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    ROUNDUP  667  0 Kommentare Portugal nimmt zu Rekord-Niedrigzinsen Schulden auf

    FRANKFURT (dpa-AFX) - Portugal lässt die Krise hinter sich: Erstmals in seiner Geschichte konnte der portugiesische Staat am Mittwoch Schulden mit zehnjähriger Laufzeit bei einem Zinssatz von unter zwei Prozent aufnehmen. Es sei eine Anleihe im Volumen von 1,25 Milliarden Euro zu einer durchschnittlichen Rendite von 1,94 Prozent emittiert worden, teilte die portugiesische Schuldenagentur mit. Bereits seit Ende März hat Portugal immer mehr Vertrauen an den Finanzmärkten gewonnen. Die Rendite zehnjähriger Anleihen hat sich seither im freien Handel halbiert.

    Nach Jahren der Krise hat sich Portugal zuletzt wieder gemausert und glänzt inzwischen mit enormen Fortschritten bei den Staatsfinanzen. Nach jahrelangen Spar- und Reformanstrengungen und gut drei Jahren unter dem EU-Rettungsschirm steht das Land seit Mai 2014 finanziell wieder auf eigenen Beinen. 2016 wurde mit 2,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts das niedrigste Haushaltsdefizit seit 1974 registriert. Portugal unterbot damit die in den EU-Verträgen vorgeschriebenen Höchstquote von drei Prozent bei weitem.

    Lang zurück scheint das Jahr 2011, als das südeuropäische Land von der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) mit einer Hilfe von 78 Milliarden Euro vor dem Bankrott bewahrt werden musste. Portugals Finanzminister Mario Centeno kündigte am Dienstag an, eine Rückzahlung in Höhe von drei Milliarden Euro an den IWF bereits "sehr bald" vorzeitig leisten zu können.

    Auch Portugals Wirtschaft läuft wieder rund und ist im zweiten Quartal mit 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr so stark gewachsen wie seit über 16 Jahren nicht. Der Tourismus boomt wie noch nie. Die Arbeitslosigkeit ist Zahlen vom Mittwoch zufolge im dritten Quartal mit 8,5 Prozent auf einen mehrjährigen Tiefstand gefallen. Kein Wunder, dass sich der sozialistische Regierungschef António Costa auf seinem Weg bestätigt sieht, den harten Sparkurs der konservativen Vorgänger-Regierung zu entschärfen und die Steuerlast etwas zu verringern.

    Inzwischen haben auch führende Bonitätswächter auf die jüngste Entwicklung reagiert. Im September hatte die US-Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) die Kreditwürdigkeit des Landes aus dem "Junk"-Bereich heraus angehoben und stuft Portugal seither wieder als sicheren Gläubiger ein. Christoph Rieger, Experte bei der Commerzbank, sieht gute Chancen, dass im Dezember auch eine Hochstufung durch die Ratingagentur Fitch folgen wird. Dann könnten portugiesische Anleihen auch wieder in wichtige Geldanlage-Indizes aufgenommen werden, an denen sich beispielsweise große Vermögensverwalter orientieren. Dadurch könnte die Nachfrage nach portugiesischen Papieren noch zusätzlich steigen.

    Jenseits der eigenen guten Entwicklung profitierte Portugal bei der Schuldenaufnahme am Mittwoch aber auch von einem allgemein sehr günstigen Umfeld am Anleihemarkt. Die Renditen der meisten Euro-Länder - allen voran der südeuropäischen - haben zuletzt deutlich nachgegeben. Experten führen dies auf die bei der jüngsten Zinsentscheidung verkündete Verlängerung des milliardenschweren Anleihekaufprogramms der Europäischen Zentralbank (EZB) um zunächst neun Monate bis Herbst 2018 zurück.

    Einige Ökonomen warnen denn auch vor zu viel Optimismus mit Blick auf Portugal. Denn wenn die EZB ihre geldpolitische Unterstützung künftig deutlich reduzieren sollte und die Zinsen wieder steigen, werde sich in Lissabon die nach wie vor sehr hohe Staatsverschuldung durch stark steigende Zinszahlungen bemerkbar machen. Ungeachtet der zuletzt relativ geringen Neuverschuldung liegt der über Jahre angesammelte portugiesische Schuldenberg derzeit bei über 130 Prozent der Wirtschaftsleistung - im Euroraum stehen nur Griechenland und Italien noch tiefer in der Kreide./tos/bgf/jha/





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