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Verbot der Nachschusspflicht: Freud und Leid bei Brokern
Die CFD/FX-Broker haben noch bis 20. Januar Zeit, der BaFin ihre Stellungnahme mitzuteilen zum geplanten Verbot der Nachschusspflicht im Laufe des Frühjahrs. Während die einen entspannt in die Zukunft blicken, da Konten im Minus ohnehin bereits nicht mehr im Minus landen können, kämpfen die anderen noch mit Umsetzungsproblemen. Wir haben uns mal umgehört welche Maßnahmen und Konsequenzen zu erwarten sein könnten für Anbieter, aber auch die Kunden.
Durch Black Swans wie dem Crash des Schweizer Frankens, überraschenden Events wie dem Brexit oder den Sieg von Trump wurden nicht wenige Trader über Nacht auf dem falschen Fuß erwischt. Da Margin Calls bei Gaps zu spät kommen, landete das ein oder andere (meist überhebelte) Konto im Minus. Von den zahlreichen Tradern die davon allerdings auch überproportional profitieren konnten hört man zwar naturgemäß nie Beschwerden. Nach Zypern und Großbritannien sah nun aber auch die deutsche Finanzaufsicht die Zeit gekommen, das Risiko für private Anleger zu minimieren. Die Nachschusspflicht wird also abgeschafft.
Das ist im Grunde natürlich eine angenehme Sache. Da die BaFin im Gegensatz zur FCA keine Hebelbeschränkungen vorsieht, muss man auch nicht befürchten, dass Anleger die mit reduziertem Kapitaleinsatz starten wollen nicht mehr zu CFDs greifen können.
Andererseits wird das Risiko unvorhersehbarer Events zur Gänze auf die Broker abgeladen. Diese müssen sich natürlich auf die ein oder andere Art davor schützen. Gewiefte Spekulanten könnten das ja vor News auch auszunutzen wissen (Long mit maximal ausgenutztem Hebel auf dem einen, Short auf dem anderen Konto). Dass wir Trader zu gänzlich identischen Bedingungen wie bisher auch traden können wird wohl die Ausnahme bleiben, das Gros der Broker spielt verschiedene Szenarien und Maßnahmen durch noch. Was dabei rauskommen könnte bzw. wird:
Reduzierter Hebel vor bekannten News
Die CFD/FX-Broker haben ohnehin bereits ihre Lehren gezogen aus dem Crash des Schweizer Franken am 15. Januar 2015. vor FED- oder EZB-Events, der Brexit-Entscheidung, der US-Wahl oder dem Referenderum in Italien wurden die Marginanforderungen vielerorts deutlich erhöht (= Senkung des maximalen Hebels). Beispielsweise konnten Pairs des Britischen Pfunds in den Tagen vor dem Brexit statt mit einem Hebel von 1:100 (Margin 1%) bloß noch mit 1:20 (5% Margin) oder noch weniger gehandelt werden. Diese Maßnahme werden wir künftig wohl noch häufiger sehen bzw. rigoroser von allen Brokern angewendet.
Was aber nur schützen kann vor bekannten News-Events. Überraschende Wendungen über Nacht bleiben auch dann die größte Gefahr für die Anbieter.
REDUZIERTER HEBEL für Big Boys
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Der ein oder andere Broker macht es bereits vor, wir rechnen mit einer schlagartigen Ausweitung dieser Maßnahme auf weitere Broker ab Umsetzung des Verbots der Nachschusspflicht. So können etwa Trader mit Konten unter 5.000 EUR vielleicht weiterhin mit einem Hebel von 1:100 oder höher traden. Darüber erfolgt dann aber etwa eine Reduzierung auf 1:50, für Konten ab 100.000 EUR könnte sogar nur noch 1:10 möglich sein.