Trumponomics – Should I stay or should I go? - Seite 2
Damit wird auch der amerikanische Zeigefinger Richtung Europa erhoben. TPP ist tot und TTIP hat unter Trump ganz gewiss keine Chance auf Wiederauferstehung. Die USA werden die EU auffordern, über höhere Neuverschuldung und großzügige Schuldenschnitte nicht nur für Griechenland mehr globale positive Konjunkturstimmung zu entfalten. Nur bei „Entgegenkommen“ werden sich protektionistische amerikanische Maßnahmen vermeiden lassen. Es ist nicht zu erwarten, dass Amerikas Interessen auf allzu großen Widerstand einer ohnehin wenig geschlossenen EU-Phalanx treffen. Länder wie Deutschland hätten aufgrund ihrer Exportabhängigkeit ansonsten viel zu viel zu verlieren. Vor allem im Wahljahr 2017 wird Europa wenig arbeitsplatzgefährdende Gegenwehr zeigen.
Insgesamt dürfte sich Europa „kooperativer“ zeigen als Asien. Diese handelspolitische Einschätzung signalisieren auch die Aktienmärkte: DAX und Euro Stoxx 50 entwickeln sich seit November deutlich stabiler als der Sammelindex der Schwellenländer.
Leidet die deutsche Industrie unter Trumpophobie?
Trotz der potenziellen handelspolitischen Gefahr, die von der neuen US-Regierung ausgeht, hält sich die Aufregung im Verarbeitenden Gewerbe Deutschlands in Grenzen. Man vertraut auf eine weit weniger dramatische Realpolitik. Sowohl ifo Geschäftserwartungen als auch ifo Geschäftsklima für November halten sich mit Rückgängen zurück. Die ifo Geschäftslage zeigt sich sogar weiterhin stabil.
Für konjunktursensible deutsche Aktien spricht durchaus, dass ein sich reindustrialisierendes Amerika an deutschem Industrie-Know How nicht vorbeikommt. Davon profitieren insbesondere mittelständischen Werte, die mit ihren Qualitätsprodukten und Patenten Weltmarktführer auch in Nischenmärkten sind. Vor diesem Hintergrund dürfte die seit Juli 2016 zu beobachtende, relative Schwäche von Titeln des MDAX und SDAX zum DAX auslaufen und einen Trendumschwung verstetigen.
Ein schwächerer Euro ist grundsätzlich ein unterstützender Faktor für deutsche Exportaktien, mindestens im Kopfkino der Anleger. Denn Erwartungen einer von der US-Wachstumsoffensive ausgehenden sogenannten „Trumpflation“ schüren Ängste vor einer restriktiven US-Notenbank, die über höhere Leitzinsen und Anleiherenditen zu einer Aufwertung des US-Dollar führt. Diese Dollar-Befestigung würde aber nicht nur die US-Wirtschaft exportseitig bremsen, sondern könnte auch zu einer Kapitalflucht aus den für die Weltkonjunktur bedeutenden Schwellenländern führen bzw. ihren Zinsdienst der zu großen Teilen in US-Dollar denominierten Verschuldung erschweren. Im Übrigen erklärt auch dies die Underperformance der Aktienmärkte der Schwellenländer.