Neue Rezessionsangst
China-Krise trifft auf fragile Euro-Zone - Zerfallsprozesse im Euro beschleunigt
Eigentlich ist der Versuch, der chinesischen Regierung, durch die Abwertung des Renminbi ihren Export zu stimulieren, verständlich. Japan tut es, die EZB tut es auch. Und nach einer handelsgewichteten Aufwertung des Renminbi um mehr als zehn Prozent blieb kaum eine andere Wahl, als ein klares Signal zu setzen: bis hierher und nicht weiter. Die Schmerzgrenze war erreicht. Das Signal ging auch in Richtung der US-Fed. Hört auf, den Dollar durch das Wecken von Erwartungen auf Zinssteigerungen zu stärken. Denn durch die Bindung an den US-Dollar wirkt das auch auf China.
Dass dieses Signal nun ein Beben dieser Größenordnung auslöste, ist nur durch die neue Angst vor einer weltweiten Rezession zu erklären. Eben jene Angst, die seit Mitte der 1980er Jahre unser Wirtschaftssystem bestimmt. Im Versuch fehlende Nachfrage zu kompensieren, wird immer mehr mit Schulden gearbeitet. Der überwiegende Teil der neuen Schulden dient Konsum, Spekulation und dem Kauf vorhandener Assets, wie Aktien (Rückkäufe, M&A) und Immobilien, nicht der Investition in neue Kapazitäten und Technologien. Das Hin- und Her-Verkaufen von vorhandenen Assets steigert jedoch nur die (Schein)Vermögen und Schulden in einer Volkswirtschaft, nicht das langfristige Produktionspotential, welches über das Wachstum entscheidet.
2009 kam es zu einer kurzen Unterbrechung dieses Aufschuldungsprozesses in Europa und den USA. Die Vermögenspreise fielen und offenbarten die Tatsache, dass sie ohne die enorme Verschuldung deutlich weniger Wert waren. Um einen völligen Kollaps des Systems zu verhindern, senkten die Notenbanken die Zinsen auf historische Tiefs und die Staaten machten weiter Schulden.
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In praktisch allen Ländern außer Deutschland liegen die Schulden von Privaten und Staaten über dem Niveau von 2009. Dies hat sicherlich dazu beigetragen, eine große Depression zu verhindern. Auch China hat aus Angst vor der Rezession im Jahre 2009 die vorhandenen Ungleichgewichte massiv verstärkt. Um die eigene Wirtschaft vor einer Rezession zu bewahren, wurde ein historisch einmaliger Verschuldungs- und Investitionsboom gestartet. Die Verschuldung vervierfachte sich innerhalb von sechs Jahren auf 28 Billionen US-Dollar, und wie bei jedem Verschuldungsboom waren erhebliche Fehlinvestitionen die Folge.