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    Börsen-Zeitung  423  0 Kommentare Nicht ganz auf Kurs, Kommentar zur Fondsbranche von Bernd Wittkowski

    Frankfurt (ots) - Binnen zwölf Jahren hat sich das von den
    deutschen Assetmanagern verwaltete Vermögen auf 2,8 Bill. Euro mehr
    als verdoppelt. Doch trotz dieses neuerlichen Rekordes: So ganz "auf
    Kurs" geblieben, wie der Fondsverband BVI insinuiert, ist die Branche
    nicht. Der Einbruch des Neugeschäfts mit Publikumsfonds um 91 Prozent
    auf bescheidene 6,5 Mrd. Euro ist - auch wenn 2015 hier ein Ausreißer
    war - eine herbe Enttäuschung.

    Was läuft da schief? Sicher: Wachstumssorgen mit Blick auf China,
    der Brexit, Trump, Italien - dieser Cocktail ist geeignet, Anlegern
    auf den Magen zu schlagen. Aber das reicht als Erklärung nicht aus,
    zumal wenn die Börsen jeden tatsächlichen oder vermeintlichen Schock
    abschütteln, als wäre nichts gewesen. Vermutlich muss die
    Verbesserung der Finanzbildung, die der BVI und Bankenverbände seit
    Jahr und Tag fordern und über ein Schulfach "Wirtschaft" erreichen
    wollen, zuerst bei den Beratern in Banken und Sparkassen ansetzen.
    Sogar BVI-Präsident Tobias Pross macht kein Hehl daraus, dass es bei
    der Beratung respektive im Vertrieb gewisse Defizite gibt. Wie sollen
    dann erst die Kunden verstehen, wie sie "richtig" anlegen?

    Doch die Fondsanbieter müssen sich auch an die eigene Nase fassen.
    Publikumsbeschimpfung ("Der Deutsche investiert und spart falsch.
    Ende der Durchsage.") wird ihnen so wenig helfen wie zwangsweise
    Umerziehung der Kunden in Form von Garantieverboten bei der
    betrieblichen Altersvorsorge oder beim Riestern. Das mit dem
    Betriebsrentenstärkungsgesetz geplante Opting-out ist in der Tat eine
    sinnvolle Weiterentwicklung. Ge- und Verbote dagegen haben wenig mit
    dem Leitbild des mündigen Verbrauchers zu tun, das der BVI zu Recht
    anmahnt. Wenn die Deutschen nun mal derart auf Sicherheit fixiert
    sind, dass sie ihr Anlageverhalten selbst bei Niedrig-, Null- und
    Negativzinsen nicht radikal verändern, muss man sie eben besser
    aufklären, ihnen die für das Umdenken nötige Zeit lassen und ihnen
    vor allem die gewünschten, auch zu ihrem Gefühlsleben passenden
    Produkte anbieten.

    Wenn es um die Sicherung einer auskömmlichen Altersvorsorge und
    des Wohlstands überhaupt durch das Wertpapier- und namentlich das
    Fondssparen geht, sind aber nicht zuletzt auch Politik und Regulierer
    in der Verantwortung. Das ständige Gerede über eine Systemrelevanz
    der Fondsbranche ist ebenso kontraproduktiv wie etwa die ewigen, in
    ihrer Absurdität kaum noch zu toppenden Debatten über die
    "Abschaffung" der Abgeltungsteuer oder über eine neue
    Finanztransaktionssteuer. Das sind obendrein Förderprogramme für
    andere Finanzplätze.

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