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     2502  2 Kommentare Eigentlich ist es doch total offensichtlich!

    Ich weiß nicht, wie man gegenwärtig die Börse beurteilen soll, mir ist jedoch aufgefallen, dass heute bei Prognosen die rückwirkende Betrachtung sehr in Mode gekommen ist.

     

    Neulich habe ich dazu in einem Börsenmagazin gelesen: „Selbst im Mainstream wird inzwischen offen darüber spekuliert, dass die bisherigen Anschläge – vor allem in Paris und Brüssel – möglicherweise nur Tests für einen viel umfassenderen Angriff waren. Zumindest in der Rückschau dürften die aktuelle Zeit bereits als Kriegszeit eingeordnet werden.“

     

    Was für eine fiese Masche das ist, denke ich. Keine Prognose, sondern eine Retrospektive. So, als ob das bereits feststehen würde.

     

    Ich werde das jetzt auch mal versuchen:

     

    Ich glaube, in zehn Jahren wird man sagen: „Es war doch klar, dass in den 10er Jahren die Aktien nahezu senkrecht in die Höhe geschossen sind. Das zeigt allein schon die Mathematik.“

     

    Denn der Abzinsungsfaktor, der zukünftige Gewinne auf die Gegenwart herunterrechnet, lautet: 1/(1 + i)n. Und wie hoch ist der, wenn i=0 ist? Genau! Er liegt bei 1. Und das heißt: Der Aktienkurs setzt sich aus der Summe aller Zukunftsgewinne zusammen, und zwar ohne Abzug sowie prinzipiell bis in die Unendlichkeit hinein.“

     

    Natürlich wird sich hier die Börse nicht ganz an die Mathematik halten, so etwas macht sie nämlich nur, wenn Ängste aufkommen und es plötzlich heftige Aufschläge auf den Abzinsungsfaktor gibt.

     

    Doch das“, so wird man später sagen, „hat natürlich nur graduell etwas ausgemacht. Deswegen ist der Dax in den 10er Jahren ja auch nicht bis unendlich, sondern nur bis kurz vor 30.000 gestiegen.“

     

    Aber es ist fast lustig, wie die Menschen damals daran gar nicht gedacht haben. Und wie sie anstelle dessen auf die Notenbanken geschimpft haben.“

     

    Tja, lustig, oder?

     

     

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Eigentlich ist es doch total offensichtlich! Der Abzinsungsfaktor regiert die Welt