Ex-EZB-Präsident
Starke deutsch-französische Achse zur Reform Europas
FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutschland und Frankreich sollten sich nach Überzeugung von Ex-EZB-Präsident Jean-Claude Trichet gemeinsam an die Spitze einer Bewegung zur Reform Europas setzen. "Ich hoffe sehr und ich bin zuversichtlich, dass Deutschland und Frankreich gemeinsam das günstige Zeitfenster nutzen werden, das sich aktuell bietet, um der Europäischen Einheit neue Impulse zu geben", sagte Trichet der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt.
Europa müsse in vielen Bereichen Fortschritte machen, mahnte der Franzose, der von November 2003 bis Ende Oktober 2011 die Europäische Zentralbank (EZB) führte. "Wir müssen nicht nur die wirtschaftliche, fiskalische und finanzielle Führung verbessern, sondern uns auch in der gemeinsamen Verteidigung engagieren: Sicherheit, Kampf gegen den Terrorismus und quasi-föderale Kontrolle unserer Schengen-Grenzen", sagte Trichet.
Ohne Emmanuel Macron direkt zu erwähnten, stellte sich Trichet hinter die Reformagenda des jungen französischen Präsidenten. "Wir brauchen einen Finanzminister der Eurozone. Und wir sollten dem Europäischen Parlament mehr Gewicht geben, insbesondere im Format der Eurozone, um mehr demokratische Verantwortung zu erreichen", sagte Trichet.
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Macron hatte im September einen bis 2024 reichenden Fahrplan mit zahlreichen und teils konfliktträchtigen Forderungen für einen weitreichenden Umbau der Europäischen Union präsentiert. Unter anderem will er einen eigenen Haushalt und einen Finanzminister für die Eurozone. In Deutschland wurde der Vorstoß kontrovers diskutiert, die schleppende Bildung einer neuen Bundesregierung erschwert das Angehen von Reformen auf europäischer Ebene./ben/mar/DP/stk