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     1539  0 Kommentare Starkes Wachstum wird Populismus nicht verdrängen

    Die Weltwirtschaft boomt und viele Indikatoren zeigen ein ausserordentlich hohes Verbraucher- und Wirtschaftsvertrauen an.

    Daraus lässt sich unserer Einschätzung nach nicht schliessen, dass das Jahr 2018 für Populisten schwieriger sein wird:            

    (1) Einkommen und Vermögen bleiben ungleicher verteilt als in der Vergangenheit.

    (2) Mehrere nicht-monetäre Indikatoren zeigen, dass sich das Wohlergehen grosser Teile der Bevölkerung nicht verbessert hat.

    (3) Die Digitalisierung führt zu einer grösseren Anzahl spezialisierter Nachrichtenkanäle, in denen Extrempositionen kein natürliches Korrektiv mehr finden, was den öffentlichen Diskurs erschwert und so zu einer polarisierten Gesellschaft beiträgt.

    Auch die Finanzmärkte werden daher mit risikofreudigeren Wählern leben müssen.
     
    Die Wirtschaftsdaten haben letzte Woche in Euroland erneut überrascht: Im dritten Quartal stieg das Wachstum auf 2,5% gegenüber dem Vorjahr – das höchste Niveau seit 2011. Im Gesamtjahr könnte sich sogar das stärkste Wachstum seit 2007 ergeben. Zudem liegen das Verbrauchervertrauen auf dem höchsten Stand seit Anfang 2001 und die Arbeitslosenquote auf dem niedrigsten seit Januar 2009. Man könnte sich vorstellen, dass in einem so günstigen wirtschaftlichen Umfeld die Zufriedenheit mit dem Status Quo zunimmt, sodass die Verlockung populistischer Kandidaten und Parteien, die in den letzten zwei Jahren erlebt wurde, wieder verblasst. Wir glauben, dass dies eine falsche Schlussfolgerung wäre und empfehlen daher Finanzmarktteilnehmer, die politische Entwicklung weiterhin aufmerksam verfolgen.
     
    Letzte Woche wurden mehrere wichtige Studien veröffentlicht, die zeigen, dass sich das Wohlergehen grosser Bevölkerungsteile nicht unbedingt parallel mit den günstigen Wirt-schaftsstatistiken verbessert. So stellt ein Arbeitspapier aus dem Internationalen Währungsfonds  mit neuen Daten dar, wie die US-Gesellschaft auseinander driftet. So sank der Anteil der Haushalte mit mittlerem Einkommen von 1970 bis 2016 von 57,6% auf 48,3%, während der Anteil der Haushalte mit niedrigem Einkommen von 16,8% auf 22,4% anstieg. Die Autoren ermitteln, dass technologischer Wandel und internationaler Handel mehr als die Hälfte des Anstiegs der Einkommenspolarisierung erklären können. Interessanterweise finden sie auch, dass reichere US-Bundesstaaten weniger polarisiert sind. Sie erklären auch, dass technologischer Fortschritt und Globalisierung den allgemeinen Lebensstandard erhöhen – jedoch mit Nebenwirkungen, die verstanden werden müssen. Diese müssen nicht unbedingt rational sein. So halten wir es beispielsweise für wahrscheinlicher, dass Arbeitsplatzverluste Populisten inspirieren, protektionistische Ideen zu verbreiten als zu einem Protest gegen die arbeitsplatzsparende Nutzung von Smartphones aufzurufen.


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    Dr. Karsten Junius
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    Dr. Karsten Junius ist seit dem 1. April 2014 Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin AG und hat die Leitung des Economic Research inne. Bevor er zur Bank J. Safra Sarasin stiess, war Dr. Junius beim Internationalen Währungsfonds als „Principal Economist“ tätig. In vorgängigen Positionen arbeitete er als Leiter Kapitalmarkt- und Immobilien Research bei Deka Bank und als Ökonom bei Metzler Asset Management GmbH. Davor war er Ökonom am Institut für Weltwirtschaft der Universität Kiel. Dr. Karsten Junius ist CFA Charterholder und doktorierte in Volkswirtschaft an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel.
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    Verfasst von Dr. Karsten Junius
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