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    ANALYSE  822  0 Kommentare Commerzbank findet türkische Konjunkturdaten 'äußerst zweifelhaft'

    FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Commerzbank äußert erhebliche Zweifel an den jüngsten positiven Konjunkturdaten aus der Türkei. "Ich halte die Daten für politisch beeinflusst", schrieb Experte Lutz Karpowitz in einer am Dienstag veröffentlichten Analyse. Er führte mehrere Ungereimtheiten ins Feld, räumte allerdings gleichzeitig ein, dass er "an keiner Stelle habe nachweisen können, dass die Daten geschönt sind".

    Das türkische Statistikamt hatte zuletzt für das zweite Quartal ein überraschend starkes Wirtschaftswachstum gemeldet. Die Türkei zählt damit laut offiziellen Kennzahlen zu den Volkswirtschaften, die weltweit am stärksten wachsen. Den Zahlen zufolge sei auch die Flaute im Tourismussektor Geschichte, führte Karpowitz aus. "Ich halte diese Daten aus mehreren Gründen für äußerst zweifelhaft."

    Unter anderem hinterfragte er den jüngsten Investitionsboom, der nach Angaben des türkischen Statistikamtes die Konjunktur des Schwellenlandes gestützt habe. Der Commerzbank-Experte verwies auf überprüfbare internationale Kennzahlen, "die eine andere Sprache sprechen". Demnach seien ausländische Direktinvestitionen in der Türkei 2016 um 29,9 Prozent auf 12,3 Milliarden US-Dollar gesunken. Im ersten Halbjahr 2017 sei keine Trendwende erkennbar, schrieb Karpowitz.

    Der Commerzbank-Experte setzte auch hinter die offiziellen Daten aus dem Tourismussektor ein Fragezeichen, der für die türkische Wirtschaft eine wichtige Rolle spielt. Nach Einschätzung von Karpowitz sollte vor allem der Einbruch bei Urlaubern aus Deutschland skeptisch machen. Es sei fraglich, wie der Ausfall der Besucher aus Deutschland und aus anderen westlichen Ländern durch mehr Reisende aus Russland, der Ukraine und dem Nahen Osten ausgeglichen werden könne.

    "Wir haben bereits 2016 merkwürdige Erfahrungen mit den dem türkischen Statistikamt gemacht", schrieb Karpowitz. Auch der damalige Einbruch der Wirtschaft im Quartal des Putsches sei durch diverse Revisionen mittlerweile weitgehend aus den offiziellen Daten verschwunden.

    Jeder Analyst sei bei seiner Arbeit darauf angewiesen, dass die offiziellen Zahlen belastbar und korrekt seien, schloss Karpowitz. Und Analysten seien gut beraten, den offiziellen Daten Glauben zu schenken. "Das Wirtschaftswunder in der Türkei passt aber so gar nicht zur aktuellen Situation."/jkr/jsl/das





    dpa-AFX
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