MiFID II
Die Banken sind spät dran - Seite 2
Was ist noch zu tun?
So kurz vor der Deadline liegt der Schwerpunkt darin, die Auswirkungen der MiFID-II-Richtlinie auf Strategien und Prozesse zu durchleuchten. 91 Prozent haben laut Studie mit der Analyse der
IT-Auswirkungen begonnen, 2016 waren es nur 78 Prozent. Mit den Auswirkungen von MiFID II auf die Strategie beschäftigen sich 73 Prozent, nach 65 Prozent in der Vorbefragung. Erste Ergebnisse der
Auswertung: MiFID II bedeutet vor allem Aufwand und Kosten. Die wenigsten Institute versprechen sich neue Geschäftsfelder oder Wettbewerbsvorteile.
Fehlkalkulation: Die Kosten verdoppeln sich
693 Personentage veranschlagen die 50 befragten Banken im Schnitt für die MiFID-II-Umsetzung. Damit haben sie diese Zahl deutlich nach oben korrigiert (2016: 260 Personentage). Auch die
Projektkosten mussten angepasst werden. Im September 2016 rechneten etwa drei Viertel der Geldhäuser mit Gesamtkosten von nicht mehr als einer halben Million Euro, Anfang 2017 glaubt nur noch jedes
zweite Institut an diesen Kostenrahmen. "Auf den letzten Metern macht sich Verunsicherung breit. Wieviel Budget noch benötigt wird, um in weniger als einem Jahr alle Umsetzungen abzuschließen, kann
jede fünfte Bank nicht mehr einschätzen", so Studienleiter Appel. 20 Prozent können die Gesamtkosten für die MiFID-II-Umstellung nicht beziffern, zuvor waren es nur acht Prozent.
Für 92 Prozent sind zudem die Folgekosten zur Einhaltung der Richtlinie ein Problem. 66 Prozent sehen in den Vorgaben für Geeignetheitsberichte und Telefonprotokolle einen hohen bis sehr hohen Aufwand. Allerdings hat die Sorge um diesen Hauptkostentreiber im Vergleich zur Vorbefragung abgenommen (75%). Auch die laufende Eignungsprüfung von empfohlenen Finanzprodukten wurde überschätzt, nur noch 42 Prozent sehen hier hohe Folgekosten, Ende 2016 waren es noch 57 Prozent. Mehr Banken rechnen mit hohen Kosten durch die Verpflichtung zur Erstellung anlassbezogener Reports (54%, zuvor 49%) und durch Auflagen bei der Einführung neuer Produkte (52%, zuvor 43%). Für 84 Prozent hat MiFID II eine kostenintensive Umstellung von Systemen und Prozessen zur Folge.
Vertrieb muss sich ändern, aber nicht komplett
Rund drei Viertel der Banken und Sparkassen sind davon überzeugt, dass die Vertriebskonzepte in der Branche nach Einführung von MiFID II nicht mehr dieselben sein werden. Vor knapp einem Jahr waren
dagegen noch mehr als 90 Prozent dieser Ansicht. Damit scheinen zumindest einige Institute festzustellen, dass sie ihren Vertrieb nicht vollständig umkrempeln müssen. MiFID II wird aus Sicht der
Kreditinstitute insbesondere einen Einfluss auf das Angebot alternativer Vertriebskanäle sowie von Produkten mit Festpreis haben. Viele rechnen mit Anpassungen ihrer Angebotsportfolien und werden
zukünftig weniger komplexe Produkte, wie Optionsscheine oder Zertifikate, anbieten.
Der Glaube fehlt, das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen
Dass die hohe personelle und finanzielle Belastung einen positiven Zweck erreicht, daran glaubt nur eine Minderheit. 60 Prozent der Banken und Sparkassen rechnen nicht damit, dass das
Kundenschutzniveau erheblich gesteigert beziehungsweise das verlorengegangene Vertrauen der Kunden durch die Einführung von MiFID II zurückgewonnen werden kann.
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(MvA)