Zukunftsthema
Bioökonomie: Auf dem Weg zu einem nachhaltigen Wirtschaftssystem
Vor wenigen Tagen ist der 2. Internationale Bioökonomie-Kongress zu Ende gegangen. Für die Wirtschaft gewinnen Bioökonomie und Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung. Auch für den Finanzmarkt wird das Thema immer wichtiger.
Mit dem Begriff der „wissensbasierten Bioökonomie“ ist ein Wirtschaftssystem gemeint, das primär auf nachwachsenden Rohstoffen und nicht auf fossilen Ressourcen, wie Erdöl, basiert. Durch die Transformation von einer Erdöl-basierten hin zu einer Biomasse-basierten Wirtschaft, sollen Produkte, Dienstleistungen und Prozesse innerhalb einer Volkswirtschaft nachhaltig gestaltet und hergestellt werden können.
Die Bioökonomie ist dabei kein Nischenmarkt für einige wenige Ökofreaks: So betrug laut einer 2016 veröffentlichten Studie des nova-Instituts der gesamte Jahresumsatz der europäischen Bioökonomie 2013 knapp 2,1 Billionen Euro. Zudem arbeiten rund 18,3 Millionen Menschen in dem Sektor.
Vom 12. bis zum 13. September 2017 fand der 2. Internationale Bioökonomie-Kongress an der Universität Hohenheim statt. An der Konferenz nahmen hochkarätige Experten aus Forschung, Industrie und Interessensgruppen teil. Themenfelder waren Agrarproduktion, globale Ernährungssicherung, nachhaltige Ressourcen-Nutzung, wirtschaftlicher Wandel, Ökosysteme und Verbraucherverhalten in der Bioökonomie. Organisatoren der Konferenz waren das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, die Universität Hohenheim und die BIOPRO Baden-Württemberg GmbH.
Prof. Dr. Stephan Dabbert, Rektor der Universität Hohenheim, erklärte: „Zweifellos gewinnt der Übergang von einer fossil-basierten zu einer bio-basierten Wirtschaft weltweit an Bedeutung. Dies geschieht aus einem ganz einfachen Grund: Die Bioökonomie ist der Schlüssel zu einer modernen und nachhaltigeren Wirtschaft.“
Die Konferenzteilnehmer beschäftigten sich unter anderem mit der nachhaltige Produktion von Biomasse sowie der Nutzung alternativer Ressourcen für die Produktion von Lebens- und Futtermitteln. Weiterhin befassten sie sich mit bio-basierten Werkstoffen und Plattformchemikalien, Bio-Kraftstoffen und der Frage, wie man den ökologischen Impact von bio-basierten Materialien messen kann. In zwei Podiumsdiskussionen wurde der aktuelle Stand der Umsetzung der Bioökonomie erörtert.
Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt indes auch für den Finanzsektor zunehmend an Bedeutung. Laut des alle zwei Jahre erscheinenden Marktberichts von Eurosif, dem europäischen Dachverband für nachhaltige Geldanlagen, betrug das Gesamtvolumen nachhaltiger Geldanlagen 2015 in Europa mehr als elf Billionen Euro. Zum Vergleich: Laut der Deutschen Bank umfasste der weltweite Kapitalmarkt 2015 die Summe von 294 Billionen Dollar.
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Als nachhaltige Geldanlagen werden Investments bezeichnet, die neben ökonomischen Aspekten, wie Rendite, Sicherheit und Liquidität, zusätzlich auch ethische, ökologische und/oder soziale Kriterien berücksichtigen. In der Finanzwelt werden diese extra-finanziellen Kriterien mit der englischen Abkürzung ESG für „Environment Social Governance“ beschrieben. Bekannte nachhaltige Aktienfonds sind beispielsweise der Triodos Sustainable Equity Fund, der laut eigener Aussage „in Unternehmen mit einer überlegenden sozialen und ökologischen Leistung investiert“ und im Öko-Test 10/2015 mit der Bestnote ausgezeichnet wurde.
Es bleibt festzuhalten: An dem Thema Bioökonomie und Nachhaltigkeit wird, besonders vor dem Hintergrund des 2015 beschlossenen Klimaabkommen von Paris, in Zukunft kein Weg mehr vorbei führen. Auch große Unternehmen wie z. B. der Elektroautohersteller Tesla werden deshalb vom globalen Nachhaltigkeits- und Bioökonomie-Boom profitieren.
Quellen:
Uni-Hohenheim: „2. Internationaler Bioökonomie-Kongress: „Bioökonomie ist der Schlüssel zu einer nachhaltigeren Wirtschaft“
Eurosif: European SRI Study 2016
Nova Institut: 2,1 Billionen Umsatz und 18,3 Millionen Beschäftigte in der europäischen Bioökonomie – erstmalig umfassende Daten und Grafiken