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     2175  0 Kommentare Krisenwährung Gold – einsteigen oder abwarten? - Seite 2

    Nach Einschätzung von Pulleit wird das weiterhin so bleiben. Unternehmen wie Konsumenten und Staaten hätten sich an das billige Geld gewöhnt und arbeiteten zusehends auf Pump. Und im Zweifelsfall würden sich die Zentralbanken erneut dafür entscheiden, die Zahlungsfähigkeit des Finanzsystems sicherzustellen. Gold sei daher -  solange das Goldangebot und –nachfrage auf ähnlichem Niveau bleibe – ein „attraktive Versicherungsoption“.

    Dem World Gold Council zufolge ist die Goldnachfrage im ersten Halbjahr allerdings gegenüber dem Vorjahr um 14% gesunken. Zwar stiegen sowohl die Nachfrage nach Goldmünzen und Schmuckgold um jeweils gut 45 t an, allerdings sank die Nachfrage von Gold-ETFs um dramatische 411,5 t. Bei anderen Marktteilnehmer wie den Zentralbanken oder der Technologiebranche veränderten sich die Werte nur marginal. Der Goldpreis sollte demzufolge eigentlich nicht steigen. Experten raten allerdings dazu, sich auf sinkende Goldpreise einzustellen, wenn Großanleger short in den Markt gehen.

    Sinkende Goldnachfrage 2017: Einbruch bei den ETFs 

    Der sinkenden Nachfrage steht allerdings ebenfalls eine sinkende Goldförderung gegenüber.  Der Branchenfachdienst Zeal Intelligence, North Dakota ermittelte für das laufende Jahr eine stagnierende Goldproduktion (+0,5%, Stand 31.07.2017) der 34 größten Goldproduzenten weltweit. Und Erwin Matula vom Fachportal „miningscout.de“ erwartet für die Zukunft eine weiter nachlassende Fördermenge, weil es an Goldminen fehle. „Nur neue Entdeckungen können langfristig die Reserven auffüllen“, so Matula. Viele der neu entdeckten Vorkommen lägen in Ländern, die politisch instabil seien und nur ein Drittel der neuen Mienen böten eine Erzqualität, die eine Förderung finanziell sinnvoll erscheinen ließe. „Hält dieser Trend an“, so Matula, „wird die Branche unweigerlich in Probleme geraten“. 

    Eine Abwärtstendenz, in die der US-Dollar bereits geraten ist. Der Euro kostete gestern erstmals seit 2015 wieder bei 1,20 USD. „An der internationalen Börse wird Gold in US-Dollar gehandelt“, erläutert Raphael Vogt, „daher kann ein schwacher Dollar den Goldkurs steigen lassen und ein starker Dollar diesen wieder entwerten“. Tatsächlich verlaufen die Kursentwicklungen von  US-Dollar und Gold seit gut einem Jahr ähnlich. Während der Dollarkurs am heutigen Tag sich etwas erholt zeigte, ging es mit dem Goldpreis aber weiter hinauf. Für Experte Vogt kein Zufall: Was für die Korrelation zum Zinsniveau gelte, so Vogt, zähle allerdings auch für die Verbindung zum Dollarpreis – sicher sei die Korrelation nicht.

    Grund der gegenwärtigen Dollarschwäche ist nach Ansicht von Christian Apelt, CFA bei der Helaba, die politische Führungskrise in den USA. Die eigentlich gute konjunkturelle Lage in den USA werde von der Enttäuschung über Trumps Politik aufgezehrt. „Klassisch profitiert von politischen Unsicherheiten wie in Nordkorea eigentlich der US-Dollar und nicht der Euro als Fluchtwährung“, so Apelt. Er hält den Dollar im Verhältnis zum Euro für unterbewertet. Dem Euro-Dollar-Kurs drohe in den nächsten Monaten ein Rückschlag, der ihn in Richtung 1,10 drücken dürfte, so der Finanzmarktfachmann. Auf lange Sicht entfiele auch hier Druck auf den Goldpreis. 

    …aber keiner ist aussagekräftig

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    Als sicherster Indikator gelten nach wie vor Krisen. Zum Beispiel die Kursflaute am deutschen Aktienmarkt, der seit einiger Zeit konsolidiert. Oder die Dollarabwertung, die es kaum zulässt in geopolitisch unsicheren Situationen den sicheren Dollar-Hafen anzusteuern. „Gold“, fasst Pulleit von der Degussa Gold und Silber zusammen „lässt sich auch als Versicherung verstehen, mit der Portfoliowerte gegen Geldentwertung und Zahlungsausfälle abgesichert werden können“ und aktuell sei die Versicherung Gold relativ günstig zu haben.

     

    (DW)

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    Dominik Weiss
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    Dominik Weiss hat an den Universitäten Bielefeld und Salzburg Medien- und Wirtschaftswissenschaften studiert. Er ist zuständiger Redakteur für Wirtschaftsnachrichten bei der Euro Advisor Services GmbH (www.fundresearch.de).
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    Verfasst von Dominik Weiss
    Krisenwährung Gold – einsteigen oder abwarten? - Seite 2 Aktuell klettert der Goldpreis wieder mal nach oben. Die Marke von 1300 USD testete Gold bereits im Frühjahr. Hält der Trend an?