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    Marktkommentar  918  0 Kommentare David Zahn (Franklin Templeton): Unterschätzen viele Anleger die langfristigen Auswirkungen des Brexit?

    Die langfristigen Auswirkungen des Brexit, stellen für Europa die größte politische Unsicherheit dar, meint David Zahn.

    2018 dürfte laut David Zahn, Head of European Fixed Income bei Franklin Templeton, das Jahr sein, in dem die wirtschaftlichen Grundsätze ihren Wert für Festzins-Anleger, die nach Chancen in Europa Ausschau halten, wieder geltend machen. Dennoch unterschätzen seiner Ansicht nach viele Anleger die langfristigen Auswirkungen des Brexit.

    Brexit droht Kräftegleichgewicht in der EU langfristig zu verschieben

    Einige Teile Europas – insbesondere Irland und Deutschland – könnten möglicherweise ziemlich hart getroffen werden, falls das Vereinigte Königreich die EU ohne Abkommen verlassen sollte. Diese Teile Europas dürften daher sicherstellen wollen, dass es zumindest irgendeine Art von Abkommen gibt, auch wenn dies nicht unbedingt das beste für alle Seiten sein muss.

    Aber auf längere Sicht könnte der Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU aus unserer Sicht allmählich abweichende Positionen zwischen den einzelnen Fraktionen innerhalb des Handelsblocks aufdecken. Und er könnte das Kräftegleichgewicht im Europäischen Parlament zugunsten der Länder der Eurozone verschieben.

    Länder wie Deutschland und Frankreich wünschen eine stärkere Integration der EU, während andere, beispielsweise in Mitteleuropa, eine losere Gruppierung bevorzugen, die ihnen Handelsvorteile und zugleich mehr Kontrolle über die eigene Souveränität erlaubt.

    Nach den Regeln des Europäischen Parlaments erfordert ein Beschluss oder ein Veto 67 % der Stimmen. Gegenwärtig entfallen rund 70 % der Stimmen im Europäischen Parlament auf die Länder der Eurozone, und die Länder außerhalb der Eurozone, einschließlich des Vereinigten Königreichs, stellen die verbleibenden 30 %.

    Somit könnte derzeit das Nein eines einzigen Landes der Eurozone eine Abstimmung zum Scheitern bringen. Doch nach dem Austritt des Vereinigten Königreichs, auf das im Europäischen Parlament 12 % der Stimmen entfallen, wird die Stimme der Länder außerhalb der Eurozone weniger Gewicht haben.

    Dies könnte die EU nach unserer Ansicht viel stärker in einen Euro-Club umwandeln. Diejenigen Länder, die den Euro noch nicht eingeführt haben, müssen ihre Position möglicherweise überdenken, falls sie bei der Zukunft der Union ein Wörtchen mitreden wollen.

    Ebenso verfolgte das Vereinigte Königreich in Bezug auf den EU-Haushalt immer wieder einen eher strengen Sparansatz und stimmte häufig mit anderen, vorwiegend nordeuropäischen Mitgliedstaaten (einschließlich Deutschlands) gegen höhere Ausgaben.

    Nach dem Austritt des Vereinigten Königreichs könnten Länder, die höhere EU-Ausgaben wünschen, eine Mehrheit finden und auch im Falle eines etwaigen Widerstands von Deutschland bei Abstimmungen erfolgreich sein.

    Auch dies könnte nach unserer Ansicht für abweichende Entwicklungen in der Union sorgen, wenn auch vermutlich nicht in unmittelbarer Zukunft. Dennoch dürften die europäischen Politiker bereits ihr Vorgehen angesichts dieser neuen Situation bedenken, und auch die Anleger sollten dieses Thema im Auge behalten.

    Wachsamkeit in Bezug auf Europa 2018

    Die Wahl von Emanuel Macron zum französischen Präsidenten und die Wiederwahl von Angela Merkel als Bundeskanzlerin – beide Verfechter einer weiteren Integration Europas – zeigen uns, dass die politische Führung für die EU vermutlich so stabil ist, wie seit vielen Jahren nicht mehr.

    Daher dürfte die Politik zumindest 2018 in den Hintergrund rücken, und die Märkte werden sich stärker auf den geldpolitischen Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie auf die gesamtwirtschaftliche Lage konzentrieren.

    Aus unserer Sicht ist der Wachstumstrend in Europa generell positiv, auch wenn es Gründe zur Vorsicht gibt.  Einige Regionen sind schwächer als andere, und die Inflation in der gesamten Eurozone liegt nach wie vor deutlich unter dem Zielwert der EZB von 2 %, was weiterhin die fortgesetzt lockere Geldpolitik der EZB rechtfertigt. Wir rechnen damit, dass die EZB ihr quantitatives Lockerungsprogramm (QE) etwas über den bis September gesteckten Zeitrahmen hinaus verlängern wird.

    Ebenso rechnen wir erst deutlich nach dem Abschluss des QE mit einer Zinsanhebung seitens der EZB. Es dürfte bis zum Jahr 2020-2021 dauern, bis die Zinssätze in der Eurozone allmählich wieder steigen.

    Andererseits erwarten wir innerhalb der EZB in den nächsten 18 Monaten personelle Wechsel. Die Amtszeit von Mario Draghi als EZB-Präsident endet im Oktober 2019, und im Laufe des nächsten Jahres wird auch mit dem Rücktritt mehrerer weiterer Mitglieder des EZB-Rats gerechnet.

    Berücksichtigt man all diese Überlegungen, dürften sich Anleihen in Europa im Jahresverlauf vermutlich innerhalb einer engen Bandbreite bewegen. Die Renditen könnten leicht über das jetzige Niveau steigen, doch wir rechnen nicht mit einem deutlichen Anstieg ohne eine stärkere Rückkehr der Inflation nicht nur in Europa, sondern auch im Rest der Welt. Wir erkennen jedoch vereinzelt mögliche Chancen in bestimmten europäischen Währungen, insbesondere der norwegischen und der schwedischen Krone, die jüngst einen relativ starken Abverkauf erlebten.




    Rechtliche Hinweise:

    Die Kommentare, Meinungen und Analysen in diesem Dokument dienen nur zu Informationszwecken und sind nicht als persönliche Anlageberatung oder Empfehlung für bestimmte Wertpapiere oder Anlagestrategien anzusehen. Da die Märkte und die wirtschaftlichen Bedingungen schnellen Änderungen unterworfen sind, beziehen sich Kommentare, Meinungen und Analysen auf den Zeitpunkt der Veröffentlichung und können sich ohne Ankündigung ändern. Dieses Dokument ist nicht als vollständige Analyse aller wesentlichen Fakten in Bezug auf ein Land, eine Region, einen Markt, eine Anlage oder eine Strategie gedacht.




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    Marktkommentar David Zahn (Franklin Templeton): Unterschätzen viele Anleger die langfristigen Auswirkungen des Brexit? Die langfristigen Auswirkungen des Brexit, stellen für Europa die größte politische Unsicherheit dar, meint David Zahn.