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    Forex-Report  524  0 Kommentare EZB – „sweet, soft and gently“!

    Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1635 (07.20 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1625 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 114.14. In der Folge notiert EUR-JPY bei 132.82. EUR-CHF oszilliert bei 1.1624.

    Bevor einige Zeilen der gestrigen Entscheidung des EZB-Rats gewidmet werden, gleitet der Blick zu den am Donnerstag veröffentlichten Daten aus der Eurozone, die größtenteils fulminante Bedeutung haben.

    Das Geldmengenwachstum (M-3) stellte sich in der Eurozone per September auf 5,1% nach zuvor 5,0% im Jahresvergleich. Seit Frühjahr 2015 oszillieren diese Werte unkritisch zwischen 4,5% und 5,2%, vergleichbar zu der Phase vor dem Jahr 2000.

    Die Kreditvergabe an private Haushalte legte per September im Jahresvergleich um 2,7% analog zum Vormonat zu. Hier bestätigt sich die höchste Zuwachsrate seit März 2009!

    Die Kreditvergabe an den Unternehmenssektor nahm per September im Jahresvergleich um 2,5% analog zum Vormonatswert zu. Hier wurde das höchste Niveau der Zuwachsraten seit Juni 2009 erreicht.

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    Ergo wächst die Geldmenge angemessen und der Kreditzyklus kommt sukzessive in die Gänge, aber maßgeblich bestimmen wiederkehrende Einkommen das konjunkturelle Bild in der Eurozone und das ist nicht nur gut, nein,das ist ausgezeichnet und impliziert eine völlig andere konjunkturelle Widerstandskraft (Resilienz), als sie beispielsweise in den USA und dem UK gegeben ist (Kredit!)! Das arrondiert sich mit einem Wachstumspfad im ersten Halbjahr von 2,4% auf das Jahr hochgerechnet (annualisiert, so wie es die USA machen).

    Auch Südeuropa lieferte gestern Daten, die Aufschluss über die Konjunkturlage geben.
    Der Index „Business Confidence“ Italiens legte per Oktober von zuvor 110,5 auf 111,0 Punkte zu. Die Prognose lag bei 110,0 Zählern. Damit markierte der Index das höchste Niveau seit Mai 2007!

    Der italienische Index des Verbrauchervertrauens stieg per Oktober von zuvor 115,6 auf 116,1 Punkte (Prognose 114,9). Damit erreichte der Index den höchsten Stand seit Januar 2016. Der Blick auf den Chart zurückgehend bis 1982 belegt, dass das aktuelle Indexniveau als historisch hoch klassifiziert werden muss.

    In Spanien sank die Arbeitslosenquote per 3. Quartal von zuvor 17,22% auf 16,38%.
    Hier wurde die niedrigste Quote seit dem 4. Quartal 2008 markiert.

    Vor diesem Hintergrund fand die Sitzung des EZB-Rats statt.

    Der EZB-Rat lieferte. Ab Januar 2018 werden die Käufe auf monatlich 30 Mrd. Euro halbiert und mindestens bis September 2018 fortgesetzt. Der EZB-Rat koppelt das Ankaufprogramm solitär an das Narrativ des Inflationsziels von 2%. Bei Bedarf kann das Ankaufprogramm verlängert oder vergrößert werden.

    Man ist sich der konjunkturellen Erholung bewusst, die weit oberhalb der von der EZB selbst ermittelten Potentialwachstumsrate (circa 1,5%) liegt, aber sieht im EZB-Rat keine selbsttragenden Elemente des Aufschwungs.
    Das würden wir bezüglich der US-Konjunktur unterschreiben (Kredit als maßgeblicher Katalysator), aber nicht bei der Basis wiederkehrender Einkommen in der Eurozone! Sie sehen mich äußerst irritiert …
    Dieses Ergebnis, das der EZB-Rat lieferte, wurde für den Euro zu einem merklichen Belastungsfaktor. So viel zu dem Thema Stabilitätspolitik …
    Die Quintessenz hinsichtlich der aktuellen EZB-Politik lautet in vier Worten: „Sweet, soft and gently!“

    Das UK sieht sich anderen konjunkturellen Entwicklungen ausgesetzt:

    Der Index „Distributive Trades“ (Einzelhandel) sank unerwartet von zuvor 42 auf -36 Punkte. Die Prognose war bei +15 Zählern angesiedelt. Die Inflation zehrt den hoch verschuldeten Privathaushalt aus. Der potentielle Brexit zeigt seine Zähne.
    Inflation (3%) und zurückgehende Konjunkturdynamik bei hohen Verschuldungsgraden aller Wirtschaftssubjekte liefern Steilvorlagen für das Thema (selbst verschuldete) Stagflation.
    Als das Thema Beitritt des UK zur EWG 1965 begann und 1973 vollendet wurde befand sich das UK in einer prekären Wirtschaftslage, obwohl das GBP latent und sportlich abwertete (Abwertungen sind Kosmetik und nicht Strukturanpassung, Aristoteles!). Mit dem Brexit bewegt man sich in Bereiche, die diesem Konjunkturbild 1965/1973 nahe kommen könnten.

    Aktuell ergibt sich ein Szenario, das eine positive Haltung bezüglich der Bewertung des USD favorisiert. Erst ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.1880 - 00 negiert den positiven Bias des USD.

    Viel Erfolg!

     

     





    Folker Hellmeyer
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    Folker Hellmeyer gilt als einer der profiliertesten Volkswirte und Chefanalysten Deutschlands. Nach dem Abschluss seiner Banklehre und der Bankakademie war Folker Hellmeyer in den 1980er Jahren im Devisenhandel der Deutsche Bank AG in Hamburg tätig. Später entsandte ihn die Bank als Kassahändler für ein Jahr nach London. 1989 kehrte er zurück nach Hamburg und initiierte den Aufbau eines JPY-Handelstisches.

    Im Februar 1990 wechselte Folker Hellmeyer als Freiverkehrsmakler im Interbankendevisenmarkt zur Bierbaum & Co. GmbH & Co. OHG.

    Von 1995 bis 2002 war er zunächst als Senior Dealer und ab 1997/98 als Chefanalyst und Verantwortlicher des Zentralbanktisches bei der Landesbank Hessen-Thüringen GZ tätig. Im Jahre 1998 schloss Folker Hellmeyer erfolgreich das ACI-Diplom ab.

    Von April 2002 bis Ende 2017 war Folker Hellmeyer Chefanalyst/Chefvolkswirt der Bremer Landesbank. Seit 2016 war er darüber hinaus Im Fonds Advisory der BLB tätig.

    Seit Anfang 2018 nimmt er in der neu gegründeten Firma Solvecon-Invest den Posten des Chefanalysten und die Rolle im Fonds Advisory ein.

    Als Kommentator des Geschehens an den internationalen Finanzmärkten ist er u. a. regelmäßig auf n-tv, Welt-TV und anderen Sendern zu sehen.

    Im Jahr 2008 veröffentlichte Hellmeyer das Bestsellerbuch „Endlich Klartext“* im FinanzBuch Verlag.

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    Verfasst von Folker Hellmeyer
    Forex-Report EZB – „sweet, soft and gently“! Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1635 (07.20 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1625 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 114.14. In der Folge notiert EUR-JPY bei 132.82. EUR-CHF oszilliert bei 1.1624.

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