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    Strategien  4266  0 Kommentare Das du-Dilemma in Unternehmen - zwischen Start-Up und Biedermann - Seite 4

    •    Medium (E-Mail oder Brief; mündlich vs. schriftlich)
    •    Beziehungsqualität (Näheherstellung vs. Machtdemonstration)
    •    Kontext (Adressat bekannt/nicht bekannt; lokal vs. global)
    •    Adressat (alt vs. jung, Azubi vs. Professional)

    Gerade im globalen Kontext kann es für Unternehmen erleichternd sein, eine einheitliche Regelung zu finden, da das you die Entscheidung verschleiert und für viele ausländische Kollegen nicht nachvollziehbar ist. Gerade deutsche Kollegen neigen aufgrund ihrer kulturellen Prägung stärker dazu, die Lebensbereiche privat vs. geschäftlich zu trennen, was in anderen östlichen oder asiatischen Kulturen nicht der Fall ist. Ein wenig Toleranz kann man zudem fordern. Gerade für jüngere Adressaten sowie die digitale Kommunikation gelten direktere Formen als vollkommen angemessen (was jedoch nicht Hey oder LG bedeutet) - die eigentlich innewohnende Höflichkeit sollte also von Empfängern nicht absichtlich ins Gegenteil verkehrt werden. Bei diversen Dax-Unternehmen ist die sprachliche Realisierung eine Mischform aus Sie und du. Solche Mischformen sind häufig beobachtbar, etwa adressiert die AXA auf ihrer Homepage auch jüngere Zielgruppen mit du. Gerade in der aktuellen Kampagne mit Leidenschaft werden junge Menschen geduzt – allerdings wird du dabei in der Großschreibung Du verwendet. Laut Duden ist sowohl die Groß- als auch die Kleinschreibung in Briefen erlaubt.


     
    Wenn Unternehmen sich für die Anrede Sie entscheiden, können trotzdem persönliche Grußformeln oder Wörter in die Kommunikation eingebracht werden, welche menschliche Wertschätzung ausdrücken (mit großer Freude, herzlich, danken, würdigen, wertschätzen, natürlich, gern, selbstverständlich, selbstredend) Denn darum geht es: Mehr und mehr Menschen nehmen ihre Arbeit nicht nur unter einem verdienstorientierten, sondern auch unter einem sinnstiftenden Gesichtspunkt wahr, der Selbstverwirklichung und –achtung bedeutet. 


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    Dr. Simone Burel
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    Dr. Simone Burel ist Geschäftsführerin von LUB GmbH - Linguistische Unternehmensberatung, der ersten linguistischen Unternehmensberatung in Deutschland, die DAX-Konzerne, Kommunen und Organisationen strategisch u.a. zu den Themen CSR, Nachhaltigkeit, Diversity und Gender berät. Nach ihrer Arbeit bei der Personalberatung Schelenz GmbH und der Kommunikationsleitung bei Habona Invest GmbH gründete sie LUB 2015 auf Basis ihrer Dissertation über die Sprache der DAX-30-Unternehmen (Prädikat: summa cum lade). Dr. Simone Burels Arbeit wurde bereits von der Gesellschaft für Angewandte Linguistik sowie dem Karriereportal academics für ihre enorme Praxisrelevanz ausgezeichnet. Ihre Dissertation und kumulative Habilitation wurden von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, der Baden-Württemberg-Stiftung und dem Management-Programm Auf dem Weg zur Professur der Universität Heidelberg gefördert. Die LUB GmbH wurde 2019 mit dem höchstdotierten kommunalen Existenzgründungspreis, dem Mannheimer Existenzgründungspreis MEXI, prämiert. Dr. Simone Burel agiert als Keynote-Speakerin und in der Weiterbildung zu sprachlichen Themen, u.a. für das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), ist Mitglied im Wirtschaftsrat Deutschland, Mentorin an den Universitäten Mainz und Konstanz, Autorin zahlreicher Publikationen sowie Gastautorin bei wallstreet online.
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    Verfasst von Dr. Simone Burel
    Strategien Das du-Dilemma in Unternehmen - zwischen Start-Up und Biedermann - Seite 4 Während andere Branchen wie PR, IT oder Unternehmensberatungen – Start-Ups sowieso – sich mit ihrer du-Policy brüsten und damit eine Open-Door-Kultur und den Duft von Freiheit etablieren möchten, hält sich die Banken- und Versicherungsbranche noch konservativ-patriarchalisch an den guten alten Ton - und dieser heißt in Deutschland: Distanz, Formalität, Macht, Disziplin – kurz: Sie.

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