Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession? - Seite 2
Der Anstieg darf aus diesem Grund nicht überbewertet werden. Die Entwickler des Modells gehen selbst davon aus, dass man erst von einer Rezession ausgehen sollte, wenn die Wahrscheinlichkeit bei mehr als 75 % liegt. Davon sind wir derzeit noch weit entfernt.
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Das zweite Modell erscheint zuverlässiger. Es beruht auf Beschäftigungs- und Industrieproduktionsdaten sowie der Entwicklung der persönlichen Einkommen und Handelsdaten. Hier wird derzeit eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit für eine Rezession berechnet. Sie liegt bei weniger als 1 %.
Die Modellentwickler gehen davon aus, dass man erst mit hoher Sicherheit eine Rezession erwarten kann, wenn die Wahrscheinlichkeit für mindestens drei Monate oberhalb von 80 % liegt. So gesehen ist alles in bester Ordnung. Doch es gibt auch Modelle, die ganz andere Wahrscheinlichkeiten herumreichen. Dazu gehören vor allem die Berechnungen von Investmentbanken.
Die Deutsche Bank stellte unlängst eine Wahrscheinlichkeit von 60 % fest. Diese Wahrscheinlichkeit bezieht sich nicht auf das kommende Quartal, sondern auf die Wahrscheinlichkeit, dass es innerhalb von 12 Monaten zu einer Rezession kommt. Vergleicht man dies mit dem oben genannten zweiten Modell, dann hat dies eine maximale Vorhersageperiode von 6 Monaten.
Nun liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession innerhalb der kommenden 6 Monate praktisch bei 0 % und auf der anderen Seite bei 60 % auf Sicht eines Jahres. Das ist ein signifikanter Unterschied, der fast schon widersprüchlich wirkt.
Erklären lässt sich das mit der Berechnungsweise der Deutschen Bank. Sie leitet die Wahrscheinlichkeit aufgrund der Zinskurve her (Rendite 10-jähriger Staatsanleihen minus Rendite 3-monatiger Anleihen). Grafik 2 zeigt die Zinskurve sowie die tatsächlich stattgefundenen Rezessionen.
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Man kann aufgrund dieser Daten die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession ableiten. Die Zinskurve fiel innerhalb des dargestellten Zeitraums 12 Mal unter die Marke von 1,21 % (ungefährer Wert des aktuellen Zinsspreads). 7 Mal kam es danach zu einer Rezession innerhalb weniger Quartale. So lässt sich eine Wahrscheinlichkeit von knapp 60 % ableiten, dass es innerhalb des kommenden Jahres zu einer Rezession kommt.
Die Deutsche Bank macht zweifelsohne komplexere Berechnungen als ich sie hier angestellt habe, doch vom Prinzip her dürfte das die angewendete Systematik sein. Nun gibt es dabei jedoch ein großes Problem: die Zinskurve selbst. Die Zuverlässigkeit der Zinskurve als Indikator erscheint in diesen abnormalen Zeiten fraglich.