Ratingagentur S&P rechnet nicht mit Rezession in Großbritannien
NEW YORK (dpa-AFX) - Experten der US-Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) rechnen nach dem Brexit-Votum nicht mit einer Rezession in Großbritannien. "Wir gehen von einer signifikanten Abschwächung des Wachstums aus", sagte Jean-Michel Six, S&P-Chefökonom für Europa, am Dienstag. "Aber das Wachstum dürfte im positiven Bereich bleiben."
Die Ratingagentur hatte dem Land am Montag die Top-Kreditwürdigkeit entzogen. Den dämpfenden Effekt des Brexit-Votums auf die britische Wirtschaft beziffert Six für kommendes Jahr auf 1,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Er gehe davon aus, dass die britische Notenbank und die Regierung zur Stabilisierung der Wirtschaft eingreifen könnten, um Schlimmeres zu verhindern. Eine Senkung der Leitzinsen sei wahrscheinlich und auch fiskalische Maßnahmen - also die Ausweitung der Staatsausgaben - seien nicht ausgeschlossen.
Am Montag hatte S&P Großbritannien wegen des Brexit-Votums die Top-Kreditwürdigkeit aberkannt und die Bonität des Landes von der besten Bewertung "AAA" um zwei Stufen nach unten auf "AA" herabgestuft. Außerdem bewertet die Agentur den Ausblick als negativ.
Auch für die Europäische Union rechnet S&P-Ökonom Six mit einem Wachstumsdämpfer durch das Brexit-Votum. Dieser dürfte demnach im kommenden Jahr bei 0,5 Prozent der Wirtschaftsleistung liegen. Später könne es noch mehr werden. Auch seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) rechnet der Ökonom mit Maßnahmen.
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Die EZB werde auf das Risiko reagieren, dass sich die Renditen der Staatsanleihen innerhalb der Eurozone wieder stark auseinander bewegen könnten, sagte Six. Außerdem sei denkbar, dass die EZB bis zum Jahresende die Negativzinsen noch weiter senken und das milliardenschwere Wertpapierkaufprogramm ausweiten wird./tos/jsl/das