Notizen zum Aktienmarkt
Hofer gone - Renzi too - Seite 2
B. Was passieren könnte
1.
Der frühere Bundesbank-Präsident und heutige UBS-Chef Axel Weber wird in der Financial Times von heute zitiert mit der Aussage "Optionality is going to be the name of the game".
Ins Deutsche übersetzt könnte man sagen, "Alternativen zu haben, ist entscheidend". Dem ist nichts hinzuzufügen.
2.
Hofer ist es nicht geworden und Renzi hat sein Referendum gegen Grillo verloren. Alle diejenigen, die immer schon an ein Ende des Euros geglaubt haben und bereit sind, darauf zu wetten, werden
jetzt eine neue Chance sehen, hiervon zu profitieren. Ob Sie es schaffen, ist eine andere Frage.
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3.
Gegen ein sofortiges Auftreten einer massiven italienischen Bankenkrise spricht weiterhin, dass die EZB verschiedene Möglichkeiten hat, dies zu verhindern und dies wahrscheinlich tun wird, wenn es
nötig würde, "whatever it takes", wie Super Mario ja gerne sagt.
4.
Der Euro wird sich zunächst weiter abschwächen und die Kapitalverschiebungen aus Europa heraus in Richtung USA werden weiter gehen. Ob das Pfund sich soweit stabilisieren kann, das
Großbritannien seinen früheren Status als "Save haven" trotz Brexit relativ schnell wiedererlangen kann, bleibt abzuwarten. Ausgeschlossen ist es nicht.
5.
Die von Axel Weber prognostizierten Zinsanhebungen der EZB zu einem früheren Zeitpunkt, als der Markt dies derzeit erwartet, könnten auch deshalb notwendig werden, weil Europa sich
gezwungen sieht, seine Währung stärker zu verteidigen, als dies bisher notwendig erschien.
6.
Eine positive Wendung der gesamten Entwicklung gerade auch in Europa ist durchaus möglich. Wenn die Wahlen in Frankreich und Deutschland zu einer Stabilisierung führen, die Zinsen
auch in der Euro-Zone steigen und der Dollar deshalb gegenüber dem Euro nicht weiter steigt, ist es durchaus denkbar, dass die Wirtschafts- und Börsenentwicklung in Deutschland und Europa in 2017
letztlich deutlich besser verläuft, als im Moment vorstellbar erscheint. Der Weg dorthin ist allerdings steinig - insbesondere für Diplomaten in Brüssel.
7.
Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Abschied von Renzi die Vorgruppe der Trumpschen Bluesband ist. Die Jahresendhausse fällt dann aus. Kasse und Kurssicherung sind dann das Gebot
der Stunde. Wahrscheinlichkeit etwa ein Drittel, würde ich Stand heute sagen.
8.
Das ändert aber nichts daran, dass länger laufende Trends fortbestehen. Sei es der Boom bei der Herstellung der Bauteile für das Internet der Dinge, die Wiederauferstehung der
Rohstoffe, die positive Entwicklung im Transportsektor und die ersten positiven Lebenszeichen in der Finanzbranche, die von einer Veränderung der Zinsstrukurkurve profitiert.
9.
Unspezifisch irgendwelche Aktien zu kaufen ist sicher nicht empfehlenswert. Branchen- und Stockpicking heist das Gebot der Stunde. Die Standorte der Gesellschaften und das mit den
jeweiligen Geschäften verbundene Währungsprofil spielt dabei eine besondere Rolle. Die Schweiz bleibt bis auf weiteres ein sichererer Hafen als Deutschland und Aktien sind vielversprechender als
Immobilien oder Gold.
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