Zinsentwicklung wird zum Risikofaktor Nummer eins
Die Renditen sinken und die US-Zinskurve flacht sich gleichzeitig ab, was auf wirtschaftliche Turbulenzen in 2018 hindeutet. Wo können Anleger in diesem Umfeld noch attraktive Renditen ergattern? Nach der wochenlangen Talfahrt sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen in den vergangenen Tagen plötzlich kräftig nach oben geschossen und liegen bei 2,4 Prozent. Das nun beschlossene Steuerpaket dürfte kräftige Steuersenkungen bringen und die Wirtschaft angekurbeln, was die Zinsen und den Dollar nach oben treibt.
Trotz des jüngsten Zinssprungs liegen die Renditen für zehnjährige US-Anleihen aber immer noch unter dem Niveau von 2,5 Prozent von Mitte Dezember 2016, obwohl die Fed seit damals die Leitzinsen drei Mal angehoben und im Oktober 2017 mit dem Abbau der Bilanzsumme begonnen hat. Das zeigt, dass die Investoren die langfristigen Perspektiven für die US-Wirtschaft skeptisch einschätzen. Anleger flüchten trotz der Leitzinserhöhungen nämlich in langlaufende Staatsanleihen und drücken damit die Zinsen nach unten.
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Zinskurve bald negativ?
Das hat Auswirkungen auf die Zinsstrukturkurve, also wie hoch der Zinsaufschlag für zehnjährige Anleihen gegenüber zweijährigen ist. Zwar ist er nach der jüngsten Entwicklung wieder auf 64 Basispunkte (0,64 Prozentpunkte) nach oben geklettert, aber dennoch liegt er damit in der Nähe des Zehn-Jahres-Tiefs, die Zinsstrukturkurve ist daher so flach wie seit rund zehn Jahren nicht mehr. Wenige Tage nach Trumps Amtsantritt am 20. Januar lag der Wert noch bei rund 130 Basispunkten.
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Sollte die Tendenz anhalten, weil die US-Notenbank wie angekündigt die Leitzinsen im kommenden Jahr anhebt und sich die Wirtschaft wie in der Vergangenheit danach häufig abkühlt, könnten sich Anleger noch stärker in länger laufende Staatsanleihen engagieren. Gleichzeitig sinken die langfristigen Renditen und die Zinskurve würde sich weiter abflachen. Kommt es im Zuge dieser Entwicklung wie so oft zu einer inversen Zinskurve, bei der die kurzfristigen Zinsen über den langfristigen Renditen liegen, droht eine Rezession. Zuletzt gab es eine solche Situation in den Jahren 2007 bis 2008 vor der Finanzkrise. Nicht immer entsteht nach der Bildung einer inversen Zinskurve eine Rezession, aber die Wahrscheinlichkeit hierfür nimmt zu und die Rezessionsgefahr könnte sich bei drei geplanten US-Leitzinsanhebungen im nächsten Jahr beschleunigen.