar macht, einzudämmen. Das wiederum könnte die Akzeptanz der Bitcoins weiter stärken. Aber wird Bitcoin wirklich dadurch massentauglicher, dass man die Regeln auf Hedgefonds und Co. zuschneidet? Oder läuft die Digitalwährung damit nicht vielmehr Gefahr, Teil dessen zu werden, wogegen sie eigentlich erschaffen wurde?




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    Regelwerk für digitale Währung Bitcoin wird Mainstream – Ein Grund zum Jubeln? Juhu, Bitcoin gehört jetzt offiziell zu den regulierten Währungen, zumindest in New York. Aber ist das wirklich ein Grund, die Sektkorken knallen zu lassen? Oder werden Bitcoins damit Teil dessen, wogegen sie eigentlich erschaffen wurden?

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