Öl – die Fata Morgana der Finanzmärkte

Der schwarze Lebenssaft!

 

Die Zusammenhänge der großen Welt möchten wir von der Vorstandswoche sicherlich niemanden erklären. Ab und an ist es jedoch nützlich, die großen Treiber der Entwicklung an den Märkten unter die Lupe zu nehmen -  hierzu Klartext zu reden. So also heute zum Öl. Der schwarze Lebenssaft unserer modernen Industriegesellschaft kann ohne Öl als Vorprodukt unzähliger Endprodukte wie Kunststoffe, technische Öle, Kraftstoff und Energieträger der Stromversorgung gar nicht auskommen. Insoweit ist ein niedriger Ölpreis, wie er aktuell mit 28 Dollar für ein Fass der Nordseesorte Brent ausgeschrieben ist, für alle Produzenten gut, denn der Rohstoff ist billig – und träge Endpreise vorausgesetzt – ist das positiv für die Gewinne. Natürlich trifft es auf der anderen Seite die Explorations- und Verarbeitungsindustrie, die bei nur moderat zu beeinflussenden Kosten ihre Marge eingedampft bekommt oder gar verloren hat.

Wer wie viel bei diesen Preisen in der Exploration noch verdient, dürfte nur den Insidern bekannt sein bzw. lässt sich aus den Bilanzen von Shell und Co schwerlich rauslesen. Fakt ist, dass eine Branche leidet, die restlichen profitieren. Insoweit entsteht kein wirklich großer volkswirtschaftlicher Schaden. Denn die Öl-Aktien sind zwar meist sehr gewichtig, aber in den Indizes steckt mehr drin, als nur Öl und Gas, von Rohstoffnationen wie in Arabien oder etwa Russland mal abgesehen. Merke: niedrige Ölpreis sind kein Waterloo für die Märkte. Komplizierter wird es bei den Banken, die den hochgehebelten Explorern und Förderern viel Kapital geliehen haben; über diese Hintertür und über die Bondhalter kann Gefahr drohen. Mehr aber auch nicht. Der Öl-Kurs war ein toller Short der letzten Jahre für die, die es geahnt haben. Das Chance-Risiko-Verhältnis bei Öl ist nun sehr gut und die Marktkorrektur in meinen Augen übertrieben.

www.vorstandswoche.de