checkAd

    ARAGON AG  2311  0 Kommentare Könnten profitabler sein als AWD und OVB

    Wenn der Anleger das Stichwort „Finanzvertrieb“ hört, dann kommen in der Regel Vorstellungen von dubiosen Drückerkolonnen auf, die gutgläubige Anleger über den Tisch ziehen wollen. Davon ist die Wiesbadener Aragon AG weit entfernt – ganz im Gegenteil: Sie hat sich rechtzeitig auf die ab dem neuen Jahr in Kraft tretenden Vorschriften für Finanzvermittler ausgerichtet und dürfte von dem bevorstehenden Konzentrationsprozess erst richtig profitieren. Wallstreet:online hat den Finanzvorstand Ralph Konrad befragt, ob ihn die Analysten nicht trotzdem mit zu viel Zukunftslorbeeren ausgestattet hätten – denn die Analystenprognosen sind euphorisch.

    Herr Konrad, Aragon hat drei Geschäftsbereiche. Können Sie diese für unsere Leser kurz und knapp beschreiben?

    Konrad: Im Geschäftsbereich Retail Sales vertreiben wir im Allfinanzansatz Finanzprodukte von A wie Altersvorsorge bis Z wie Zertifikate über Weitervermittler an Privatkunden. Im Bereich Institutional Sales vertreiben wir vornehmlich Investmentfonds und strukturierte Produkte an Institutionelle Kunden wie Pensionsfonds, Dachfonds oder Vermögensverwalter. Im Bereich Banking & Banking Services schließlich bieten wir alle relevanten Bankdienstleistungen als Outsourcing-Partner für Finanzvertriebe, Finanzintermediäre und auch andere Banken an – wie z.B. Kontoführung, Fonds- und Wertpapierabwicklung oder Lombardkredite. Wir sind damit ein voll integrierter Finanzvertriebs-Konzern.

    Gibt es zwischen diesen Geschäftsbereichen Synergie-Effekte, oder sind diese Geschäftsbereiche einfach nur unter einer Holding zusammengewürfelt?

    Konrad: Es gibt sogar sehr große Synergieeffekte, die ich Ihnen an zwei konkreten Beispielen erläutern möchte. Vermittelt bsw. ein Makler im Bereich Retail Sales einen Investmentfonds an einen Kunden, übernehmen wir die gesamte Abwicklung und Auszahlung der Provision. An dieser Stelle endet bei einem normalen Maklerpool das Geschäft. Durch unsere konzerneigene Bank (biw Bank) können wir aber zusätzlich das Wertpapierdepot des Kunden führen, wodurch wir weitere Einnahmen in einer anderen Sparte erzielen. Ganz nebenbei: Immer mehr Kunden entscheiden sich, ihr Depot zu unserer Bank zu verlegen. Das zweite Beispiel zeigt das Zusammenspiel der Bereiche Retail und Institutional Sales: Im institutionellen Bereich vertreiben wir als exklusiver Großhändler einige Fonds der weltweit besten Fondsmanager, insbesondere auch in alternativen Assetklassen der Zukunft. Aktuell haben wir etwa strukturierte Produkte mit Holz und CO2-Emissionsrechten ins Programm genommen. Damit wissen wir, was perspektivisch im Retailmarkt passieren wird, denn dieser folgt mit zeitlichem Verzug immer dem institutionellen Markt. So können wir uns im Retail Markt als Innovationsführer positionieren. Neben diesen – nennen wir sie strategische Synergien – gibt es zudem eine ganze Reihe von Kostensynergien, z.B. durch die Entwicklung einer zentralen und einheitlichen Informationstechnologie sowie im Backoffice Bereich. Am wichtigsten jedoch sind die Ertragssynergien durch den spartenübergreifenden Einkauf von Finanzprodukten. Sie tragen maßgeblich zu unserer Profitabilität bei.


    Welcher der Geschäftsbereich hat die größten Wachstumschancen und welcher macht Ihnen am meisten Spaß?

    Konrad: Schwierige Frage. Als Vater von zwei Kindern könnte und wollte ich auch nicht sagen, welches mir am liebsten ist. Am meisten Spaß macht mir, dass ich als Finanzvorstand diesem spannenden Unternehmen vorstehen darf. Große Wachstumschancen haben alle Geschäftsbereiche. Am offensichtlichsten sind diese wohl in unserem Bereich Retail Sales, denn die private Altersvorsorge – eines der Standbeine dieses Geschäftsbereichs – ist einer der Zukunftsmärkte in Deutschland. Vergegenwärtigt man sich, dass nach Schätzungen der UN in 2050 auf 100 Menschen im Alter zwischen 15 und 65 knapp 50 über 65jährige kommen werden, wird das demographische Dilemma unserer deutschen Altersvorsorgesysteme sichtbar. Dieser Alterslastquotient ist wirklich beunruhigend. Wer sich auf die gesetzliche Rente verlässt, der ist verlassen. Zukünftig ist jeder für seine eigene Altersvorsorge zuständig. Ein Riesenmarkt für die in Deutschland tätigen freien Finanzvermittler.


    Die biw Bank, die erst im Dezember letzten Jahres die Vollbank-Lizenz bekommen hat, hat im Oktober bereits über 100.000 Wertpapiergeschäfte abgewickelt und ist auf dem Weg, eine bedeutende Tradingplattform zu werden. Warum wächst das Institut so schnell?

    Konrad: Über diese Zahlen sind wir selbst hoch erfreut. Die biw Bank hat einen echten „Jump Start“ hingelegt und ist sicherlich eine der, wenn nicht die am schnellsten wachsende Bank in Deutschland. Als Bank für Finanzintermediäre und sog. White-Label Anbieter ist sie sehr gut positioniert. Sie wickelt über langfristig gesicherte Verträge u.a. die Geschäftsvolumina der bekannten Online-Broker e*trade und Flatex ab, d.h. wenn Sie etwa bei flatex ein Konto haben, sind Sie eigentlich Kunde der biw Bank, was Ihnen im Außenauftritt jedoch meist nicht auffällt. Mit 100.000 Trades im Monat Oktober haben wir hier bereits rund 10% des Abwicklungsvolumens der Comdirect erreicht – und das ganze, ohne selbst in Marketing investieren zu müssen, also ohne Risiko. Darüber hinaus vermittelt die Schwester Jung, DMS & Cie. fleißig und mit zunehmendem Erfolg Konten und Depots der biw und verwahrt dort die Investmentbestände der Privatkunden. In Summe gewinnt die biw momentan über 3.000 neue Kunden im Monat. Ein sensationeller Erfolg in so kurzer Zeit und das ganz ohne Anlaufverluste, im Gegenteil, die biw ist bereits jetzt profitabel.

    Mit der „inpunkto“ wollen Sie in fünf Jahren der größte unabhängige Vermittler privater Krankenversicherungen in Deutschland sein. Was macht Sie so zuversichtlich, dieses Ziel erreichen zu können?

    Konrad: Das Geschäftskonzept der inpunkto ist im Markt etabliert. Über Werbemaßnahmen werden Interessentendatensätze – so genannte Leads – erzeugt, welche die inpunkto-Vertriebspartner mittels einer ausgefeilten Beratungssoftware mit einer sehr guten Abschlussquote in Kunden wandeln. Inpunkto ist dabei als Strukturvertrieb organisiert, der über die private Krankenversicherung ein hoch interessantes Kundenklientel erreicht, denen dann auch weitere Produkte angeboten werden können. Das Management-Team der Inpunkto ist hoch professionell und hat den heutigen Marktführer mit aufgebaut, bevor es zu uns gewechselt ist. Das Ganze wird dann noch über die bestehende Infrastruktur der Schwester Jung, DMS & Cie. abgewickelt, womit wir übrigens ein Beispiel für einen weiteren Synergieeffekt haben, so dass die Inpunkto ihre Ziele mit minimalen Kosten und geringem Kapitaleinsatz erreichen kann. Ich bin überzeugt, dass Aragon an der inpunkto noch viel Freude haben wird, denn 2008 will inpunkto bereits einen guten einstelligen Mio. Euro Betrag verdienen.

    Die FUNDMATRIX hat fast 100% wiederkehrende Erlöse und ist damit ein stabiler Ertragspfeiler. Wie wollen Sie die Bestandsprovision bis 2008 steigern?

    Konrad: Fundmatrix erhält einen Anteil an der Managementvergütung der vertriebenen Fonds und strukturierten Produkte – also reine wiederkehrende Erlöse. Dabei steigen aufgrund der kontinuierlichen Sales-Erfolge unserer Mitarbeiter die Bestände stetig an. Zusätzlich geht Fundmatrix dazu über, vermehrt margenstarke Produkte selbst zu konzipieren. Das aktuelle „Platinum All Star“ Zertifikat, das in einem Zertifikat die bekanntesten und größten Hedgefundmanager der Welt wie z.B. George Sorros zusammenfasst, ist in Deutschland ausschließlich bei Fundmatrix erhältlich und weist im Vergleich zu einem offenen Fonds für uns deutlich höhere Margen auf. Im Jahr 2008 sollte die wiederkehrende Bestandsprovision der Fundmatrix bei jährlich mindestens 3 Mio. Euro liegen. Momentan beträgt sie noch rund 1 Mio. Euro p.a.

    In 2005 hatten Sie eine EBIT-Marge von 3,9%, wobei man berücksichtigen muss, dass gerade das 2. Halbjahr bei Ihnen erfahrungsgemäß ertragsmäßig mehr als doppelt so stark ist als das 1. Halbjahr. Können Sie im laufenden Jahr eine Marge von mehr als 5% erzielen?

    Konrad: Auf jeden Fall. Perspektivisch werden wir zudem in die Rentabilität der größeren börsennotierten Finanzvertriebe wachsen. So hat der AWD beispielsweise mit den sehr guten Zahlen des 3. Quartals seine EBIT-Ziel-Marge für 2007 auf über 13% erhöht, die OVB hat über 15% EBIT-Marge. Aragon hat – wie diese beiden – ein sehr skalierbares Geschäftsmodell. Mit jedem Euro Umsatz steigt unser Gewinn überproportional. Wir könnten bereits heute deutlich profitabler sein, wenn wir nicht kontinuierlich neue Geschäftbereiche bzw. Tochterunternehmen aufbauen würden. Diese Investitionen sind jedoch erforderlich, um unser Ziel, in 3 bis 5 Jahren einer der größten deutschen Finanzvertriebe zu sein, erreichen zu können. 10% oder gar 15% EBIT-Marge auf 200 Mio. Euro Umsatz sind nun einmal mehr als 5% auf unseren diesjährigen Umsatz von rund 65 Mio. Euro. Das starke Wachstum von über 50% pro Jahr ist uns daher derzeit wichtiger, als kurzfristig die Profitabilität zu steigern. Das wird sich langfristig aber auszahlen. Ich kann mir gut vorstellen, dass Aragon – wenn wir unsere Dynamik beibehalten – 2010 bei einem Umsatz von über 200 Mio. Euro rund 30 Mio. Euro EBIT machen wird.

    Analysten prognostizieren für Aragon einen Umsatzsprung von 66 auf ca. 100 Mio. Euro im Jahr 2007. Was sind die stärksten Wachstumstreiber in Ihrem Geschäft?

    Konrad: Der Umsatzanstieg in 2007 wird vor allem von der Jung, DMS & Cie., der inpunkto und der biw getrieben. Führen diese drei Unternehmen die aktuelle Entwicklung fort, dann sollte die Umsatzgröße von 100 Mio. Euro in 2007 kein Problem darstellen. Zudem sollten Sie eines beachten: Sämtliche unserer Planungen beruhen auf der aktuellen Rechtslage und der gegebenen Situation im deutschen Vertriebsmarkt. So sind etwa bisher die Vertriebspartner der Jung, DMS & Cie. nicht exklusiv an uns gebunden und wickeln nur ca. 10% ihres Umsatzes über uns ab. Der deutsche Vermittlermarkt wird sich aber in den nächsten Jahren gravierend strukturell verändern. Wie Sie vielleicht wissen, muss die Bundesrepublik bis spätestens 2008 die längst überfällige EU-Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente (MiFiD) in nationales Recht überführen. Diese verpflichtet viele Finanzvermittler, sich einem sog. Haftungsdach anzuschließen, wie es auch heute schon für den Vertrieb von Zertifikaten oder Aktien erforderlich ist. Um die nötigen Qualitätsstandards zu gewährleisten, müssen sich die Makler künftig exklusiv an ein Haftungsdach binden und dürfen dann nur über dieses ihre Umsätze einreichen. Unsere Tochter Jung, DMS & Cie. bietet aktuell aufgrund der Komplexität und der dafür nötigen Technik, Produkt und Ausbildungsbreite etc. quasi als einziger Pool ein funktionierendes Haftungsdach im freien Vermittlermarkt und ist damit bestens positioniert. Neben dem Zulauf an neuen Maklern werden wir auch durch unsere bestehenden Makler einen signifikanten Wachstumsschub erleben, wenn diese zukünftig zu großen Teilen 100% Ihres Geschäftes über uns abwickeln.

    First Berlin schätzt für die nächsten zwei Jahre jeweils eine Gewinnverdoppelung, und zwar von 40 Cent in 2006 auf 1,69 Cent in 2008. Sind Sie mit diesen Wachstumsprognosen nicht sehr stark gefordert?

    Konrad: Sicher ist das auf den ersten Blick sehr ambitioniert. Aber um es noch einmal zu betonen: Größe bringt im Finanzvertrieb nicht nur Skaleneffekte, sondern auch Marktmacht und damit letztendlich wieder mehr Profitabilität. So steigt die Einkaufsmacht gegenüber den Produktanbietern mit zunehmendem Geschäftsvolumen. Aragon hat bereits heute einen Fondsbestand von rund 4 Mrd. Euro. Sollte es uns etwa gelingen, die Einkaufskonditionen in der Bestandsprovision im Schnitt um rund 5 Basispunkte zu verbessern, bedeutet das 2 Mio. EUR jährlich wiederkehrenden Rohertrag, dem keine Kosten entgegenstehen. Das gleiche gilt im Bereich Altersvorsorge. Hier ist Aragon erst am Anfang. Mit einem Zielabsatzvolumen von mindestens 500 Mio. Euro p.a. in 3 Jahren ist sicherlich eine Verbesserung der Einkaufskonditionen um 5 bis 6 Promille von der heutigen Basis aus erreichbar. Das wäre ein weiterer Rohertrag von rund 3. Euro, dem ebenfalls kein Aufwand gegenübersteht.

    Wie fühlen Sie sich im Peergroup-Vergleich bewertet?

    Konrad: Aufgrund das hohen Umsatz- und Gewinnwachstums erachte ich uns als günstig bewertet. So wird MLP beispielsweise mit rund 3mal Umsatz 2006 bewertet, Aragon nur mit rund 1,5 mal Umsatz 2006, obwohl MLP lange nicht unser Wachstumstempo hat. Die Analystenbewertungen für die Aragon-Aktie liegen zwischen 22 und 26 Euro, was deutlich über dem aktuellen Kurs liegt. Und eines wird bei Aragon immer wieder vergessen: Wir wachsen organisch und durch strategische Zukäufe. In unserer Historie haben wir bisher mehrere Finanzdienstleister erfolgreich erworben und entweder in bestehende Töchter integriert oder eigenständig fortgeführt. In diesem Jahr z. B. die BIT Treuhand AG, einer der führenden Großhändler für geschlossene Fonds. Auch zukünftig werden wir Finanzvertriebe kaufen und damit unsere Wachstumsdynamik hoch halten.

    Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte


    wO Newsflash
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Mit Artikeln von wO Newsflash wollen wir mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz Ihnen schnellstmöglich relevante Inhalte zu aktuellen Ereignissen rund um Börse, Finanzmärkte aus aller Welt und Community bereitstellen.
    Mehr anzeigen

    Disclaimer für Finanznachrichten mit KI-Autor "wO newsflash" Die bereitgestellten Artikel wurden mit Hilfe einer künstlichen Intelligenz erstellt und dienen ausschließlich Informationszwecken. Die Richtigkeit der Informationen kann nicht garantiert werden. Vor finanziellen Entscheidungen unbedingt unabhängige Quellen konsultieren. Wir übernehmen keine Haftung für Verluste oder Schäden. Investieren birgt Risiken. Keine Empfehlungen zum Kauf oder Verkauf von Finanzprodukten. Urheberrechtlich geschützt, keine Reproduktion ohne Genehmigung. Technische Fehlfunktionen sind jederzeit möglich. Änderungen vorbehalten.
    Verfasst von wO Newsflash
    ARAGON AG Könnten profitabler sein als AWD und OVB Wenn der Anleger das Stichwort „Finanzvertrieb“ hört, dann kommen in der Regel Vorstellungen von dubiosen Drückerkolonnen auf, die gutgläubige Anleger über den Tisch ziehen wollen. Davon ist die Wiesbadener Aragon AG weit entfernt – ganz …