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    Börsenwissen  2503  1 Kommentar
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    Growth, Value und Momentum

     

    Es existieren im Wesentlichen drei Stile des Value Investing, wie sie von Prof. Bruce Greenwald, Inhaber des Graham-and-Dodd-Lehrstuhls für Value Investing an der Columbia University, herausgearbeitet wurden (Basic Value, Earnings Power und Value of Growth).

     

    Growth und Value – Kein Widerspruch

    Ein Unternehmen können wir Anleger prinzipiell auf zweierlei Weise bewerten: aufgrund seiner Vermögensgegenstände abzüglich Schulden oder aufgrund seiner Ertragskraft. Zusammengefasst handelt es sich bei den drei Stilen des Value Investing nach Greenwald darum, im ersten Fall den Substanzwert zu ermitteln und zu schauen, ob der Börsenwert deutlich darunter liegt. Im zweiten Fall wird der Ertragswert bei normalisierten Gewinnen ermittelt. Nur im dritten Fall fließt zukünftiges Wachstum ein.

     

    Value Investing ist immer dann gegeben, wenn der Börsenwert des Unternehmens unter dem, wie auch immer ermittelten, ökonomischen Wert liegt. Schwierig ist aus meiner Sicht zum einen die Bewertung der Substanz. Hierzu muss man schon fast Wirtschaftsprüfer sein und Detektivarbeit bei den Bilanzen leisten. Wenn man richtig gelegen hat, hat man die Chance auf einmalige gute Gewinne. Eine einfache Methode, die durchaus funktioniert, ist die Identifikation von Aktien mit niedrigem Kurs-Buchwert-Verhältnis. 

     

    Auch die Bewertung zukünftigen Wachstums ist schwierig, weil hier schnell Wunschdenken einfließen kann. Und das im Übrigen nicht nur bei Investoren, sondern genauso häufig bei dem Management von Unternehmen, die sich Wachstum hinzukaufen und später feststellen müssen, dass sie damit Wert vernichten.

     

    Value Investing heißt also streng genommen:

    1. Ermittlung des inneren Wertes mit der in dem speziellen Fall angemessenen Methode

    2. Ermittlung der Börsenwerts und Vergleich mit dem wahren ökonomischen Wert

    3. Kauf bei einer deutlichen Unterbewertung, Verkauf bei einer deutlichen Überbewertung

     

    Stile beim Value Investing

     

     

    Der eigentliche Widerspruch bei den Investmentstilen ist derjenige zwischen Growth und Momentum. Während sich der Value Investor am Inneren Wert orientiert, orientiert sich der Momentum-Investor vor allem am Trend – vielleicht führt er noch einen Qualitätscheck bei der Aktie durch. Momentum kann durch verschiedene Faktoren bestimmt werden: lang- oder kurzfristige Trends (zum Beispiel die Charttechnik) oder auch durch die relative Stärke.

     

    Momentum-Märkte können eine große Kraft entwickeln. In der Börseneuphorie von 1995 bis 2000 schienen zum Schluss alle Gesetze des Aktienmarktes außer Kraft gesetzt zu sein. Die Aktien stiegen und stiegen...

     

    Sie haben es bestimmt schon selbst erlebt: Wenn Sie fest davon überzeugt waren, dass eine Aktie nicht noch tiefer fallen könne und deswegen kauften, brach sie danach noch weiter ein. Und weiter...  Und weiter... Oder Sie waren überzeugt, dass eine Aktie viel zu teuer geworden ist und verkauften – nur um danach steigenden Kursen hinterher zu sehen. 

     

    Momentum-Investing

     

     

    Value Investoren verkaufen tendenziell in steigenden Märkten und kaufen in fallenden Märkten zu früh. Das ist in Ordnung, denn zum Tiefpunkt kaufen nur Lügner, zum Hochpunkt verkaufen diese Leute dann wieder. Leider ist die Finanzbranche voll von Lügnern.

     

    Praxis: Die Privatinvestor-Datenbank, Value und Momentum

    In unserem Börsenbrief Der Privatinvestor verfolgen mein Team und ich die Methode der Inneren Werte. Es wäre auch vermessen, zwischen den Stilen Value und Momentum hin- und herspringen zu wollen, um die eigene Performance zu verbessern. Eine Mischung derartig gegensätzlicher Stile verbessert nicht Ihre Performance, sondern schafft bestenfalls Verwirrung und verschlechtert Ihr Resultat. (Sie können sich natürlich Substanz- und Wachstumswerte ins Depot legen, das ist aber eine andere Sache.)

     

    Sie werden sehen, dass in unserer Datenbank viele Titel aus unserer Sicht aktuell fair bewertet sind, aber dennoch weiter steigen. In der Datenbank geben wir den Inneren Wert von rund 70 Unternehmen an. Notiert eine Aktie deutlich unter ihrem Inneren Wert, ist sie prinzipiell interessant, notiert die Aktie erheblich darüber, käme ein Verkauf in Betracht.

     

    Befindet sich ein Unternehmen im Aufwärtstrend, können Sie überlegen, nicht zu verkaufen, auch wenn der Innere Wert deutlich überschritten ist. In diesem Fall – und nur in diesem Fall – empfehle ich, gegebenenfalls einen Stop-Loss in Erwägung zu ziehen. Damit können Sie bei überbewerteten Unternehmen Ihre Gewinne absichern, aber dennoch am Trend teilhaben.

     

    Unternehmen im Abwärtstrend behalten diesen Trend oft eine Weile bei. Einen Kauf sollte man sich daher ebenfalls gut überlegen. Hier können Sie eine Stop-Buy-Marke unterhalb des Inneren Wertes setzen und diese nach unten nachziehen. Damit kaufen Sie nicht zu früh, sondern könnten die Abwärtsbewegung eines Kurses weiter ausnutzen.

     

    Aber denken Sie daran: Die besten Investmententscheidungen sind meistens klare und einfache Entscheidungen und keine technischen Spielereien. Und da gibt es nur drei Entscheidungen: kaufen, halten oder verkaufen.

     

    Auf gute Investments,

    Ihr

    Max Otte

     

    P.S.: Auf dem Privatinvestor-Blog bringen wir täglich neue Kommentare, vermitteln Börsenwissen und Anlagestrategien. Es lohnt sich, regelmäßig vorbeizuschauen!




    Professor Max Otte
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    "Ihre Geldanlage ist Chefsache - und zwar Ihre eigene" (Prof. Dr. Max Otte). Nach diesem Grundsatz unterstützt der Fachbuchautor* Prof. Dr. Max Otte seit mehr als zehn Jahren Privatanleger bei ihrem eigenverantwortlichen Vermögensaufbau. Er agiert dabei unabhängig von Banken und Finanzdienstleistern nach den Prinzipien der wertorientierten Kapitalanlage (Value Investing). Weitere Informationen finden Sie unter: www.privatinvestor.de

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    Verfasst von Professor Max Otte
    Börsenwissen Growth, Value und Momentum Es existieren im Wesentlichen drei Stile des Value Investing, wie sie von Prof. Bruce Greenwald, Inhaber des Graham-and-Dodd-Lehrstuhls für Value Investing an der Columbia University, herausgearbeitet wurden (Basic Value, Earnings Power und Value of Growth)...