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    Neue Rezessionsangst  5913  1 Kommentar China-Krise trifft auf fragile Euro-Zone - Zerfallsprozesse im Euro beschleunigt

    Eigentlich ist der Versuch, der chinesischen Regierung, durch die Abwertung des Renminbi ihren Export zu stimulieren, verständlich. Japan tut es, die EZB tut es auch. Und nach einer handelsgewichteten Aufwertung des Renminbi um mehr als zehn Prozent blieb kaum eine andere Wahl, als ein klares Signal zu setzen: bis hierher und nicht weiter. Die Schmerzgrenze war erreicht. Das Signal ging auch in Richtung der US-Fed. Hört auf, den Dollar durch das Wecken von Erwartungen auf Zinssteigerungen zu stärken. Denn durch die Bindung an den US-Dollar wirkt das auch auf China.

    Dass dieses Signal nun ein Beben dieser Größenordnung auslöste, ist nur durch die neue Angst vor einer weltweiten Rezession zu erklären. Eben jene Angst, die seit Mitte der 1980er Jahre unser Wirtschaftssystem bestimmt. Im Versuch fehlende Nachfrage zu kompensieren, wird immer mehr mit Schulden gearbeitet. Der überwiegende Teil der neuen Schulden dient Konsum, Spekulation und dem Kauf vorhandener Assets, wie Aktien (Rückkäufe, M&A) und Immobilien, nicht der Investition in neue Kapazitäten und Technologien. Das Hin- und Her-Verkaufen von vorhandenen Assets steigert jedoch nur die (Schein)Vermögen und Schulden in einer Volkswirtschaft, nicht das langfristige Produktionspotential, welches über das Wachstum entscheidet.

    2009 kam es zu einer kurzen Unterbrechung dieses Aufschuldungsprozesses in Europa und den USA. Die Vermögenspreise fielen und offenbarten die Tatsache, dass sie ohne die enorme Verschuldung deutlich weniger Wert waren. Um einen völligen Kollaps des Systems zu verhindern, senkten die Notenbanken die Zinsen auf historische Tiefs und die Staaten machten weiter Schulden.

    In praktisch allen Ländern außer Deutschland liegen die Schulden von Privaten und Staaten über dem Niveau von 2009. Dies hat sicherlich dazu beigetragen, eine große Depression zu verhindern. Auch China hat aus Angst vor der Rezession im Jahre 2009 die vorhandenen Ungleichgewichte massiv verstärkt. Um die eigene Wirtschaft vor einer Rezession zu bewahren, wurde ein historisch einmaliger Verschuldungs- und Investitionsboom gestartet. Die Verschuldung vervierfachte sich innerhalb von sechs Jahren auf 28 Billionen US-Dollar, und wie bei jedem Verschuldungsboom waren erhebliche Fehlinvestitionen die Folge.


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    Daniel Stelter
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    Dr. Daniel Stelter ist Makroökonom und Gründer des Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Von 1990 bis 2013 war Stelter Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group (BCG), wo er von 2003 bis 2011 weltweit das Geschäft der BCG Praxisgruppe Corporate Development (Strategie und Corporate Finance) verantwortete.

    Er ist Autor mehrerer Bücher. Sein aktuelles Buch „Das Märchen vom reichen Land - Wie die Politik uns ruiniert“ war auf der SPIEGEL Bestsellerliste. Twitter: @thinkBTO
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    Verfasst von Daniel Stelter
    Neue Rezessionsangst China-Krise trifft auf fragile Euro-Zone - Zerfallsprozesse im Euro beschleunigt Eine erneute Rezession infolge der China-Krise wird die Zerfallsprozesse im Euro beschleunigen. Es wird zu einem politischen Erdrutsch in einem der Krisenländer kommen und die Wahlsieger das Projekt beenden. Mit massiven Schäden für uns alle.

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