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    Wer hat den Schwarzen Peter?  6799  5 Kommentare Abwärtsspirale billigen Geldes - Draghi Bashing hilft nicht gegen Null-Zinsen

    Die EZB ist gefangen in einer Abwärtsspirale billigen Geldes. Selber kann sie sich daraus nicht befreien. Das kann nur die Politik. Doch statt zu handeln, jammert die lieber und verschleppt die Probleme. 

    Es ist chic geworden, Mario Draghi den Schwarzen Peter für Enteignung der deutschen Sparer zuzuschieben. Erst auf dem Sparkassentag vor einigen Tagen wiederholte Verbandspräsident Peter Fahrenschon seine Kritik an der Geldpolitik der EZB. Die CSU, die Partei, für die er früher Finanzminister in Bayern war, forderte gar, ein Deutscher solle Nachfolger von Mario Draghi werden, damit die Sparer endlich wieder Zinsen bekommen. Wurde doch auch Zeit, dass die Politik sich der Ursache allen Übels annimmt, könnte man meinen. Dabei ist es eine an billigem Populismus nicht zu überbietende Augenwischerei.

    Richtig ist, dass die Notenbanken mit ihrer jahrzehntelangen zu laxen Geldpolitik eine Abwärtsspirale der Zinsen ausgelöst haben, die selbstverstärkend wirkt. Tiefe Zinsen heute machen noch tiefere Zinsen morgen erforderlich, um den Schuldenturm vor dem Einsturz zu bewahren. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) warnt seit Jahren vor den Folgen dieser Politik, die bei jeder Krise die Geldschleusen geöffnet, danach jedoch niemals wieder richtig geschlossen hat.

    Die Abwärtsspirale, in der die Notenbanken gefangen sind, können sie jedoch nicht selber überwinden. Denn die Voraussetzung dafür ist so einfach gesagt wie schwer realisiert: die faulen Schulden müssen aus der Welt geschaffen werden.

    Höhere Zinsen führen zur Pleitewelle

    Die Welt ist so verschuldet wie nie zuvor. Die Gesamtverschuldung von Staaten, Unternehmen und privaten Haushalten lag 2015 bei 350 Prozent vom BIP in China, 370 Prozent in den USA, 457 Prozent in Europa und 615 Prozent in Japan. In allen Regionen sind die Schulden erneut deutlich schneller gewachsen als die Wirtschaftsleistung. Jedes Gerede vom Sparen ist eben nur Gerede. Aus der Überschuldung kann man sich nicht heraussparen. Es bleiben nur Pleiten, Schuldenrestrukturierung, Besteuerung und Monetarisierung über die Notenbankbilanzen, um das Schuldenmonster in den Griff zu bekommen. Keine dieser Alternativen ist politisch attraktiv.


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    Daniel Stelter
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    Dr. Daniel Stelter ist Makroökonom und Gründer des Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Von 1990 bis 2013 war Stelter Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group (BCG), wo er von 2003 bis 2011 weltweit das Geschäft der BCG Praxisgruppe Corporate Development (Strategie und Corporate Finance) verantwortete.

    Er ist Autor mehrerer Bücher. Sein aktuelles Buch „Das Märchen vom reichen Land - Wie die Politik uns ruiniert“ war auf der SPIEGEL Bestsellerliste. Twitter: @thinkBTO
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    Verfasst von Daniel Stelter
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